Genau 200 Tage nach seinem Abgang kehrt St. Paulis Trainer André Schubert am Freitag erstmals zurück an seine alte Wirkungsstätte.

Hamburg. Wenn André Schubert morgen Nachmittag mit dem FC St. Pauli in Paderborn eintrifft, sind genau 200 Tage seit seinem letzten Spiel als Cheftrainer und sportlicher Leiter der Ostwestfalen vergangen. Dass die Partie in der seit Wochen ausverkauften Energieteam-Arena am Freitag (18 Uhr) nicht nur eine Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte, sondern auch die Spitzenbegegnung des 17. Zweitligaspieltags sein würde, hätte sich der 40 Jahre alte Trainer wohl nicht träumen lassen.

Als St. Paulis neuer Erfolgscoach im April 2011 in Paderborn um Auflösung seines Vertrages bat, war er trotz des gesicherten Klassenerhalts nicht mehr davon überzeugt, mit den vorhandenen Mitteln eine zweitligataugliche Mannschaft formen zu können. "Es gibt kein Einsparpotenzial mehr", erklärte er dem Präsidium des finanzschwachen Klubs und heuerte einen Monat später zusammen mit seinem Co-Trainer Jan-Moritz Lichte am Millerntor an.

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Doch Paderborn ist plötzlich die Überraschungsmannschaft der Liga.

Vor dem letzten Spiel der Hinserie rangiert das Team gerade einmal drei Zähler hinter dem Tabellendritten St. Pauli auf Platz fünf. Sechs Spieler des aktuellen Aufgebots wurden jedoch noch unter der sportlichen Leitung des Nordhessen geholt, viele seiner ehemaligen Schützlinge bilden heute das Gerüst des Teams von Roger Schmidt. "St. Pauli und Paderborn sind zwei außergewöhnliche Mannschaften. Hier habe ich tolle Spieler, in Paderborn hatte ich das auch", sagt Schubert. Aus seinen immer noch guten Verbindungen an die Pader macht er keinen Hehl. "Natürlich ist es für mich ein ganz besonderes Spiel. Es gibt noch sehr viel Kontakt, ich habe da viele Freunde", sagt er. Schubert besitzt in der 145.000-Einwohner-Stadt auch noch eine Wohnung.

2006 kam der studierte Germanist und Sportwissenschaftler als Leiter der Sport- und Nachwuchsförderung nach Paderborn. Im April 2009 wurde er zum Sportchef befördert, einen Monat später übernahm Schubert das Traineramt in Doppelfunktion, gewann viermal in Folge mit insgesamt 11:0 Toren - und Paderborn stieg in die Zweite Liga auf. Schubert führte seine Elf in der Folge souverän auf die Plätze fünf (2010) und zwölf (2011). Auch beim FC St. Pauli weist die Statistik für den Coach schon eine beeindruckende Bilanz aus, liegt er aktuell doch zwei Punkte über dem Wert der Aufstiegssaison 2009.

In Paderborn will man sich vor Schuberts Rückkehr auf die sportlich brisante Begegnung konzentrieren und lehnte Interviewanfragen ab. Nur auf der Jahreshauptversammlung gab es ein kurzes Säbelrasseln in Richtung des Ex-Trainers. Man wolle ihm am Freitag schon zeigen, wozu der Verein imstande ist, hieß es. Anders als beim FC St. Pauli gab es während der Versammlung Applaus für alle Beteiligten. Trotz eines erneuten Verlustes von rund 500 000 Euro - St. Pauli verbuchte im gleichen Zeitraum einen Rekordgewinn von 5,3 Millionen Euro - herrscht in Paderborn angesichts der besten Zweitliga-Hinrunde aller Zeiten Festtagsstimmung. Dabei hatten viele Beobachter nach Schuberts Weggang mit einem Absturz gerechnet. Mit nur 5,1 Millionen Euro ist der Spieleretat rund sieben Millionen Euro kleiner als am Millerntor.

Wenn St. Pauli am Freitagabend an der Paderborner Straße aufläuft, ist der Gastgeber aber seit genau 111 Tagen ungeschlagen. Das will nun ausgerechnet André Schubert ändern.