Im Sommer wurden sie nach mehreren Jahren beim FC St. Pauli aussortiert. Statt zu einem neuen Klub führte sie der Weg nun zunächst aufs Amt.

Hamburg. Am Wochenende wurde Ralph Gunesch im Trikot des FC Ingolstadt am Millerntor mit großem Applaus begrüßt. Zum nächsten Heimspiel gegen den SV Sandhausen darf sich Fabio Morena auf einen emotionalen Empfang freuen. Ehemalige Spieler werden beim FC St. Pauli nicht vergessen. Auch Moritz Volz (1860 München) Philipp Heerwagen und Carsten Rothenbach (beide VfL Bochum) werden in dieser Saison noch an ihre alte Wirkungsstätte zurückkehren. Insgesamt sind acht der zwölf im Sommer gewechselten St. Paulianer bei einem neuen Klub untergekommen, während ein Wiedersehen mit Charles Takyi, Deniz Naki, Ole Springer und Petar Filipovic immer unwahrscheinlicher wird. Das Quartett weiß auch sechseinhalb Wochen nach dem Vertragsende am 30. Juni noch nicht, wie und wo die Profi-Karriere fortgesetzt werden kann.

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Takyi, ghanaischer Nationalspieler, schlug konkrete Angebote vom FSV Frankfurt und dem SC Paderborn aus, hoffte auf bessere Optionen, hatte aber auch Pech, dass sich ein möglicher Transfer zu den Glasgow Rangers wegen des Zwangsabstiegs der Schotten zerschlug. Seit drei Monaten hält sich der Mittelfeldspieler nun schon mit individuellen Läufen, Einheiten im Fitnessstudio und Fußballspielen mit Freunden in Hamburg-Schnelsen fit. In den kommenden Wochen soll eine Entscheidung über seine Zukunft fallen, die nach aktuellem Stand im Ausland liegen wird. Dem 27-Jährigen, der im Juli den Weg zum Arbeitsamt antreten musste, liegen drei Anfragen aus der Football League Championship, der zweithöchsten englischen Spielklasse, vor. Sein Berater hält zudem Kontakt zu einem ambitionierten Verein in Osteuropa, auch ein finanziell interessanter Wechsel in die arabische Wüste sei möglich.

Optionen, die Deniz Naki momentan nicht hat. Nach seinem Ende beim FC St. Pauli kehrte der 23-jährige Publikumsliebling vom Millerntor zu seiner Familie zurück nach Düren, hält sich wie Takyi mit individuellem Training fit. Auch er lehnte ein Angebot aus Paderborn ab, nachdem er sich im Juli mit Holger Stanislawski getroffen hatte. Sein ehemaliger Trainer hätte ihn gerne zum 1. FC Köln geholt, erhielt vereinsintern aber selbst nach den Verletzungen der offensiven Außenspieler Christian Clemens und Adil Chihi keine Freigabe für den Transfer. Naki wartete zu lange. Paderborn hatte sich zwischenzeitlich mit einem anderen Deniz, Nachname: Yilmaz, verstärkt und den Angreifer von Mainz 05 ausgeliehen.

Ole Springer hatte das Paderborner Trikot bereits getragen. Nach dem Ausfall von Ersatztorhüter Nico Burchert war der 20-jährige Schlussmann mit ins Trainingslager gefahren, konnte die Verantwortlichen aber nicht vollends überzeugen. Als mit Sebastian Lange dann auch noch der zweite Reservetorwart ausfiel, spielte Springer erneut vor - und wurde nicht verpflichtet. In den ersten beiden Saisonspielen setzte sich SCP-Torwarttrainer Frederik Gößling lieber selbst auf die Reservebank.

Die bedeutete für Petar Filipovic beim FC St. Pauli in der vergangenen Saison bereits einen Erfolg. Abgesehen von vereinzelten Nominierungen für den Profikader spielte "Pekki" ausschließlich bei der U23 in der Regionalliga. Als das Engagement beim Stadtteilklub nach zehn Jahren für Braun-Weiß nicht mehr verlängert wurde, blieben die Anfragen komplett aus. "Es hat sich kein einziger Verein bei mir gemeldet", berichtet der 21-jährige Mümmelmannsberger, der in dieser Woche bei Cibalia Vinkovci, dem Tabellenvorletzten der ersten kroatischen Liga, vorspielt: "Ich hoffe, dass es klappt und ich hier unterkomme." Es sind die gemeinsame Vergangenheit und die Hoffnung auf einen neuen Vertrag, die Takyi, Naki, Springer und Filipovic verbindet. Geduld ist gefragt. Möglicherweise auch über das Ende der Transferperiode am 31. August hinaus, wenn Vereine personell noch nachbessern und dann auf arbeitslose Profis wie sie zurückgreifen müssen.