Der HSV enttäuschte beim Telekom-Cup. Nach dem 0:4 gegen den FC Bayern unterlag das Fink-Team auch Borussia Dortmund mit 0:1.

Mönchengladbach. Lasse Sobiech sah geschafft aus, als er am frühen Sonntagabend als letzter Hamburger mit dem Trikot von Kumpel Julian Schieber in die Katakomben des Borussiaparks schlurfte. „Das war brutal“, stöhnte der frühere Dortmunder, „33 Grad im Schatten und keine Ahnung wie viel Grad in der Sonne.“ Als Ausrede wollte der 22-Jährige den Glutofen Borussiapark für das schlechteste Abschneiden überhaupt beim seit vier Jahren ausgetragenen Telekom-Cup aber nicht gelten lassen: „Zwei Niederlagen klingen natürlich erst mal doof, aber das 0:1 gegen Dortmund war schon sehr viel besser als das 0:4 gegen die Bayern“, sagte Sobiech.

Tatsächlich konnten die Hamburger ihr Fazit des Telekom-Cups bereits ziehen, noch bevor die übermächtigen Bayern im Finale gegen Gastgeber Gladbach antraten (siehe unten). Und nach alles in allem ordentlichen 60 Minuten gegen Borussia Dortmund am Sonntag war nicht nur Sobiech klar, dass der HSV grundsätzlich nicht so schlecht ist wie man es noch am Sonnabend befürchten musste, aber auch nicht so gut wie es der eine oder andere in den Tagen zuvor gehofft hatte. Gar „auf Augenhöhe mit Schalke“ hatte Vereinschef Carl Jarchow seine Mannschaft drei Wochen vor dem Start gegen eben jene Königsblauen eingestuft – und wurde nach fünf Gegentoren und keinem einzigem Treffer in 120 Minuten eines Besseren belehrt.

Besonders am Sonnabend fühlten sich nicht wenige der 47.125 Zuschauer an den doch eigentlich längst vergessen 30. März diesen Jahres erinnert, als der HSV mit sage und schreibe 2:9 beim späteren Triple-Sieger Bayern München unterging. Nach dem erneuten 0:4 gegen den FCB war aus Hamburger Sicht die einzig gute Nachricht, dass diese Partie bereits nach 60 statt wie damals nach 90 Minuten beendet war. „Nach vorne ging nichts und nach hinten ging auch nicht viel mehr“, schimpfte Trainer Thorsten Fink, der sich besonders über das erste Gegentor durch den Ex-Hamburger Jerome Boateng echauffierte: „Ich finde es extrem ärgerlich, dass wir schon wieder nach einer Standardsituation so ein blödes Gegentor bekommen. Das nervt mich schon gewaltig.“

Anders als vor dreieinhalb Monaten, als ganz Hamburg wochenlang in einer Schockstarre verharrte, wollte diesmal aber niemand die deutliche Niederlage überbewerten. Ein erneutes Grillfest, das damals als Wiedergutmachung für die Fans organisiert wurde, sei jedenfalls nicht angedacht. „Wir können auch anders – das haben wir doch schon in der Vorbereitung gezeigt“, sagte Marcell Jansen – und ließ mit seinen Kollegen am Tag darauf auch entsprechende Taten folgen.

Ohne die angeschlagenen Dennis Diekmeier (Wadenprobleme) und Heiko Westermann (Fußprellung) startete Finks Mannschaft gegen den BVB nicht nur personell völlig verändert. Der HSV spielte mutig nach vorne, setzte die Borussen trotz tropischer Temperaturen früh unter Druck und hätte sich zumindest einen Ehrenturniertreffer redlich verdient gehabt. „So weit weg waren wir von den Dortmundern jedenfalls nicht“, sagte Fink, der sich besonders über den engagierten Auftritt von Youngster Kerem Demirbay im defensiven Mittelfeld freute: „Der Junge hat mir richtig gut gefallen.“

Zwei Wochen vor dem Pokalspiel gegen Schott Jena hat der 19 Jahre alte Deutsch-Türke tatsächlich die Möglichkeit, einen der zuvor favorisierten Konkurrenten im zentralen Mittelfeld zu verdrängen. Weder Tolgay Arslan noch Milan Badelj konnten am Wochenende in Gladbach überzeugen – genauso wenig wie die Stürmer Jacques Zoua und Artjoms Rudnevs. „Mir hat vorne ganz einfach die Durchschlagskraft gefehlt“, kritisierte Sportchef Oliver Kreuzer, der noch einen Torjäger verpflichten will (siehe unten).

Bis dieser aber gekauft ist, wird Trainer Fink mit dem vorhandenen Personal vorlieb nehmen müssen. Beim Test am Dienstag in Flensburg gegen West Ham United wolle er noch einmal kräftig rotieren, ehe das Prestigeduell am Sonnabend gegen Inter Mailand in der Imtech Arena als Generalprobe herhalten muss. Definitiv nicht dabei sein werden René Adler, der erst in der nächsten Woche einsteigen soll, und Neuzugang Johan Djourou, der nach Beschwerden an der Leiste am Dienstag sogar operiert und mindestens zwei weitere Wochen fehlen wird. „Es ist besser, so etwas gleich zu machen als mitten in der Saison“, sagte Kreuzer. Somit endete das Wochenende wie es begonnen hatte: ziemlich ärgerlich.

HSV gegen Bayern: Drobny – Sala (47. Mancienne), Sobiech, Westermann, Jansen (47. Rajkovic) – Arslan (47. Rincon), Badelj (47. Demirbay) – Beister (47. Skjelbred), van der Vaart (47. Calhanoglu), Ilicevic (47. Jiracek) – Zoua (47. Rudnevs). Tore: 0:1 Boateng (12.), 0:2 Mandzukic (41.), 0:3 Kroos (44.), 0:4 Müller (52.).

HSV gegen Dortmund: Neuhaus - Mancienne (55. Beister), Sobiech, Rajkovic, Jansen – Demirbay (58. Nafiu), Rincon (46. Arslan) – Skjelbred, Calhanoglu (46. van der Vaart), Jiracek (55. Ilicevic) – Rudnevs (46. Zoua). Tore: 0:1 Hofmann (24.).