Der langjährige HSV-Profi Dennis Aogo hat bei Schalke 04 eine sportliche Heimat gefunden. Seine Wohnung in Hamburg hat er behalten

Hamburg. Es ist nun schon fast anderthalb Jahre her, dass Dennis Aogo den HSV verlassen musste. Da war dieser Kurztrip nach Mallorca, nach einem 1:5 gegen Hoffenheim, unangemeldet. Krise beim HSV, auch damals schon, im Sommer 2013. Trainer Torsten Fink und der neue Sportchef Oliver Kreuzer wollten Stärke zeigen. Aogo war außerdem ein Topverdiener. Das Angebot zur Ausleihe von Schalke 04 kam dem HSV damals also gerade recht. „Über die nicht ganz glücklichen Umstände ist ja viel berichtet worden“, erinnert sich Aogo im Gespräch mit dem Abendblatt: „Im Nachhinein war der Wechsel das Beste, was mir passieren konnte. Ich habe mich sportlich verbessert und kann jetzt Champions League spielen.“

An diesem Sonnabend (15.30 Uhr/Sky und Liveticker bei Abendblatt.de) läuft er nun erstmals im königsblauen Trikot gegen den HSV auf. Ist das etwas Besonderes? Eher nicht. Nur Dennis Diekmeier stand bei Aogos letztem HSV-Auftritt gegen Hoffenheim am 17. August 2013 ebenso in der Startelf wie voraussichtlich an diesem Sonnabend. Sonst keiner. Abgänge, Verletzungen, Sperren, Trainerauswahl – Inkonstanz ist der ständige Begleiter beim HSV. „Viel Kontakt in die Mannschaft habe ich nicht mehr“, räumt Aogo ein: „Ab und an schicke ich noch ein paar SMS mit Tolgay (Arslan) und Jaroslav Drobny. Aber sonst ist das über die Zeit weniger geworden.“ Warum beim HSV die Krise ein Dauergast ist, das kann (oder will) er auch nicht begründen. „Als ich noch da war, ging es ja auch schon los, dass die Ergebnisse nicht so waren, wie sie hätten sein sollen“, sagt er. „Ich glaube jedoch, dass Dietmar Beiersdorfer eine sehr gute Mannschaft zusammengestellt hat. Es sind jetzt mehr junge Leute im Kader.“

Die privaten Verbindungen nach Hamburg aber sind noch stark. Auch die Entwicklung beim HSV verfolgt er intensiv, liest sogar Hamburger Tageszeitungen. „Ich wäre ein Heuchler, wenn ich sagen würde, der HSV würde mich nicht mehr interessieren. Ich hatte in Hamburg einfach eine sehr schöne Zeit“, sagt er: „Ich habe auch noch meine Wohnung hier und bin der Stadt sehr verbunden. Ich komme regelmäßig zu Besuch, um Freunde zu treffen.“

Sportlich aber hat Aogo sein Glück in Gelsenkirchen gefunden. Praktisch sofort nach seiner Ausleihe hatte er sich einen Stammplatz erkämpft. Dann kam im November 2013 der Kreuzbandriss. „Das war hart, ich musste acht Monate pausieren.“ Die Unsicherheit, ob Schalke ihn zur neuen Saison tatsächlich dauerhaft verpflichtet, währte aber nur kurz: „Ich muss Schalke und Sportchef Horst Held ein Kompliment machen. Sie haben schnell entschieden, dass sie mich trotz der Verletzung verpflichten wollen. Ich bin sehr dankbar dafür.“

Seit Saisonbeginn spielt er wieder regelmäßig. Wie in Hamburg dauerhaft beobachtet von der Öffentlichkeit. „Die Medien und die Fans sind auf Schalke ebenso kritisch. Und das, obwohl es bei uns insgesamt ja sogar erfolgreich läuft. Trotzdem steht man hier auch ständig unter einem hohen Erwartungsdruck“, sagt Aogo. Alles andere als ein Sieg zum Abschluss des Jahres gegen den HSV ist in Gelsenkirchen gar nicht denkbar, im Kampf um die Champions-League-Plätze darf es keinen Rückschlag geben. „Wir wollen die Hinrunde trotz aller Probleme gut abschließen“, kündigt Dennis Aogo an, warnt aber auch: „Der HSV braucht auch alle Punkte, das Spiel ist deshalb sehr gefährlich.“

Zumal sein Team große Personalsorgen hat. Kevin-Prince Boteng, Joel Matip, Julian Draxler, Leon Goretzka, Jefferson Farfan und Sead Kolasinec fallen definitiv aus, die Innenverteidiger Jan Kirchhoff und Felipe Santana sind fraglich. „Noch einmal für 90 Minuten die Arschbacken zusammenkneifen“, fordert Held. Der HSV wird nach dem Ausfall von Pierre-Michel Lasogga mit Artjoms Rudnevs als einziger Spitze spielen, Mohamed Gouaida rückt ins Mittelfeld, und Petr Jiracek vertritt den gesperrten Rafael van der Vaart. Offen war am Freitag nur noch, ob Ronny Marcos weiterhin links verteidigt oder Matthias Ostrzolek ins Team zurückkehrt.