HSV-Trainer Bert van Marwijk darf in Ola John und Ouasim Bouy zwei Landsleute als Neuzugänge begrüßen. John debütiert im Testspiel gegen Basel.

Hamburg. Als Ola John am Freitagmorgen um 8.05 Uhr in Begleitung seines Bruders Collins und des Teammanagers Jürgen Ahlert im Athletikum des UKE eintraf, hatte er nur noch eine Hürde zu überstehen: den obligatorischen Medizincheck. Und da der Niederländer diesen erwartungsgemäß erfolgreich absolvierte, durften die HSV-Profis am Nachmittag einen neuen Kollegen in ihren Reihen begrüßen.

Der 21-jährige Außenstürmer wirkte in Jeans und Sneakers locker, gut gelaunt und freute sich auf seine neue Aufgabe: „Mein Bruder ist mit Ex-HSV-Profi Eljero Elia befreundet, zudem kenne ich auch meinen Landsmann und ehemaligen Hamburger Khalid Boulahrouz gut, der in Portugal beim Konkurrenten Sporting gespielt hat. Beide konnten nur Positives über meinen neuen Club und die Stadt berichten“, sagte der Offensivspieler, der sich bei Benfica Lissabon nicht durchsetzen konnte und zunächst bis Saisonende ausgeliehen wird. Eine Kaufoption hat sich der HSV nicht gesichert. „Wenn man sich den aktuellen Marktwert im zweistelligen Millionenbereich anschaut, wäre das in unserer derzeitigen finanziellen Lage ohnehin nicht möglich, ihn im Sommer zu kaufen“, erklärte Sportchef Oliver Kreuzer.

Doch John wird nicht der einzige Neuzugang in dieser Winterpause bleiben. Mit Ouasim Bouy landete am Freitag gleich der nächste Holländer in Hamburg, der seinen Medizincheck am Sonnabend absolvieren und danach den Vertrag unterzeichnen soll. Auch er nahm am Freitag gleich am Teamtraining teil. Der 20-Jährige wird bis Sommer von Juventus Turin ausgeliehen und ist im zentralen Mittelfeld beheimatet. Dort soll er sowohl defensiv als auch hinter den Spitzen einsetzbar sein.

Doch anders als John ist Bouy wohl eher als Ergänzungsspieler gedacht, denn in dieser Saison stand der Nachwuchsmann in der italienischen Liga nur einmal im Kader, zum Einsatz kam er auch nur einmal im Pokal. In der vergangenen Serie spielte Bouy auf Leihbasis in der zweiten italienischen Liga bei Brescia Calcio, zog sich im Februar 2013 einen Kreuzbandriss zu und fiel ein halbes Jahr lang aus. Zuvor galt er bei Ajax Amsterdam allerdings als überragendes Talent. Kreuzer geht bei dem Transfer kein Risiko ein, das Gehalt wird komplett weiter von Juventus übernommen. „Er wurde uns angeboten, da habe ich mich über Bouy informiert. Und die Rückmeldungen vom niederländischen Fußballverband und aus der Ajax-Schule waren so überzeugend, dass wir ihn zu uns geholt haben. Zudem ist Bouy jetzt wieder topfit“, erklärte Kreuzer, der weitere Transfers zum HSV in der Winterpause ausschloss.

John bestreitet Probleme mit seinem bisherigen Trainer

Auch HSV-Trainer Bert van Marwijk ist trotz der mangelnden Spielpraxis von seinen Landsmännern überzeugt. „Sie werden uns beide weiterhelfen“, sagte der Coach, der nach der schweren Knieverletzung von Maximilian Beister und dem Abgang von Artjoms Rudnevs nicht nur Neuzugänge gefordert hatte, sondern Kreuzer auch gleich eine Auswahl von möglichen Spielern aus dem Beneluxraum mitgegeben hatte. Da beide ohne Leihgebühr zu haben waren, machte der Sportchef die Deals schnell fix und setzte sich gegen die Bundesliga-Konkurrenten aus Stuttgart und Freiburg durch, die zumindest John auch gern in ihren Reihen gesehen hätten.

Im Testspiel gegen den FC Basel am Sonnabend (15.30 Uhr) soll John nun seine Premiere im HSV-Trikot feiern. Kreuzer sieht in der Partie einen echten Härtetest für den Bundesligaauftakt eine Woche darauf gegen Schalke. „Das ist normalerweise eine Toptruppe, die allerdings auch einige Verletzte zu verzeichnen hat. Aber für John gleich eine gute Möglichkeit, sich zu beweisen.“

Der Neuzugang selbst brennt auf diese Chance. Wie er dem Club helfen kann? „Ich bin schnell und kann Bälle gut für meine Mitspieler auflegen“, sagt der einmalige Nationalspieler, der die Berichte aus portugiesischen Zeitungen, er hätte Probleme mit seinem Coach Jorge Jesus bei Benfica gehabt, dementiert. „Man darf nicht so viel glauben, was dort geschrieben wird. Ich hatte einfach sehr starke Konkurrenz in Lissabon und bin deshalb nicht so zum Zuge gekommen.“

Das soll sich in Hamburg nun ändern. Im ersten Training konnte John zumindest schon andeuten, dass er über eine feine Technik verfügt. Sein primäres Ziel ist es, mehr Einsatzzeiten zu bekommen, um sich für die WM in Brasilien zu empfehlen. Wenn er die bekommt, ist sich John sicher, wird auch der aktuelle 14. Tabellenplatz seines neuen Clubs bald Geschichte sein – denn der gebürtige Liberianer ist jetzt schon überzeugt, dass mehr Potenzial in seinem neuen Team steckt.