Charles Takyi verhindert mit seinem unnötigen Platzverweis den Sieg im Spektakel. Holger Stanislawski: “Das war Weltklasse.“

Hamburg. Den obligatorischen Kaffee auf der Pressekonferenz lehnte er dankend ab. "Oh Gott, nein. Das Spiel war aufregend genug", sprach Peter Neururer und blies die Backen auf. Das vorangegangene 2:2 seines MSV Duisburg beim FC St. Pauli hatte den Trainer derart in den Bann gezogen, dass er anschließend versuchte, den Drehverschluss einer Flasche Apfelschorle mit dem Flaschenöffner aufzumachen.

Hinter ihm und den 22 554 Zuschauern am Millerntor lag ein Spitzenspiel, das sich sein Etikett von der ersten Minute an verdient hatte. Leidenschaft, Engagement und spielerische Klasse wurden von beiden Mannschaften in einem derart hohen Tempo geboten, dass nicht nur den Spielern kaum Zeit zum Durchatmen blieb. Vor allem die als Tabellenführer in den Spieltag gegangenen Hamburger gaben nach dem 5:0-Triumph von Aachen eine Bewerbung für die Spitzengruppe der Zweiten Liga ab. Florian Bruns, Charles Takyi und Deniz Naki drehten mit voller Kraft am Schwungrad der Offensive und sorgten mit ihrem schnellen Direktspiel bereits nach fünf Minuten für drei Ecken und ebenso viele Torchancen. Kräfteverhältnisse, die Bruns mit seinem verwandelten Elfmeter in der 13. Minute - Schlicke hatte Naki gefoult - im Ergebnis ausdrückte.

St. Pauli imponierte mit Struktur und Offensivdrang, Duisburg durch mutiges Spiel nach vorn - und Effizienz. Kouemaha behielt drei Minuten später die Übersicht und traf gegen die Laufrichtung von Torwart Mathias Hain per Kopf zum 1:1-Ausgleich. An der Spielweise änderte das nichts. Takyi sorgte nach einem Doppelpass mit Bruns aus 17 Metern für die verdiente 2:1-Führung. Ein Tor, das rückblickend womöglich den Sieg verhinderte. Der 24-Jährige zog beim Jubel sein Trikot über den Kopf, Schiedsrichter Deniz Aytekin blieb nichts anderes übrig, als dem überragenden Spielmacher eine gelbe Karte zu zeigen, der elf Minuten später die zweite folgte. Takyi ließ sich nach Foul an ihm zu einem Kopfstoß gegen Bewacher Bodzek hinreißen und musste folgerichtig vom Feld. "Das war sicherlich nicht clever von mir, aber wenn der Schiri die vielen Fouls zuvor unterbunden hätte, wäre es gar nicht so weit gekommen", legte der Sünder ein Teilgeständnis ab. Fünf Platzverweise in fünf Jahren sind für einen offensiven Mittelfeldspieler jedenfalls zu viel.

In voller Stärke, so die einhellige Meinung der Kollegen, wäre der Sieg nicht zu nehmen gewesen. Möglich war er aber auch in Unterzahl. Nach Pass von Bruns trat Naki zum Penalty gegen Starke an, umkurvte den Torwart, wurde aber im letzten Moment von Schlicke am Schuss ins leere Tor gehindert. Fast im Gegenzug traf Wagner zum Ausgleich (59.).

Somit blieb den Hamburgern, die dem MSV fortan geschickt die Räume zustellten und am Ende noch einmal alles nach vorne warfen, nur der moralische Sieg. "Selbst nach 54 Minuten in Unterzahl haben wir versucht, das 3:2 zu erzwingen", sagte Holger Stanislawski anerkennend, "ich bin hochzufrieden, kämpferisch wie spielerisch. Das war Weltklasse." Neururer, der am Millerntor weiter sieglos bleibt, wollte nicht widersprechen: "Wir haben ein Fußball-Spektakel erlebt, das kaum zu toppen ist. Ich freue mich schon auf das Rückspiel."

St. Pauli: Hain - Rothenbach, Morena, Thorandt, Drobo-Ampem - Boll, Lehmann - Bruns (79. Hennings), Takyi, Naki (85. Sako) - Ebbers (77. Schultz).

Duisburg: Starke - Korzynietz, Fahrenhorst, Schlicke, Veigneau - Yankov, Bodzek (64. Grlic), Tararache (46. Caiuby) - Tiffert - Kouemaha (77. Ede), Wagner.

Tore: 1:0 Bruns (13., FE), 1:1 Kouemaha (16.), 2:1 Takyi (27.), 2:2 Wagner (59.). SR.: Aytekin (Oberasbach). Z.: 22 554. Gelb-Rot: Takyi (36.). Gelb: Bruns - Bodzek, Korzynietz, Caiuby, Tiffert.

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