Einsatz am Sonntag in Nürnberg wieder gefährdet. HSV besiegt Hertha BSC in einem kurzfristig angesetzten Testspiel mit 2:1.

Hamburg. Zwei Minuten früher als seine Mannschaftskollegen verließ Rafael van der Vaart mit leicht hängendem Kopf am Mittwochmorgen das Flanken- und Eckballtraining. Eigentlich sollte der Königstransfer des HSV beim kurzfristig anberaumten Testspiel gegen den Zweitligaklub Hertha BSC Berlin auf dem Trainingsgelände an der Imtech-Arena im Volkspark am Nachmittag eine Halbzeit lang auflaufen, doch die Mediziner machten dem Niederländer einen Strich durch die Rechnung. "Ich hatte fest mit ihm gerechnet, doch auf das Anraten der Ärzte habe ich lieber auf Rafa verzichtet. Die Gefahr besteht, dass er bei einem Rückschlag für sechs Wochen ausfällt, und das will ich natürlich nicht riskieren", sagte HSV-Trainer Thorsten Fink.

Vor gut einer Woche hatte sich der Niederländer eine Zerrung im rechten Oberschenkel zugezogen. Es war bereits seine zweite Muskelverletzung innerhalb von acht Wochen im selben Bein. Die Belastung eines Spiels sei aufgrund des Adrenalinschubs und der erhöhten Zweikampfintensität mit der in einer Trainingseinheit nicht zu vergleichen, hieß es. Deshalb nun der Rückzieher. Van der Vaart selbst hatte am Vortag noch erklärt, er fühle sich fit, seine Zerrung sei auskuriert, und er freue sich auf den Rückrundenauftakt am Sonntagnachmittag (15.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) in Nürnberg. Doch selbst dieser Einsatz steht nun in den Sternen. "Für 90 Minuten reicht seine Luft ohnehin noch nicht", äußerte Fink seine Zweifel. "Ich muss schauen, ob es Sinn ergibt, ihn von Beginn an zu bringen oder ihn zunächst auf der Bank zu lassen."

Auch ohne van der Vaart gelang seinen Kollegen gegen die Berliner Gäste ein 2:1-Sieg. Fink ließ in der ersten Halbzeit die B-Elf aufspielen, aus der Jacopo Sala mit einer Oberschenkelverletzung vorzeitig ausschied. Zur zweiten Halbzeit wechselte er dann die Mannschaft nahezu komplett durch.

Auffällig dabei war, dass die vermeintliche Stammelf jeglichen Esprit vermissen ließ und gegen den erst am 3. Februar in die Rückrunde startenden Gegner nur eine Torchance in 45 Minuten herausspielte. "Mit der ersten Halbzeit war ich zufrieden, nach der Pause haben wir jegliche Aggressivität vermissen lassen. Vielleicht wollten sich die Spieler nicht verletzen", sagte Fink.

Während dieser mauen Vorstellung hätte van der Vaart fraglos für Spielwitz sorgen können. Doch wie wichtig ist er wirklich für diesen HSV? Trainer, Mannschaftskollegen und Vorstand werden nicht müde zu betonen, er sei der Kopf des Teams, und allein seine Präsenz könne ausschlaggebend sein.

Zu Beginn der Saison war sie das auch. Dominant trat der 103-malige Nationalspieler in seinen ersten beiden Partien auf, doch nach einem Traumtor gegen Mönchengladbach baute der 29-Jährige deutlich ab und glänzte in erster Linie durch seinen großen Einsatz. Mit van der Vaart holte der HSV in elf Begegnungen 17 Punkte (1,55 im Schnitt), nach seiner Verletzung sieben Punkte aus vier Partien (1,75 im Schnitt). Das Fachmagazin "Kicker" sieht van der Vaart mit einer Durchschnittsnote von 3,64 allenfalls im Blickfeld der Top-Mittelfeldspieler. Doch die wenigen genialen Momente in der HSV-Hinrunde waren vor allem dem Regisseur zuzuschreiben. Auch wenn er auf dem Spielfeld nicht immer so präsent war, wie es von einem Mann seiner Klasse und Erfahrung wünschenswert wäre, ist van der Vaart mit Ausnahme von Milan Badelj der Einzige beim HSV, der den "tödlichen" Pass beherrscht. Zudem könnte auch der Wahl-Eppendorfer in der Rückrunde von der Systemumstellung mit zwei Angreifern profitieren, die ihm mehr Anspielmöglichkeiten in die Tiefe bescheren wird. Vorausgesetzt, er bekommt seine Verletzungsanfälligkeit in den Griff.

HSV, 1. Halbzeit: Neuhaus - Sala (ab 17. Diekmeier), Bruma, Rajkovic, Lam - Rincon - Kacar, Ilicevic - Nafiu - Berg, Beister.

2. Halbzeit: Neuhaus - Diekmeier, Mancienne, Westermann, Jansen - Badelj - Skjelbred, Aogo - Arslan - Son, Rudnevs.

Tore: 1:0 Berg (19.), 2:0 Berg (25.), 2:1 Mukhtar (51.).