Ein Kommentar von Lutz Wöckener

Früher wurden sie von vielen belächelt, als Querulanten, als ein überschaubarer Haufen von überkritischen, selbstgerechten Geistern. Die Arbeitsgemeinschaft interessierter Mitglieder (AgiM) und die daraus 1999 hervorgegangene Abteilung Fördernde Mitglieder (AFM) waren lange Zeit in angenehmer Rolle als außerparlamentarische Opposition und so etwas wie die moralische Instanz beim FC St. Pauli. Wer sie und sich weiter darauf reduziert, liegt falsch.

13 Jahre später verwaltet eben jene AFM einen Millionenetat, die kleine Gruppe ist auf eine heterogene Masse von 10 000 St. Paulianern angewachsen. Die AFM gestaltet den Verein mit und hat dessen Weg zurück zur sportlichen Relevanz und wirtschaftlichen Gesundung nicht zuletzt als Darlehensgeber entscheidend begleitet. Vereins- und Geschäftsführung, Ehrenamtliche und Hauptamtliche wären gut beraten, sich ernsthaft mit der Vertretung von zwei Dritteln der Mitglieder des FC St. Pauli auseinanderzusetzen. Auf der Gegenseite steht die AFM in der Pflicht, ihre eigene Rolle angesichts ihrer Expansion neu zu definieren. Mehr noch: Der gesamte Klub muss sich fragen, mit welcher personellen Aufstellung und welchem organisatorischen Aufbau er in die Zukunft gehen will. Eine Strategiediskussion wird sich anschließen. Aufsichtsrat Uwe Doll hat mit seiner Idee vom Genossenschaftsmodell den Anstoß bereits gegeben. Es geht darum, was am Besten ist. Nicht für AFM, Präsidium, Aufsichtsrat oder Geschäftsführung - sondern für alle, für den FC St. Pauli.