Ein Kommentar von Kai Schiller

Viel verblüffender hätte die Wahl des neuen Aufsichtsrats am Sonntag wohl nicht ausfallen können. Aus dem Favoritenkreis konnte sich lediglich Hafen-Chef Jens Meier durchsetzen, überraschend folgten ihm Katrin Sattelmair, Christian Strauß und vor allem Ali Eghbal. Aber was bedeutet dieses von niemandem erwartete Wahlergebnis für den HSV?

Positiv darf festgehalten werden, dass die Zeiten von Lagerkämpfen offenbar endgültig vorbei sind. Anders als 2009, als sich noch vier sogenannte Wirtschaftsweise durchsetzen konnten, und 2011, als sich das Lager der Supporters mit eigenen Kandidaten durchsetzte, gab es am Sonntag keine Gewinner- oder Verlierergruppe. Ralf Bednareks überraschendes Scheitern darf zwar als Hinweis gewertet werden, dass die Hausmacht der Supporters nicht zu groß werden sollte. Allerdings ist die engagierte Mitgliedervereinigung durch Björn Floberg, Hans-Ulrich Klüver und Manfred Ertel, der nun beste Chancen auf den Vorsitz hat, weiterhin stark vertreten.

Der kreative Fünf-Minuten-Auftritt Eghbals, der auf der Bühne Sakko und Hemd auszog, war zweifelsohne ein humoristischer Höhepunkt des Tages. Allerdings ist die wirtschaftliche Lage des HSV alles andere als witzig. Eghbal, Strauß, Sattelmair und vor allem Meier, der im neuen Elfer-Gremium die größte wirtschaftliche Kompetenz vorweisen kann, müssen nun beweisen, dass sie nicht nur den Lagern fern, sondern auch in der Lage sind, die großen Probleme des Vereins in der Zukunft zu lösen.

Dies wird sicher länger als nur fünf Minuten dauern. Dass dem Rat weiterhin sportliche Kompetenz fehlt, darf bemängelt werden, war aber bereits vor dieser Wahl klar.