Der Zehner überzeugt im Offensivzentrum des FC St. Pauli und könnte damit gleich zwei Probleme seines neuen Trainers lösen.

Hamburg. Eigentlich hätte Michael Frontzeck es sich viel einfacher machen können. Nachdem er bei seinem Amtsantritt vor vier Wochen schnell vom System mit zwei echten Angreifern abgekommen war und seitdem mit einem Kreativspieler als hängender Spitze operiert, experimentierte der Trainer des FC St. Pauli dort wie auf keiner anderen Position. In seinem ersten Spiel beim SC Paderborn verschob er Fin Bartels vom Flügel ins Zentrum, um ihn während der Partie gegen Dresden wieder auf die Außenbahn zu ziehen und in der 74. Minute durch Dennis Daube zu ersetzen.

Bartels brillierte in Paderborn, enttäuschte gegen Dresden, und auch Daube kam gegen Dynamo wie im Pokalspiel beim VfB Stuttgart nicht über Ansätze hinaus. So schenkte Frontzeck in München einem dritten Kandidaten das Vertrauen, der zumindest von seiner Rückennummer her ohnehin am kompatibelsten für die ausgeschriebene Stelle scheint. Der Trainer suchte eine "Zehn" und hat nun ebendiese gefunden: Christopher Buchtmann, mit der entsprechenden Zahl auf dem Trikot.

St. Paulis Zehner interpretierte die Position in der Allianz-Arena als Bälle festmachende, tempoverschärfende, kreative Schaltstelle, wirbelte hinter, neben und um die einzige echte Sturmspitze Daniel Ginczek herum. Mit schnellem Direktspiel setzte der 20-Jährige die Kollegen in Szene, suchte selbst den Abschluss und verdiente sich auch den Applaus des Trainers. Frontzeck habe ihm ein hervorragendes Spiel attestiert, "aber die ganze Mannschaft wurde ja nach dem 60-Spiel gelobt", will er die Worte keineswegs als exklusive Wertschätzung verstanden wissen.

Und doch dürfte der Trainer sich besonders über seine Leistung gefreut haben. Sollte der unmittelbar vor Ende der Transferperiode aus Köln gekommene Neuzugang seine Leistung bestätigen, könnte Frontzeck mit Bartels wieder einen Leistungsträger auf den bislang zu häufig zu schwach besetzten Außenbahnen aufbieten. St. Paulis Spiel würde an Variabilität, Torgefahr und damit an Qualität gewinnen.

Für Buchtmann, Kapitän und Kopf der deutschen U17-Europameisterelf von 2009, ist die Rolle nicht neu. Er kennt das Spiel in der Zentrale, gefiel dort schon bei seinem ersten Startelfeinsatz für die Hamburger in Frankfurt (1:2), fand sich nach dem Trainerwechsel und dem folgenden 0:3 in Regensburg aber schnell auf der Bank wieder.

"Wir haben rotiert, und beim 2:2 gegen Union Berlin lief es ja wieder gut. Deshalb musste ich warten und mich im Training anbieten", sagt Buchtmann, für den sich durch den Trainerwechsel augenscheinlich nichts geändert hat: "André Schubert hat Vertrauen in mich gesetzt, klar. Aber ich hoffe und denke, dass das auch unter Frontzeck so ist."

Überhaupt fühlt sich der Mindener trotz des vorübergehenden Reservistendaseins überaus wohl: "Absolut. Ich bin wirklich froh, hier zu sein. Wir haben eine super Mannschaft, und auch drumherum gibt es hier im Verein unglaublich viele nette Leute." Und so hofft er, dass die Erfolgsgeschichte am Montag das nächste Kapitel erhält: "Wir müssen jetzt gegen Bochum nachlegen", weiß er, "und natürlich hoffe ich, dass ich wieder dabei bin."