Marius Ebbers kehrt nach seiner Nasenverletzung ins Training zurück. Ohne den Stürmer trennten sich die Kiezkicker 1:1 von Mainz 05.

Pichl. Trainer Holger Stanislawski widerlegt nicht selten Klischees - so auch jenes, dass Männer im Gegensatz zu Frauen nicht "multitasking-fähig" sein sollen, also nicht zwei Dinge gleichzeitig und konzentriert machen können. Während der Coach seinen ob der harten Einheit erschöpften Profis Spielzüge und Taktiken bis ins Detail erläuterte, beobachtete er gestern mit einem Auge seinen Problemfall Marius Ebbers, der einsam seine Runden um den Trainingsplatz drehte.

Der Angreifer laboriert noch immer an den Folgen seines Nasennebenhöhlenbruchs - macht allerdings gute Fortschritte. "Ich kann eigentlich alles mitmachen, bis auf die Übungen mit Zweikämpfen und Körperkontakt", so der Angreifer, der in der vergangenen Saison oft als einzige Spitze auflief und es auf zehn Treffer brachte. "Eine Quote, mit der ich selbst nicht so zufrieden war", sagt der ehemalige Erstligaspieler und strebt eine Steigerung zur neuen Saison an: "Ich habe eine genaue Zahl im Kopf, aber über so etwas rede ich nicht, das wird zumeist zum Bumerang, wenn ich meine Ziele nicht erreiche. Ich bleibe lieber bescheiden."

Dem heute 31-Jährigen wird immer wieder vorgeworfen, er würde zu wenig aus seinem zweifellos vorhandenen Talent machen. "Mir wurde oft gesagt, ich hätte das Potenzial für die Erste Liga. Und ehrlich gesagt, da will ich auch bald wieder hin. Mit dem FC St. Pauli." Eventuell bleibt dem gebürtigen Essener dafür nicht mehr viel Zeit, sein Vertrag (mit Option auf ein weiteres Jahr) läuft in Hamburg 2010 aus.

Deshalb schuftet er im österreichischen Trainingslager täglich hart, läuft allein oder fährt Fahrrad nebst Krafttraining. "Meine Ziele sind kurzfristiger geworden. Ich denke erst mal an morgen", sagt der frischgebackene Familienvater, der sich zuletzt vermehrt um seine Tochter kümmerte und sich selbst noch vier bis fünf Jahre im Profifußball sieht. Und das in Hamburg: "Ich habe zwar schon Aufstiege mit Köln und Aachen mitgemacht - aber das hier würde alles übertreffen. Wenn ich an die 80 000 Fans beim Zweitligaaufstieg denke, bereitet mir die Vorstellung eines Erstligaaufstiegs mit Pauli eine Gänsehaut."

Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Heute steigt Ebbers ins Mannschaftstraining ein - und entledigt den Klub jeglicher Gedanken an weitere Neuzugänge. "Wirtschaftlich ist nichts machbar und nach jetzigem Stand auch nichts mehr geplant", sagt der sportliche Leiter Helmut Schulte. Und während Stanislawski noch immer mit Sorge seinen dünn besetzten Angriff beobachtet, versucht sich Ebbers in Optimismus: "Ich will am ersten Zweitligaspieltag dabei sein. Ob allein im Angriff oder nicht, ist mir ganz ehrlich gesagt egal. Wir werden stark genug sein." (sm)

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