Fürths Schlussmann Wolfgang Hesl spricht über seine Zeit beim HSV, den Abstiegskampf und das bevorstehende Duell mit seinem Ex-Club.

Hamburg/Fürth. Beim HSV durchlief er ab 2004 die Nachwuchs-Team, bei den Profis kam er nur auf zwei Liga-Einsätze. Über den SV Ried und Dresden landete Wolfgang Hesl beim nächsten HSV-Gegner Fürth.

Hamburger Abendblatt: Herr Hesl, Ihre Rückkehr als Torwart nach Hamburg ...

Wolfgang Hesl: ... ist tatsächlich etwas Besonderes für mich. Ich habe siebeneinhalb Jahre für den HSV gespielt, freue mich riesig auf das Wiedersehen mit dem einen oder anderen, den ich noch kenne. Der HSV wird immer ein ganz wesentlicher Baustein meiner fußballerischen Karriere sein.

Allerdings einer ohne Happy End.

Hesl: Stimmt. Das Ende stellte ich mir anders vor. Da schmeckt was nach.

Ihnen wurde die Nachfolge von Frank Rost als Nummer eins in Aussicht gestellt. Trotz Absprache wurden Sie am Ende der Wechselfrist 2010 abgegeben.

Hesl: Man hatte mir Franks Nachfolge angeboten, stimmt. Aber dann herrschte Chaos. Trainer Bruno Labbadia ging, Armin Veh kam, da waren alle Absprachen leider sehr plötzlich vergessen. Und Frank, den der Verein damals wohl gern losgeworden wäre, ließ sich nicht abschieben. Ich glaube, ich war am Ende so eine Art Kollateralschaden.

Als Drobny die Nummer zwei hinter Rost wurde, waren Sie schließlich übrig.

Hesl: Ja. Den Transfer von Drobny konnte ich ja auch verstehen. Er ist ein toller Keeper. Aber man hätte mit mir ehrlich umgehen und mir von diesen Plänen erzählen sollen. Dann wäre alles okay gewesen. So stand ich plötzlich ohne große Perspektive da. Alles das, was ich mir vorgenommen hatte, war zerstört. Am letzten Tag der Transferperiode ohne Club zu sein ist sehr schwer. Als Torwart noch etwas schwieriger. Dass mich der SV Ried dann wegen eines Verletzungsfalles noch verpflichtete, war großes Glück. Aber wie gesagt, es herrschte auch innerhalb des HSV zu diesem Zeitpunkt einfach Chaos.

Sie gelten als teamorientierter und loyaler Spieler. Waren Sie zu ruhig?

Hesl: Nein, denn das wäre nicht ich gewesen. Ich mache keine Sprüche, um voranzukommen. Und wenn ich mir überlege, dass sich alles zum Positiven verändert hat, versöhnt das im Nachhinein. Auch dafür, dass man mich nach einem Jahr bei Ried erst zurückholte und dann wieder nicht wollte. Jetzt freue ich mich auf das Treffen mit meinem alten Verein.

Sie sind jetzt 27 Jahre alt und können auf gerade elf Bundesligaspiele zurückblicken. Sind Sie damit zufrieden?

Hesl: Ehrlich gesagt, ja. Die Lehrzeit auf der Bank gehört dazu. Und: Ich bin ja noch lange nicht am Ende.

Glauben Sie als Letzter noch an den Klassenerhalt mit Fürth?

Hesl: Es wäre ein kleines Wunder. Dass zuletzt Trainer Michael Büskens gehen musste, war das letzte Zeichen des Vereins an uns. Es sind jetzt fünf Punkte bis zu einem Relegationsplatz. Der muss unser Ziel sein. Wir müssen mal zwei, drei Spiele in Folge gewinnen, dann wären wir wieder voll im Rennen. Und diese Chance ist ganz sicher da, auch wenn sie nicht allzu groß ist.

Wenn Sie die Wahl hätten, wie damals beim HSV international die Nummer zwei zu sein oder im Abstiegskampf die Nummer eins: Was reizt Sie mehr?

Hesl: Immer das, wo ich spiele. Als Aktiver erlebst du Fußball komplett anders als von der Bank. Ganz klar.

Wie hoch ist der Druck als Schlussmann im Abstiegskampf?

Hesl: Hoch.

Manchmal auch zu hoch?

Hesl: Nein, das kann ich nicht sagen. Ich glaube, gerade deshalb sind Torhüter auch meist die, die mental etwas stabiler sind. Ich erwarte von mir Führung, und mein Umfeld erwartet es von mir. Ich will die Mannschaft auf Kurs halten. Und im Abstiegskampf bleibt keine Zeit zum Nachdenken. Ich bin mit 27 Jahren bei uns einer der Älteren, genieße im Team einen hohen Stellenwert. Mir ist klar, dass ich als Torhüter schon positionsbedingt einen wesentlichen Anteil an der Zukunft des Clubs habe. Und dieser Verantwortung stelle ich mich.

Und das, statistisch betrachtet, sehr ordentlich. Sie kassierten in neun Spielen mit Greuther Fürth gerade mal elf Gegentore. Weniger als Borussia Dortmund, auch weniger als der HSV.

Hesl: Das stimmt. Aber wir haben trotzdem nur fünf Punkte geholt. Das zeigt auch unser Dilemma. Wir verteidigen gut, treffen vorne aber nicht. Uns fehlt einfach die Kaltschnäuzigkeit

Was lässt Sie hoffen, dass sich das gegen den HSV ändert?

Hesl: Der HSV hat sicher ein ganz anderes Potenzial im Team, ganz andere Ansprüche. Aber der Club war in den vergangenen Monaten auch nicht gerade der Inbegriff von Stabilität, hat gerade zuletzt Schwächen offenbart.

Was wäre ein Sieg beim HSV für Sie persönlich wert?

Hesl: Drei Punkte. Drei Punkte im Kampf gegen den Abstieg in einem Spiel gegen meinen ehemaligen Club, mit dem ich viele Erinnerungen verbinde. Auch viele sehr schöne.