Klubpräsident Corny Littmann wirft der Upsolut Sports AG “Bereicherung“ vor. Die Agentur sucht jetzt das Gespräch.

Hamburg. Es geht nur um bedruckten Stoff, und doch zerschneidet dieser Konflikt das Tischtuch zwischen zwei langjährigen Partnern - zwischen dem FC St. Pauli und der Hamburger Agentur Upsolut Sports AG, dem Hauptgesellschafter der Merchandising KG, an der auch der Verein beteiligt ist. Am nächsten Sonnabend wird der Zweitligaklub beim Heimspiel gegen den MSV Duisburg mit der Verkauf seiner neuen Vereinskollektion "Millerntor-Stadion" vor Ort und im Internet beginnen - und zwar auf eigene Rechnung (Abendblatt berichtete).

"Das ist aus unserer Sicht ein klarer Vertrags- und Vertrauensbruch. St. Pauli hat nicht das Recht, auf eigenen Vertriebskanälen Merchandisingprodukte zu verkaufen. Das ist eindeutig geregelt", stellte Michael Hinz gestern klar. Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler ist Vorstandssprecher von Upsolut. Der Fall wird jetzt die Juristen beschäftigen. Die Agentur bemüht sich zeitgleich um Verständigung. In acht Tagen sollen in einem Gespräch mit dem Klubpräsidium Lösungen gesucht werden. Hinz: "Wir wollen eine einvernehmliche Regelung und fordern einen respektvollen Umgang miteinander. Sonst gibt es in diesem Konflikt nur Verlierer."

Darum geht es: Vor fünf Jahren kaufte der FC St. Pauli seine im Jahr 2000 für 2,7 Millionen Mark (1,38 Millionen Euro) veräußerten Vermarktungsrechte (50 Prozent des Sponsorings, der Bandenwerbung und des Caterings) von Upsolut zurück, überschrieb der Agentur bei diesem Deal zudem bis 2034 weitere Merchandisingrechte (Trikots, Fanartikel). St. Paulis Vizepräsident Marcus Schulz nannte das Geschäft damals "einen der größten wirtschaftlichen Erfolge der vergangenen Jahre".

Upsolut verkaufte danach Anteile an die Miles Fashion GmbH (Marke: "Do you Football") in Norderstedt, die 39 Prozent der Merchandising KG erwarb. Upsolut hält seitdem 51 Prozent an der KG, der FC St. Pauli noch zehn (2004: 50 Prozent). Der Klub kassiert jedoch vorab - und vor Steuern - 20 Prozent von jedem verkauften Artikel als Lizenzgebühr. Hinz' Rechnung: "Der FC St. Pauli ist in der Endsumme mit rund 35 Prozent am Merchandising beteiligt - nicht nur mit zehn." In Euro und Cent verdiene der Klub trotz gesunkener Anteile heute mindestens so viel am Fanartikelverkauf wie vor fünf Jahren. 2004 betrug der Umsatz der Merchandising KG zwei Millionen Euro, 2008 waren es 5,5 Millionen. Tendenz steigend. Das daraus auf beiden Seiten Begehrlichkeiten entstehen, ist verständlich.

St. Paulis Präsident Corny Littmann bezeichnet den Anteil des Vereins am Merchandising von 35 Prozent als "unseriöse Zahlenspielerei". Er beharrt darauf, dass der Klub in der Lage sein muss, "Gelder für unsere Projekte wie den Stadionausbau zu generieren". Littmann zum Abendblatt: "Bei der neuen Kollektion fließt jeder Cent in den Verein." Er habe Upsolut aufgefordert, sich Gedanken zu machen, wie der 100. Geburtstag des Vereins 2010 vermarktet werden könne. "Von denen ist aber kein Vorschlag gekommen. Deshalb haben wir unsere eigenen Ideen entwickelt." Das akzeptiert Upsolut, "aber nicht, dass wir darüber nicht informiert wurden", so Hinz.

"Lächerlich" findet Littmann diesen Vorwurf, "Upsolut hat uns vor zwei Jahren auch nicht kontaktiert, als sie ihre Firma an die französische Lagardère Group für einen zweistelligen Millionenbetrag verkauft haben. Das hätte sich aber unter Gesellschaftern gehört. Denn das Werthaltigste im Portfolio von Upsolut waren die Merchandising-Rechte des FC St. Pauli. Da haben sich einige Leute an uns bereichert. Was sich Upsolut damals geleistet hat, steht in keinem Verhältnis zu dem, was wir angeblich jetzt getan haben sollen." Hinz kann bei diesen Argumenten nur den Kopf schütteln: "Wir haben den FC St. Pauli über den Lagardère-Deal zum frühestmöglichen Zeitpunkt informiert. Für den Klub sind durch den Verkauf keine Nachteile entstanden, eher viele Vorteile." rg/dst

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