Jürgen Rollmann ist der ungewöhnlichste Sportchef der Bundesliga. Morgen spielt sein neuer Klub Augsburg gegen den HSV.

Hamburg/Augsburg. Er klingt so gelassen, als würde er am Freitag als unbeteiligter Zuschauer das Spiel des FC Augsburg gegen den HSV verfolgen. "Besonders aufgeregt", sagt Jürgen Rollmann, 46, "bin ich nicht." Dabei steht am Freitag nichts weniger als seine Heimpremiere an. Sein Platz ist direkt am Spielfeldrand - als neuer Manager des Bundesligaklubs.

Vielleicht macht eine spannende Vita so entspannt. Denn Rollmann ist das klassische Gegenmodell zur typischen Vom-Profi-zum-Manager-Karriere. Wobei Rollmann natürlich auch Profi war. 1992 feierte er als Torwart mit Werder Bremen beim Europacup-Sieg gegen Monaco den größten internationalen Triumph der Vereinsgeschichte. Aber der Strafraum war für einen wie ihn schon immer zu eng. Rollmann schrieb schon mit Anfang 20 für den Sportteil des "Weser-Kuriers", erklärte später als Präsident der Spielergewerkschaft VDV bei vielen TV-Auftritten das Bosman-Urteil, arbeitete als WM-Koordinator der Bundesregierung, war Pressesprecher der Bayern-SPD, kandierte gar - vergebens - für den Bayerischen Landtag. Und vor seinem Amtsantritt in Augsburg vor gut zwei Wochen machte er die PR für den Ironman Deutschland.

Ein Job-Hopper, sagt Rollmann, sei er aber keineswegs: "Letztlich hängt doch bei mir alles mit dem Sport, dem Journalismus und meinem Interesse für Politik zusammen." Und der Job beim FC Augsburg ist schließlich auch so etwas wie die Rückkehr zu den alten Wurzeln - schließlich hatte er bereits 1999/2000 dort schon als Manager gearbeitet, allerdings in der Regionalliga.

Nun also Bundesliga, das ganz große Rad. Eigentlich ein erstaunlicher Wechsel für den einst bekanntesten deutschen Profigewerkschafter. Doch Rollmann sieht auch das sehr entspannt: "Ich habe mich bei der VDV zunächst mal dafür eingesetzt, das belastete Verhältnis zum DFB wieder zu entspannen - unter dem Motto Kooperation statt Konfrontation." Den damaligen DFB-Präsidenten Egidius Braun besuchte er nach Amtsantritt in Aachen - im Gepäck ein Blumenstrauß für dessen Gattin. Natürlich gab es ab und an auch Zoff. Doch Rollmann sagt: "Selbst meine damaligen Gegner werden Ihnen bescheinigen, dass ich zwar hart, aber immer fair für die Interessen der VDV eingetreten bin." Dieses Prinzip ist ihm auch in seiner neuen Funktion heilig: "Ich werde nicht immer alles sagen können, aber ich werde niemals lügen."

Dann muss er das Telefonat wieder unterbrechen, wieder einmal ruft ein Spielerberater an, der einen Klienten empfehlen will - Tagesgeschäft für einen Bundesliga-Manager. Rollmann will vor allem das Scouting vorantreiben: "Wir müssen bei der Nachwuchssuche schneller sein als die deutlich finanzkräftigere Konkurrenz." Rollmann sieht sich als Partner seines Trainers Markus Weinzierl, nicht als Aufpasser - ohne dessen Einverständnis hätte er den Job gar nicht erst übernommen. Und die Chancen gegen den HSV? "Natürlich sind wir Außenseiter, aber der FCA hat spätestens beim 3:1 gegen Bremen bewiesen, dass er im Oberhaus mithalten kann." Und wenn es in der 89. Minute einen unberechtigten Elfmeter für den HSV gibt? Rollmann lacht: "Auch dann werde ich hoffentlich nicht herumtoben." Dafür hat er eben schon zu viel erlebt.