Ein Kommentar von Alexander Laux

Wahrscheinlich denken viele Fans vor dem Nordderby zwischen dem HSV und Werder Bremen an 2009, an die großen Duelle in der Europa League, im DFB-Pokalhalbfinale und in der Bundesliga. Legendäre Spiele wie das Rückspiel im Europacup-Halbfinale in Hamburg (0:1), als kurioserweise eine Papierkugel vor dem entscheidenden Tor Schicksal spielte und den HSV, der wie Werder zur Bundesligaspitze gehörte, in tiefste Depression stürzte. Gefühlt Lichtjahre scheinen diese Zeiten entfernt, sowohl Bremer, die Dauergast in der Champions League waren, als auch Hamburger dümpeln seit geraumer Zeit im Mittelfeld herum. Wer es lieber negativ formulieren möchte: im Mittelmaß.

Deshalb aber zu argumentieren, das Nordduell habe an Reiz verloren, wäre falsch. Die Ergebnisse spiegeln die sportlichen und finanziellen Realitäten wider, und beide Vereine stehen vor der spannenden Aufgabe eines Neuaufbaus mit einer Vielzahl an talentierten, jungen Spielern. Wer im Wettbewerb, den Anschluss an die Top-Teams der Liga wieder herzustellen, die meisten Fortschritte gemacht hat, wird sich auch am Sonntag zeigen. Nebenbei speist sich die Spannung eines solchen Vergleichs längst nicht alleine aus der Tabellenposition. Wer so denkt, ist nur ein Modefan.

Umgekehrt sollte diese Phase des Misserfolgs für beide Vereine nicht nur ein Mahnmal sein, dass man mit ein paar personellen Fehlentscheidungen leicht in einen gefährlichen Abwärtsstrudel gerät, sondern auch ein Ansporn, die (noch immer reichlich vorhandenen) Mittel mit allergrößter Sorgfalt einzusetzen - dann kann es auch schnell wieder nach oben gehen.