Trotz der Verletzung des Innenverteidigers forciert der HSV-Sportchef den Verkauf von Slobodan Rajkovic - Jeffrey Bruma muss bleiben.

Hamburg. Nach dem Krankenhausbesuch in Nürnberg durfte Michael Mancienne erst einmal aufatmen. "Der Knöchel ist zwar dick geschwollen, aber die Untersuchung ergab, dass nichts gebrochen ist", twitterte der Engländer am Sonntag, kurz nachdem er in der Anfangsphase des Spiels gegen den Club (1:1) ohne Fremdeinwirkung unglücklich umgeknickt war.

Doch die bange Frage blieb: Wie schlimm sind die Bänder im Gelenk in Mitleidenschaft gezogen worden? Am Montagnachmittag hatte der 25-Jährige nach der Kernspinuntersuchung traurige Gewissheit. Wie befürchtet, zog sich der Defensivspezialist einen doppelten Bänderriss zu und muss vier bis sechs Wochen pausieren, lautete die Diagnose der Ärzte. Die leise Hoffnung, dass es sich womöglich nur um eine schwere Bänderdehnung handeln könnte - verpufft. Für Mancienne ist der Ausfall doppelt bitter, schließlich hatte er sich nicht nur einen Stammplatz in der HSV-Verteidigung erkämpft, sein Name wurde zuletzt immer häufiger im Zusammenhang mit der englischen Nationalelf gehandelt.

Nutznießer von Manciennes Pech ist Jeffrey Bruma, der während des (verpatzten) Saisonstarts zum Stammpersonal gehört hatte, seitdem aber nur zu Minuteneinsätzen gekommen war. Ein typisches Verhaltensmuster junger, aufstrebender Fußballprofis ist es, wenig Geduld und Verständnis für ein Reservistendasein aufzubringen und sich um Luftveränderung zu bemühen, damit die Karriere (Verein, Nationalmannschaft) nicht stockt. Bei Bruma war es nicht anders. Während des Trainingslagers in Abu Dhabi versuchten deshalb Trainer Thorsten Fink und Sportchef Frank Arnesen, besänftigend auf ihn einzuwirken. "Ich habe ihm gesagt, dass er wichtig für uns ist und er sicher seine Chance erhalten wird, nur der Zeitpunkt sei offen", erinnerte sich Arnesen am Montag und lobte den 21-jährigen Niederländer: "Jeff ist sehr gut reingekommen in die Partie."

In den kommenden Partien soll Bruma nun also mit Heiko Westermann das Duo in der Innenverteidigung bilden. Ein Transfergeschäft, das noch vor einigen Tagen als nicht ausgeschlossen galt - Arnheim und Eindhoven hatten Interesse gezeigt - ist vom Tisch.

So froh aber Fink über den Mancienne-Ersatz sein kann, so wird Arnesen zugleich eine Option genommen, die Kosten für den Profikader wie geplant zu drücken. Dies schwächt indirekt die Verhandlungsposition des HSV-Sportchefs, der weiter versuchen will, den Personalbestand in der Abwehr zu reduzieren. Denn Slobodan Rajkovic, der mit einem Jahresgehalt von rund zwei Millionen Euro zu den Top-Verdienern gehört, steht ab sofort noch stärker als bisher im Schaufenster für mögliche Interessenten.

"Durch die Verletzung von Michael hat sich nichts verändert, schließlich kehrt er ja zurück", sagte der Däne, "wir haben fünf Innenverteidiger im Kader, das ist einer zu viel." Das Poker um mögliche Abgänge - auch Gojko Kacar, Marcus Berg, Jaroslav Drobny und Ivo Ilicevic stehen auf der Verkaufsliste - dürfte sich hinziehen, zumal nach dem Ende der Wechselperiode in Deutschland (31. Januar) die Transferfenster zu anderen Ligen (Russland, Ukraine, Skandinavien) weiter geöffnet sind. Ob das Ziel, in diesem Winter 6,4 Millionen Euro einzusparen (Ablöse plus Gehalt), zu erreichen ist, darf zum jetzigen Zeitpunkt bezweifelt werden. Vor allem der kurz vor Abschluss geplatzte Transfer von Kacar nach Hannover ärgert die HSV-Verantwortlichen.

Aber wer weiß: Vielleicht schlägt Kacar ja den gleichen Weg ein wie der ebenfalls schon abgeschriebene Per Skjelbred. Der Norweger arbeitete weiter beharrlich an sich, bot sich immer wieder im Training an und gehört inzwischen zum Kern der Mannschaft. Auch in Nürnberg bestätigte der Norweger nach seiner Einwechslung seine gute Form aus der Hinrunde und ist nun sogar für das Nordderby gegen Bremen eine ernsthafte Option im rechten Mittelfeld für die Startelf, wie Fink andeutete. "Für ihn freut es mich besonders, weil Per eine fantastische Einstellung in den vergangenen Monaten bewiesen hat", lobt Arnesen, der im Grunde nur ein Problem mit Skjelbreds Aufschwung hat: Ein Profi, der sich anschickt, sich gegen alle Widerstände durchzusetzen, verspürt kein Verlangen, diesen Verein in so einer schönen Stadt bei einem durchaus passablen Gehalt sofort wieder zu verlassen ...

Heung Min Son wurde für das Freundschaftsspiel Südkoreas gegen Kroatien am 6. Februar im Stadion des FC Fulham (England) nominiert.