Hamburgs Verantwortliche und Investor Kühne haben Gespräche über neue Spieler intensiviert. Objekt der Begierde bleibt der Ex-HSVer.

Hamburg. Frank Arnesens überraschender Vorstoß nach der Pokalpleite in Karlsruhe, die Zusammenarbeit mit HSV-Investor Klaus-Michael Kühne im Hinblick auf neue Spieler zu intensivieren, sorgte am Morgen danach für großen Redebedarf. So glühten sowohl innerhalb des Kontrollgremiums, das sich heute Abend ab 18 Uhr trifft (siehe links), als auch innerhalb des Vorstands die Telefondrähte. Vereinschef Carl Jarchow suchte zudem das persönliche Gespräch mit Arnesen, ehe der HSV-Chef auch mit Kühne selbst telefonierte. Sein Fazit: "Natürlich werden wir jede finanzielle Hilfe, die wir bekommen können, in Anspruch nehmen. Aber aktuell gibt es nichts Neues zu vermelden." Noch nicht.

Zehn Tage vor dem Ende der Transferfrist scheinen sich die Verantwortlichen des HSV und Investor Kühne sehr viel näherzustehen, als das manch einer nach dem öffentlichen Zerwürfnis vor sechs Wochen vermutet hätte. Damals hatte Kühne den HSV-Machern Konzeptlosigkeit vorgeworfen. Per E-Mail bestätigte der wieder umworbene Milliardär gestern dem Abendblatt: "Ich strebe ein gutes Einvernehmen mit dem HSV-Management an. Wenn sich eine Gelegenheit ergibt, den Verein qualitativ und nachhaltig zu unterstützen, werde ich sie wahrnehmen."

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Wie das Abendblatt nun erfuhr, soll es hinter den Kulissen erneute Bemühungen geben, Kühnes ewigen Traum von der Rückkehr Rafael van der Vaarts mit seiner Hilfe zum HSV wahrzumachen. So hat der Unternehmer dem Verein bereits vor Wochen ein Dreisäulenmodell unterbreitet, wie eine Verpflichtung des Niederländers klappen könnte. Das damalige Modell soll vorgesehen haben, dass Kühne sich mit einem bestimmten Betrag am Kauf van der Vaarts beteiligt, sofern der Verein den gleichen Betrag beisteuert (Säule 1). Weiter wollte sich Kühne am Gehalt beteiligen (Säule 2) und zudem noch auf die Anteile der sechs Profis verzichten, bei denen er zu jeweils einem Drittel die Transferrechte hält (Säule 3).

Trotz der millionenschweren Offerte scheiterten bekanntlich die Gespräche zwischen HSV, Tottenham und van der Vaart, was Kühne offenbar nicht daran hinderte, sich weiterhin um seinen erklärten Lieblingsspieler zu bemühen. So soll der in der Schweiz lebende Hamburger in den vergangenen Tagen und Wochen selbst noch mal den Kontakt zum Niederländer gesucht haben, was selbst bei einem Großteil der zuvor erklärten Gegner von Investorenmodellen auf Zustimmung stößt. "Es ist wohl unstrittig, dass ein von Herrn Kühne finanzierter Spieler mit den Qualitäten van der Vaarts dem HSV sofort helfen würde", sagt Ingo Thiel, der noch auf der Mitgliederversammlung im vergangenen Januar die generelle Zusammenarbeit mit Investoren per Antrag geregelt haben wollte.

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Die einstigen Vorbehalte gegen Kühne scheinen aber durch die sportliche Misere der vergangenen Saison und der nicht besseren Aussicht für die kommende Spielzeit nicht mehr so groß. "Ich bin nach wie vor gegen das alte Modell mit der Beteiligung an den Ablösesummen von Spielern, die bereits einen Vertrag beim HSV haben", sagt Thiel, der aber betont: "Wenn wir das Glück haben, dass ein Gönner wie Herr Kühne einen neuen Spieler für den HSV finanziert, dann sollte man das nutzen. Und es ist selbstverständlich, dass er beim eventuellen Verkauf dieses Spielers partizipiert." Wichtig sei nur, dass die HSV-Verantwortlichen über Personalien sowie Kauf und Verkauf entscheiden und es kein Mitspracherecht für den Investor gebe.

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Viel Zeit für eine neue Grundsatzdebatte gibt es diesmal allerdings nicht. Am Freitag der nächsten Woche endet bereits die Transferfrist, was nun ein zügiges Handeln voraussetzt. Am Kontrollgremium, das machte Aufsichtsratschef Alexander Otto gegenüber dem Abendblatt deutlich, würde ein neu aufgelegtes Kühne-Modell kaum scheitern. "Wir begrüßen, dass Herr Kühne auch zukünftig bereit ist, sich finanziell für den HSV zu engagieren. Der Vorstand steht in einem regelmäßigen Austausch mit Herrn Kühne. Sich zum operativen Geschäft zu äußern, ist aber Aufgabe des Vorstands."

Arnesen, der heute Abend im Aufsichtsrat Bericht über die sportliche Situation und die geplanten Transferaktivitäten dieser Saison erstatten soll, dürfte die grundsätzliche Zustimmung gegenüber Kühne innerhalb des Vereins mit Freude zur Kenntnis genommen haben. Ob allerdings zehn Tage für den angestrebten Königstransfer reichen, bleibt offen. Schließlich fehlt neben der Bereitschaft Kühnes, Arnesens, Jarchows, Ottos und Thiels noch ein zentrales Jawort: das von van der Vaart.