Nach der dritten Saisonniederlage in Liga zwei ist St. Pauli angeschlagen. Trainer Holger Stanislawski ärgerte sich maßlos.

Hamburg. Die Witterung passte sich der Stimmungslage an. Einen Tag nach der unglücklichen 2:3-Niederlage mit Platzverweis, Eigentor und Gegentreffer in letzter Sekunde beim FC Augsburg wurden die Profis des FC St. Pauli auf der Trainingsanlage an der Kollaustraße mit Nieselregen und kaltem Wind empfangen. Wie der Fußballgott, ließ auch der Wettergott die Mannschaft im Regen stehen.

"Wenn wir zu elft geblieben wären, hätten die Augsburger doch keine Sonne gehabt", glaubt Florian Lechner, der sich seinen Platzverweis mehrfach im TV ansah. "Eine sehr, sehr harte Entscheidung. In England hätte es Freistoß gegeben - wenn überhaupt." Nun weiß der gebürtige Pfahlheimer (Ostalbkreis) gleichwohl, dass Augsburg in Schwaben liegt und kam zu der Erkenntnis, "dass ich in solchen Situationen zukünftig anders in den Zweikampf gehen werde. Aber es ist einfach nur ärgerlich. Ich bin gesund und gerade wieder dran. Seit ich in der Startelf stehe haben wir fünf Siege und ein Unentschieden geholt. Und in Augsburg stand es ja auch 1:0, als ich ging..." Wut und Verärgerung sind bei jedem Satz herauszuhören. Die Pleite hat Spuren hinterlassen. Bei Lechner, der seinen Platz im Team vorerst verloren hat, im Besonderen. Aber auch in der gesamten Mannschaft, deren Gefühlswelt von Carsten Rothenbach optisch zur Schau getragen wurde. Der Rechtsverteidiger hatte sich bei einem Zusammenprall mit Max Kruse ein blaues Auge zugezogen. St. Pauli wirkt angeschlagen.

Anders als bei den bisherigen Saisonniederlagen gegen Kaiserslautern (1:2) und in Bielefeld (0:1) reichten 24 Stunden nicht aus, um das Erlebte aufzuarbeiten. Sogar der Trainer, sonst den Blick stets nach vorn gerichtet, konnte nach der einstündigen Analyse mit der Mannschaft nicht wie gewohnt zur Tagesordnung übergehen. "Weil ich mich einfach maßlos über diese Niederlage ärgere. Wenn eine Mannschaft wie Kaiserslautern besser ist als wir, dann akzeptieren wir das. Aber zu elft hätten sich für uns nach dem 1:0 Räume ergeben, die wir wunderbar bespielt hätten", erklärte Holger Stanislawski, der nun als Aufbauhelfer gefragt ist.

Und so erinnerte der 40-Jährige, dessen dreijähriges Trainerjubiläum ebenso wenig Glück brachte wie sein Geburtstag in Bielefeld, an all das Positive, das die Mannschaft gezeigt hatte. Die Disziplin, mit der die Spieler seine Vorgaben umsetzten und die hoch gelobte Offensive des Gegners lahm legten. Die Flexibilität eines Max Kruse, der nach der Hinausstellung Lechners als Außenverteidiger überzeugte. Die individuelle Klasse und die Effektivität von Doppeltorschütze Marius Ebbers. Und nicht zuletzt die große Moral, dank der den Hamburgern in Unterzahl noch das 2:2 gelungen war. "Ich gehe davon aus, dass die Jungs diese Erfahrung wegstecken werden. Einen Knick, da bin ich mir sicher, wird uns das jedenfalls nicht geben", prophezeit der Trainer.

Matthias Lehmann, in Augsburg wie so oft in den vergangenen Monaten einer der besten St. Paulianer, ging bereits direkt nach Spielschluss mit leuchtendem Beispiel voran. "Man muss diesen Rückschlag akzeptieren, so bitter er auch ist. Wir haben in Augsburg erneut gezeigt, dass wir da oben in der Tabelle hingehören. Wir waren sogar mit einem Mann weniger die bessere Mannschaft und gehen hier nicht mit gesenkten Häuptern weg." Das Motto: Einfach weitermachen und Kopf hoch. Auch wenn sich daran am Tag danach noch nicht alle hielten.

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