St. Pauli befragt Fans zum geplanten Neubau der Gegengerade und plant eine Dreifach-Investition

Hamburg. Am Tag nach Pflichtspielen absolvieren St. Paulis Profis in der Regel nur eine regenerative Trainingseinheit. Auch gestern Morgen war an der Kollaustraße Auslaufen angesagt. Feierabend hatten die Profis danach allerdings noch nicht. Vom Trainingsgelände ging es ans Millerntor, wo ein Fotoshooting für das Mannschaftsposter anstand. Im Stadion diente die Gegengerade als Hintergrund. Es wird das letzte Mal gewesen sein.

Die Tribüne ist ein Auslaufmodell und soll am Saisonende abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Ein Neubau, der sich noch im Planungsstadium befindet, aber viel Aufmerksamkeit erregt. Genauer gesagt ist es einer der beiden vorliegenden Entwürfe, der wegen seiner spektakulären Form - einer überdimensionalen Welle - für Wirbel sorgt (wir berichteten).

Während sich die Fans unter anderem am Montagabend rund um die Partie gegen Duisburg austauschten, meldete sich gestern auch die Politik zu Wort. Mittes Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD) sagte, dass ein Alleinstellungsmerkmal für das MillerntorStadion wichtig sei: "Es soll nicht so aussehen wie andere Fußballstadien." Er sei auch stolz darauf, dass sich das von ihm favorisierte Modell einer Backsteinfassade bei der Südtribüne durchgesetzt habe. Über das nun anstehende Projekt werde er sich bei einem Treffen mit St. Paulis Vizepräsidenten Bernd-Georg Spies detailliert informieren lassen. "Es muss bei aller Individualität natürlich gesichert sein, dass alles bautechnisch in Ordnung ist."

Für den Verein ist es auch eine Frage des Geldes. St. Pauli plant laut Geschäftsführer Michael Meeske eine Infrastrukturoffensive, die den Bau der Gegengerade, das Abschließen des Stadionprojekts mit der Nordtribüne sowie die Umgestaltung des Trainingsgeländes beinhaltet und ein Investitionsvolumen von etwa 20 Millionen Euro umfassen würde. Derzeit werden die Finanzierungsmodelle geprüft. "Ende September wissen wir, was wir für die Gegengerade lockermachen müssen", sagt Vizepräsident Gernot Stenger.

Bis Mitte Oktober soll dann die Entscheidung pro oder kontra "Welle" fallen, bei der die wirtschaftliche Machbarkeit entscheidend ist, aber auch die Meinung der Fans einfließen soll. Der Klub fordert daher seine Anhänger auf, diese per E-Mail an die Stadionzeitung ( viva.stpauli@fcstpauli.com ) zu äußern. Schon jetzt werden die Interessen der Fans in einer AG Stadionbau vertreten, die sich aus Vertretern verschiedener Stadionbereiche zusammensetzt.

"Wir treffen uns regelmäßig und tauschen Informationen aus", sagt Stenger. "Bisher ist der Dialog äußerst konstruktiv und gewinnbringend verlaufen." Auch die beteiligten Fans sehen die Zusammenarbeit mit dem Verein überwiegend positiv. "Unsere Anliegen werden zum großen Teil ernst genommen. Wir werden nicht als Bittsteller behandelt", sagte Sönke Goldbeck von der AG Stadionbau dem Fanzine "Übersteiger". "Aber dass wir auch in einigen Punkten grundlegend anderer Meinung sind, liegt in der Natur der Sache." Fortsetzung folgt ...