Taktische Disziplin gilt für den Rheinländer als erster Schlüssel zum Erfolg. Und die Spieler setzen Vorgaben ihres neuen Trainers um.

Hamburg. Die Bedeutung, die er dem Thema beimisst, war bereits in den ersten Tagen seines neuen Engagements deutlich geworden. Bei den Unterbrechungen der Trainingseinheiten fiel das Wort ebenso häufig wie in den Mannschaftsbesprechungen. Ein Begriff, dem Michael Frontzeck mit seiner rheinischen Mundart einen ganz persönlichen, exklusiven Charakter verlieh: die "Ochtnung".

Kompakt zu stehen, sich taktisch diszipliniert und in der vorgegebenen Entfernung zueinander zu bewegen, war der erste Schwerpunkt gewesen, den der Trainer auf seiner vierten Station gesetzt hatte. "Die Abstände zwischen den Spielern, das war ihm äußerst wichtig", berichtet Florian Kringe, "und ich denke, das haben wir in Paderborn sehr gut hinbekommen." Tatsächlich war es der Schlüssel zu einer deutlichen Leistungssteigerung gewesen, die beim 1:1 am Ende zwar nur mit einem Punkt belohnt, insgesamt aber als Erfolg verbucht werden durfte. Die Mannschaft präsentierte sich als Einheit, agierte und reagierte anders als beim letzten Auswärtsauftritt in Regensburg wieder im Verbund. Den Ostwestfalen, bis dahin mit 15 Toren die drittbeste Offensive der Liga, wurden lediglich zwei echte Torversuche gestattet. Auf der Gegenseite schuf sie nach schnellem Direktspiel etliche Strafraumszenen und scheiterte dabei nicht an sich selbst, sondern vornehmlich am herausragenden SC-Torwart Lukas Kruse. "Ja, es gab bereits einige Sachen, die mir wirklich sehr gut gefallen haben", lobte der Trainer, "die Mannschaft ist eng zusammengeblieben, hat den ersten Test ohne Wenn und Aber bestanden. Sie ist intakt, und was wirklich beachtlich ist: Sie blieb auch in der Phase nach dem Ausgleich in " - na klar - "der Ochtnung."

Hatte die Vorgabe vor dem Spiel noch gelautet, ungeachtet der Art und Weise drei Punkte mit nach Hamburg zu nehmen, verfehlte die Mannschaft zwar das Ziel, konnte ihrem Spiel neben taktischer Disziplin aber auch wieder Spielfluss und Ballstafetten verleihen. Ein glänzender Punkt, statt eines dreckigen Siegs - für die mittel- und langfristige Entwicklung des Teams sicher die bessere Variante. "Ja", stimmt Frontzeck zu, "aber nur, wenn wir so drinbleiben, da weitermachen."

Schon morgen geht es auf dem Trainingsplatz daher wieder um die neue "Ochtnung". Den heutigen freien Tag verbringt Frontzeck in Mönchengladbach bei seiner Familie. Mit dem aktuellen Hotelleben mag er sich nicht anfreunden, der Umzug steht unmittelbar bevor. "Meine Frau hat sich schon einige Wohnungen angeschaut. Da wird sicher etwas dabei sein." Auch privat wird für den Familienmenschen, seit 25 Jahren mit Anette verheiratet, damit in absehbarer Zeit alles wieder die gewünschte "Ochtnung" haben.