Sowohl Nationalspieler Holtby als auch Green, Sturmtalent des FC Bayern, kommen auf Leihbasis. Nicht jeder in der Branche findet das gut. Ein Kommentar

Wer in diesen Tagen das Transfergeschäft des HSV verfolgt, kann schon mal die Übersicht verlieren. Auf den letzten Drücker verpflichtete der Club am Montag Lewis Holtby und Julian Green, die Neuzugänge sieben und acht der laufenden Saison. Und in dieser Rechnung sind Pierre-Michel Lasogga und Johan Djourou (jeweils fest verpflichtet nach Leihgeschäft) sowie Artjoms Rudnevs (Rückkehr nach Leihgeschäft) noch nicht einmal enthalten. Untätigkeit kann man dem neuen HSV-Chef Dietmar Beiersdorfer wahrlich nicht vorwerfen. Zumal elf Spieler den HSV verlassen haben.

Sowohl Nationalspieler Holtby als auch Green, Sturmtalent des FC Bayern, kommen auf Leihbasis. Nicht jeder in der Branche findet das gut. Rachid Azzouzi, Sportdirektor des FC St. Pauli, meidet Leihgeschäfte, da sie die kontinuierliche Kaderplanung erschweren. Schlägt der Spieler ein, will ihn der abgebende Verein zurück oder verlangt eine exorbitante Ablöse. Der HSV hat dies beim Kauf von Lasogga für 8,5 Millionen Euro leidvoll erfahren. Hat der Spieler dagegen Anlaufprobleme, gerät er schnell ins Abseits. Auf Geduld, im Transfergeschäft ohnehin eine seltene Tugend, darf ein Leihspieler kaum hoffen.

Dennoch ist Beiersdorfers Weg in der Jetzt-Zeit des HSV fast alternativlos, um das Unwort des Jahres 2011 zu zitieren. Der Club lebt seit Jahren auf Pump, ein weiterer millionenschwerer Neueinkauf wäre verantwortungslos gewesen. Zugleich hat aber das 0:3 gegen Paderborn gezeigt, dass der HSV unbedingt Verstärkungen braucht, um nicht wieder das Desaster der Vorsaison zu erleben. Die Hoffnung des HSV mag nur geliehen sein, aber besser als schlichtes Hoffen auf bessere Zeiten ist das allemal.

Gleichwohl muss diese hektische HSV-Transferperiode eine Ausnahme bleiben, geschuldet dem notwendigen Umbruch. Wozu das ständige Wechselspiel in der sportlichen Leitung führt, zeigt das Beispiel Jonathan Tah. Noch unter dem inzwischen geschassten Sportchef Oliver Kreuzer galt der Innenverteidiger als Schlüsselfigur für den neuen HSV. Jetzt übernimmt der Club einen guten Teil des Gehalts, damit Tah in der Zweiten Liga bei Fortuna Düsseldorf wieder kicken kann. Übrigens auf Leihbasis.