Mit einem dreitägigen Festival wollen Fans des FC St. Pauli ein Zeichen setzen. DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig kommt zur Podiumsdiskussion.

Hamburg. „Ein Verein wie kein anderer, verdient ein Museum wie kein anderes“, erklärt Christoph Nagel kurzum, woran er und seine Kollegen vom Verein „1910 – Museum für den FC St. Pauli“ bereits seit Sommer 2012 hinter den Kulissen arbeiten. Inzwischen ist man sich mit dem Club, der Stadt und der Polizei einig, dass die Erlebnisstätte für Fans in den Räumlichkeiten der neuen Gegengerade entstehen soll. Dort, wo lange Zeit eine Polizeiwache geplant war. Einen offiziellen Einzugstermin gibt es jedoch weiter nicht.

Ab diesem Donnerstag sollen die Anhänger beim Festival „Fußball und Liebe“ am Millerntor aber für drei Tage bereits erleben können, was Museum für den Stadtteilclub heißt. Mit Podiumsdiskussionen, Musik, Fußball, Ausstellungen und Workshops soll die Fankultur erlebbar sein. „Eine Ausstellung ist eigentlich das, was alle von einem Vereinsmuseum erwarten. Außer dem Oddset-Pokal haben wir aber ohnehin keine Trophäen auszustellen. Bei uns geht es um eine Mischung aus Fankultur, Popkultur und auch politische Inhalte“, weiß Museums-Vorstandsmitglied Nagel. Dabei ist den Initiatoren besonders wichtig, den Fokus von Debatten um Gewalt in Stadien wegzulenken und die Liebe zu ihrer Sportart zu zeigen. „Menschen, die noch nie im Stadion waren, müssen heute ja den Eindruck bekommen, dort herrsche Krieg“, sagt Nagel. „Alle reden von Fußball und Gewalt. Wir feiern Fußball und Liebe“, lautet deshalb das Motto des Festivals.

Mit einem zukünftig besseren Miteinander von Fans, Verantwortlichen und Politikern beschäftigt sich an diesem Donnerstag (19.30 Uhr) zum Festivalauftakt eine hochkarätig besetzte Diskussionrunde in St. Paulis Fanräumen der Gegengerade. Dieser gehören unter anderem Andreas Rettig (Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga), Carsten Cramer (Marketingdirektor Borussia Dortmund), Gerhard Delling (TV-Journalist) und Fanvertreter an. Nagel, der die Talkrunde moderieren wird, erklärt: „Wir werden eine Debatte über das führen, was den Fußball ausmacht. Dabei muss aber auch hinterfragt werden, was wir Fans besser machen können.“

Thees Uhlmann kickt gegen England

Ein Musiker-Länderspiel zwischen Deutschland und England, an dem auch Thees Uhlmann und Bandmitglieder von Kettcar teilnehmen, sorgt beim Festival für sportliche Reize. Bewusst findet es parallel zum Reeperbahn-Festival statt, weshalb sich internationale Musiker für Auftritte angekündigt haben. „Fußball und Liebe“, das soll auch in Form von Filmen ausgedrückt werden, die die Besucher gemeinsam mit den Regisseuren diskutieren können. Bei einem Fahnenworkshop können Fans unter professioneller Anleitung ihr eigenes Utensil für den Stadionbesuch basteln. „Für Farben, Garn und Nähmaschinen ist gesorgt“, berichtet Nagel, „für viele ist so etwas die Einstiegsdroge in die Fankultur“.

Mit rund 3000 Besuchern an drei Tagen rechnen die Veranstalter, die die gesamte Organisation ehrenamtlich übernommen haben. Bereits im Vorfeld sind Fans dazu aufgerufen Texte, Videos und Fotos unter dem Motto „Moments in Love – Liebestaumel und Liebeskummer mit dem FC St. Pauli“ einzusenden. Diese sollen in einer Ausstellung präsentiert und von Oliver Rohrbeck (früherer drei???-Sprecher) vorgelesen werden. Die Stimme des Millerntors, Stadionsprecher Rainer Wulff, wird zudem eigene Gedanken zu seinen Erlebnissen rund um den FC St. Pauli vortragen. Das Festival stellt die größte Fanaktion seit dem Konzert zum 100. Vereinsjubiläum im Jahr 2010 dar.

2014, so der Wunsch der Initiatoren, soll auf 650 Quadratmeter Fläche in der Gegengerade das feste Zuhause der Geschichte des Kiezclubs entstehen. Ohne Pokale. „Schließlich ist der FC St. Pauli mehr als ein Fußballverein“, sagt Nagel.