Klaus Betz, Chef des Stadion-Partners Imtech, über Probleme in der Vereinsstruktur, den Vorsprung der Bayern und ein Passivenergie-Stadion.

Hamburg. Seit zwei Jahren hängt der Schriftzug des Imtech-Konzerns über der HSV-Arena. Im Abendblatt spricht Geschäftsführer Klaus Betz, 57, über die Partnerschaft mit dem HSV.

Hamburger Abendblatt: Herr Betz, wie oft haben Sie angesichts der sportlichen Talfahrt des HSV schon bereut, dass Sie mit Imtech vor zwei Jahren das Namenspatronat der Arena übernommen haben?

Klaus Betz: Noch nie. Wir wussten schon bei der Unterschrift vor zwei Jahren, dass die sportliche Entwicklung schwierig werden könnte. Für unser Engagement war wichtig, dass wir uns als Hamburger Unternehmen zum HSV bekennen. Unseren Bekanntheitsgrad konnten wir signifikant steigern. Der HSV war ja auch genügend in den Schlagzeilen (lacht) .

Die waren vor allem negativ. Das kann Ihnen als Sponsor nicht gefallen.

Betz: Natürlich wären uns positive Überschriften lieber, das ist doch klar.

Was läuft beim HSV schief?

Betz: Als Partner dieses Vereins halten wir uns mit tagesaktuellen Kommentaren zurück. Grundsätzlich finde ich aber, dass der HSV in wirtschaftlichen Dingen zu wenig offen ist für Rat aus der Partner- und Sponsorenszene. Dabei ist gerade in einer Stadt wie Hamburg genügend wirtschaftliche Kompetenz vorhanden. Beim FC Bayern ...

... dort sind Sie auch engagiert ...

Betz: ... ist das anders. Dort ist das Verhältnis zwischen Verein und Partnern - sagen wir einmal - unverkrampfter und man legt großen Wert auf die Erfahrung und auf Ratschläge der Partner.

Sie könnten doch von sich aus als Unternehmer und HSV-Partner Ihren Rat anbieten.

Betz: Das tue ich selbstverständlich, und es gibt gelegentlich Einzelgespräche, etwa mit Marketing-Vorstand Joachim Hilke. Aber der Verein sollte sich mehr in diesem Bereich vernetzen, den Dialog mit Hamburger Unternehmen und mit seinen Partnern stärker pflegen.

Vom Potenzial her müsste der HSV doch viel weiter oben stehen.

Betz: Uli Hoeneß, Präsident des FC Bayern, sagt gern, dass es von den Möglichkeiten aus dem wirtschaftlichen Umfeld nur zwei Vereine in Deutschland geben dürfte, die regelmäßig ganz oben mitspielen: die Bayern und den HSV.

Das passiert aber nicht.

Betz: Aus meiner Sicht hat der FC Bayern einen großen Wettbewerbsvorteil. Der Rekordmeister hat den Profispielbetrieb schon vor Jahren als eigenständige Kapitalgesellschaft ausgelagert. Das macht Entscheidungsprozesse natürlich viel einfacher.

Die Mehrheit der HSV-Mitglieder ist strikt gegen eine solche Auslagerung.

Betz: Das muss man dann auch respektieren. Zur Philosophie des Vereins gehört eben, dass die Mitglieder und Fans ein sehr hohes Gut sind. Dies ist ja auch durchaus positiv. Ich fürchte nur, dass der HSV mit dieser Harmoniestrategie dauerhaft nicht wettbewerbsfähig sein wird. Denken Sie nur an die schwierige Aufsichtsratskonstellation. Damit meine ich ausdrücklich nicht die dort handelnden Mitglieder, sondern das gesamte Konstrukt. Andere Klubs, die den Leistungsbereich aus dem Verein ausgelagert haben, sind erfolgreicher. Und mit denen sollte sich der HSV messen.

Wie wichtig ist für Sie auf längere Sicht die Rückkehr in das internationale Geschäft?

Betz: Extrem wichtig. Das Stadion heißt schließlich Imtech-Arena und nicht Imtech-Deutschland-Arena. Wir sind ein international operierender Konzern. Dies gilt aber auch für andere Sponsoren, wie etwa Flying Emirates.

Machen Sie von einem sportlichen Aufwärtstrend die Verlängerung Ihres bis 2016 laufenden Vertrages abhängig?

Betz: Bei der Unterschrift haben wir erklärt, dass wir eine langfristige Zusammenarbeit anstreben. Dies machen wir aber nicht um jeden Preis. Und sportlicher Erfolg würde uns sicherlich erleichtern, rechtzeitig über eine Verlängerung nachzudenken.

Wie wichtig ist für Imtech die Sparte Stadionbau?

Betz: Unser Kerngeschäft sind weiter Lösungen im Bereich Energie- und Gebäudetechnik bei Flughäfen, Rechenzentren oder Industrieanlagen. Der Bereich Stadionbau hat einen Anteil von etwa zwei Prozent am Gesamtumsatz.

Sie propagieren stark die Themen Energieeffizienz und Umweltschutz im Stadionbau. Mehr als ein Marketing-Gag?

Betz: Auf jeden Fall. Der HSV spart durch unser Energiemanagement, etwa durch den Einsatz effizienterer Pumpen, rund 200 000 Euro in einem Jahr. Außerdem wird der CO2-Ausstoß massiv gesenkt. Gut für die Umwelt.

+++ Info: Was ist Imtech? +++

Ist eines Tages ein echtes Passivenergie-Stadion möglich, das wirklich nur die Energie verbraucht, die es auch erwirtschaftet?

Betz: Ja, wir arbeiten an solchen Konzepten, ein gesunder Mix aus Energieeffizienz und Nutzung alternativer Energien steht dabei im Fokus. In der Münchner Allianz-Arena, wo wir auch als Partner für energieeffiziente Lösungen agieren, haben wir solche Konzepte - unter Einbindung eines Blockheizkraftwerks - entwickelt und stehen kurz vor der Realisierung.

Wäre das auch in der Hamburger Imtech-Arena denkbar?

Betz: Ja, aber nur für eine Verbundlösung, eine gesamtheitliche Lösung unter Einbindung der O2-Arena und eventuell weiterer Liegenschaften. Der technische Fortschritt ist rasant. Stadien, die vor 15 Jahren gebaut wurden, gelten heute schon als Energieschleudern.

Imtech zeichnet für die gesamte Technik der polnischen EM-Arenen in Danzig, Warschau und Breslau verantwortlich. Werden Sie sich auch um Projekte der Stadien in Katar, dem WM-Gastgeber 2022, bewerben?

Betz: Wir prüfen das gerade mit einer kleinen Projektgruppe. Die Herausforderungen sind gigantisch. Bei Temperaturen von bis zu 50 Grad müssen ja nicht nur die Stadien, sondern auch die Trainingszentren gekühlt werden, damit es erträglich bleibt. Andererseits haben wir uns bei der Planung des Stadions in St. Petersburg verpflichtet, dass bei Außentemperaturen von 40 Grad minus in der überdachten Arena mindestens zehn Grad plus herrschen. Das hat auch geklappt. Machbar ist also fast alles.