Der HSV spielte zum Auftakt 0:0 in Köln – und freute sich darüber. Im Pokal kommen die Bayern

Es war bereits weit nach Mitternacht als sich Mirko Slomka in der Nacht zum Sonntag endlich ein Feierabendgetränk genehmigen konnte. 0:0 hatte der HSV am Nachmittag gegen den 1. FC Köln zum Auftakt in die 52. Bundesligasaison gespielt, was den Cheftrainer der Hamburger beim Sommerfest seines Medienberaters Lars Meier in der Kühne Logistics University in der HafenCity vor 350 geladenen Gästen keineswegs in Erklärungsnot brachte. „Ein 0:0 in Köln zum Auftakt ist zumindest ein Teilerfolg“, hatte Slomka bereits unmittelbar vor der Abfahrt aus Köln gesagt, als er noch nicht wissen konnte, dass der Rückweg aufgrund einer gesperrten Straße mehr als fünfeinhalb Stunden dauern würde.

Aller Anfang ist bekanntlich schwer. Das galt für die Rückreise gleichermaßen wie für das Spiel. Und natürlich auch für die Pokalauslosung, die Bayern München als Gast in der zweiten Runde (28./29. Oktober) bescherte. Anders als die Pokalauslosung war der erste Auftritt von Slomkas Mannschaft in dieser Saison nicht wirklich unterhaltsam, aber wenn man zuvor vereinsübergreifend mit Hannover und dem HSV 15 (!) Auswärtsspiele in Folge verloren hat, dann durfte man sich auch mal über ein torloses Remis freuen. „Wir hatten 75 Gegentore in der vergangenen Saison kassiert, da wollten wir gegen Köln zunächst sicher stehen“, erklärte Slomka seinen Matchplan.

Trainer Mirko Slomka hatte zuvor 15 Auswärtsspiele in Folge verloren

Tatsächlich spielte der HSV in Köln in etwa so, wie sich das ein Großteil der Fans für die ganze Saison erhofft: souverän, einsatzfreudig – und sterbenslangweilig. Nach all der Aufregung aus der vergangenen Spielzeit, als der Klassenerhalt mit mehr Glück als Verstand erst im allerletzten Moment gesichert wurde, können viele Anhänger ausnahmsweise gut und gerne auf das große Spektakel verzichten. „Das Spiel gegen Köln war ein Schritt in die richtige Richtung“, sagte Rafael van der Vaart.

Der Auftritt des Kapitäns darf stellvertretend herhalten für die neue Bescheidenheit, die man sich beim HSV nach dem Fast-Abstieg auferlegt hat. Gegen den Aufsteiger aus Köln konnte van der Vaart zwar keinesfalls brillieren, aber mit 12,8 gelaufenen Kilometern war der endlich mal fit wirkende Regisseur von allen Profis am meisten unterwegs gewesen. Die Hamburger liefen mehr als die Kölner (116,1:114,4 Kilometer), sie sprinteten intensiver (3,5:3,3 Kilometer) und sie lagen auch ansonsten in nahezu allen Statistiken vorne. Dass es nach 90 höhepunktarmen Minuten nur zu einem Unentschieden reichte, konnte die allgemein gute Stimmung nicht trüben.

„Die Mannschaft hat das Spiel angenommen“, sagte Vereinschef Dietmar Beiersdorfer, der es trotz der fehlenden Großchancen kaum auf seinem Platz aushielt. „Ich kann mich noch nicht so richtig an VIP-Logen gewöhnen. Eigentlich stand ich die ganze Zeit.“

Wirklich brenzlige Situationen im eigenen Strafraum bekam Hamburgs neuer Vorstandsvorsitzender allerdings nicht zu sehen. Fünf mehr oder weniger große Tormöglichkeiten erspielten sich die Kölner, die „noch nicht ganz so reif wie der HSV“ (FC-Trainer Peter Stöger) bei ihrem Bundesliga-Comebackspiel auftraten. Dies überraschte in sofern, als dass Valon Behrami der einzige Neuzugang bei den Hamburger Fast-Absteigern der vergangenen Saison war. „Valon kann ein ganz wichtiger Spieler für uns werden“, lobte Slomka vorsichtig, „er ist vor der Abwehr immer enorm viel unterwegs.“

Ähnlich viel unterwegs waren auch Hamburgs Auswechselspieler, die sich fast 90 Minuten lang warmlaufen durften. Zum Einsatz kam aber keiner von ihnen, was es beim HSV in dieser Form fast 15 Jahre nicht mehr gegeben hatte. Zuletzt war es Frank Pagelsdorf, der im Februar 2000 beim 0:0 gegen Bayern auf die Möglichkeit einer Einwechslung verzichtete. „Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich einen frischen Spieler reinbringen musste“, sagte Slomka, der damit elegant das Thema umkurvte, dass er seiner zweiten Reihe derzeit offenbar nur bedingt Vertrauen schenken kann.

Gerade Lasogga wirkte nach seiner langen Verletzungspause noch alles andere als frisch. Auf die Dienste von Jacques Zoua und Artjoms Rudnevs, die bei entsprechenden Angeboten den Verein noch in dieser Transferperiode verlassen dürfen, wollte Slomka dann aber doch nicht setzen. Viel eher hofft der Fußballlehrer, dass bis zum nächsten Spiel gegen Paderborn die Flügelflitzer Zoltan Stieber und Nicolai Müller wieder fit sind. Im Gegensatz zu Neuzugang Cléber („Hier ist alles viel intensiver als in Brasilien“), der am Sonntag erstmals mit den Reservisten am Ball war, konnten Stieber und Müller aber noch nicht wieder trainieren. Wie für den ganzen HSV gilt auch für sie: Aller Anfang ist schwer.