Der Fokus liegt beim Kiezklub trotz des anstehenden DFB-Pokal-Spiels morgen in Stuttgart auf dem Liga-Spiel bei 1860 München.

Hamburg. Es war ein neues, ungewohntes Gefühl für die Profis des FC St. Pauli, eine Woche mit einem positiven Gefühl zu beginnen. Der 3:2-Sieg gegen Dynamo Dresden war Brustlöser und Stimmungsmacher zugleich. "Daran kann man sich gewöhnen", sagt Fabian Boll, wohl wissend, dass man mit einem Sieg längst noch nicht aus der "prekären Situation", wie es der Kapitän beschreibt, heraus ist.

Daher hielt sich der Mittelfeldspieler vor dem DFB-Pokal-Spiel am Mittwoch beim VfB Stuttgart (19 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) mit St.-Pauli-typischen Kampfansagen zurück. Zwar sei es für den Verein ein lukratives Geschäft, die nächste Runde zu erreichen, sportlich aber liege der Fokus auf dem Zweitligaspiel am Sonnabend gegen 1860 München. "Das ist in dieser Woche die deutlich wichtigere Partie. Priorität hat für uns ganz klar die Liga", sagt der 33-Jährige, der klarstellte, dass man das Duell mit den Schwaben dennoch nicht herschenken will.

Schließlich weiß keiner beim Kiezklub besser, wie es ist, im Pokal für Überraschungen zu sorgen. Boll gehörte zu jener Mannschaft, die in der Saison 2005/06 bis ins Halbfinale marschierte und dort erst am späteren Pokalsieger Bayern München scheiterte. Die Erinnerungen an die legendären "B-Spiele" (gegen Burghausen, Bochum, Berlin, Bremen und Bayern) seien mittlerweile ein wenig verblasst, sagt der Führungsspieler, daher plane er auf dem Weg nach Stuttgart noch einmal die DVD-Mitschnitte von damals als Motivation anzuschauen. "Wir hatten im Vergleich zu heute die deutlich schlechteren Einzelspieler, haben es aber als Team hinbekommen", sagt Boll, der genau diese mannschaftliche Geschlossenheit auch gegen Stuttgart als Schlüssel zur möglichen Sensation ausgemacht hat. "Wir wollen den VfB ärgern, lange das 0:0 halten und immer wieder Nadelstiche setzen", sagt Boll.

Körperlich, das sagen alle Beteiligten, hat das Spiel gegen Dresden Spuren hinterlassen. Mit dem Sieg gegen Dynamo begann für St. Pauli die Marathon-Woche mit drei Partien in sechs Tagen. "Das Spiel gegen Dresden war nach dem 0:2-Rückstand in der Tat kräftezehrend. Aber wir haben gestern regeneriert und am Dienstag eine Trainingseinheit. Daher werden wir fit für Stuttgart sein", sagt Innenverteidiger Christopher Avevor.

Auch Boll glaubt nicht, dass die ungewohnten Strapazen Probleme bereiten werden, schließlich sei es für jeden Fußballprofi etwas ganz Besonderes, im DFB-Pokal zu spielen. "Außerdem würde ich sehr gerne mal wieder ein Heimspiel im Pokal am Millerntor erleben", sagt Boll. Doch bevor der Traum des Pokalexperten in Erfüllung gehen kann, muss am Mittwoch der VfB Stuttgart ausgeschaltet werden. Ein möglicher Sieg gegen die Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia könnte dabei bei den Kiezkickern für noch mehr "Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl", wie Boll erklärt, sorgen und weiter Aufschwung geben. Wie gut sich Erfolge anfühlen, hat der FC St. Pauli am vergangenen Sonntag gegen Dresden am eigenen Leib erfahren.