Eine Glosse von Björn Jensen

Die Kritik, die nach dem Saisonstart auf die Vereinsführung des Hamburger SV einprasselte, war riesig. Viel zu spät habe man auf die offensichtlichen Lücken im Kader reagiert, hieß es. Mit diversen Millionen, die sich der Klub teilweise bei einem Edelfan leihen musste, wurde der zu befürchtende Schaden - im Sportjargon Abstieg genannt - eingedämmt. Aber nach der Bettelarie im August haben sich die HSV-Verantwortlichen geschworen, aus der Geschichte zu lernen - und nie wieder zu spät zu kommen.

Der erste Lernerfolg war am Sonnabend zu besichtigen. 37 Tage vor dem Heiligen Abend begingen Spieler und Trainer auf dem "Grossen Michel" auf der Elbe ihre Weihnachtsfeier. Die Mitgliederversammlung am 13. Januar soll nun dafür genutzt werden, den Fans ein paar schöne Ostereier ins Nest zu legen. Die Saison 2012/13 endet für den HSV bereits im März. Mit der dann frühzeitig feststehenden Qualifikation für die Europa League wird die Arbeit für Sportchef Frank Arnesen bedeutend leichter, hat er doch zwei Monate Vorsprung auf die Konkurrenz, um seine Wunschspieler von einem Wechsel zu überzeugen.

Neuzugänge werden allerdings ab sofort schon bei ihrer Vorstellung wieder verabschiedet. Das spart Blumen - das Geld kann stattdessen in einen besseren Rollrasen investiert werden. Und wer angesichts dieser Maßnahmen noch glaubt, die Uhr im Volksparkstadion sei zufällig kaputtgegangen, dem sei hiermit jegliche Illusion genommen. Es gebe keine Ersatzteile, hieß es zuletzt. Auch das ist falsch. Eine Uhr, die die neue Zeitrechnung des HSV anzeigt, ist schlicht noch nicht erfunden.