Gestern wurde der neue HSV-Mannschaftsbus auf der Elbe getauft. Morgen muss das Fink-Team in Mönchengladbach ran.

Hamburg. Rafael van der Vaart ist in Hamburg in diesen Tagen allgegenwärtig. Am Sonntagabend stand er bis in die Nacht im Fernsehen beim "NDR-Sportclub" Rede und Antwort, am Montagmorgen war der HSV-Star bei der Taufe des neuen Mannschaftsbusses mit an Bord. Ein Interview hier, ein Autogrammwunsch da, fast jeder wollte mit ihm aufs Foto. Erstaunlich, mit welcher Seelenruhe der Niederländer diese Belagerung meistert. "Das gehört dazu, ich freue mich einfach, wieder in Hamburg zu sein, da macht man solche Termine doch gerne", sagte der 29-Jährige.

Und dieser Termin an den Landungsbrücken war in der Tat "Hamburg pur": Das neue, 480 PS starke HSV-Gefährt vom Typ MAN Lion's Coach L im Wert von rund 300.000 Euro wurde auf einer Schute stehend mitten auf der Elbe durch ein Löschboot auf den Namen "Rauten-Express" getauft - damit heißt der Jubiläumsbus zum 125-jährigen Vereinsbestehen genauso wie das Vorgängermodell. "Ein Zeichen von Kontinuität, das soll ja jetzt auch auf anderen Ebenen im Klub einkehren", sagte HSV-Boss Carl Jarchow mit einem Lächeln.

Der Bus ist luxuriös ausgestattet, bei der Fertigung wurde auf die Wünsche der Spieler und von Trainer Thorsten Fink eingegangen. Die Bordküche fällt nun kleiner aus, dafür haben die Spieler mehr Beinfreiheit, um nach den Spielen besser regenerieren zu können. Fink, der vorne links neben Co-Trainer Patrick Rahmen sitzt, kann jetzt schon im Bus Videoanalysen vornehmen. Direkt hinter seinem Platz wurde ein Konferenztisch eingebaut. Zudem sorgen gleich zwei Provider für kabellosen Internetempfang auf allen Plätzen. Die Scheiben des Busses sind mit Motiven aus der HSV-Historie überklebt, die von den Fans ausgewählt wurden.

Die Sitzplätze der Profis sind weitestgehend vergeben. "Die neuen Spieler müssen Platz nehmen, wo ein Sitz frei ist", erklärt Marcell Jansen. "Und das ist meist im vorderen Teil. Der Rest regelt sich über das Alter und die Visitenkarte." So sitzt Kapitän Heiko Westermann beispielsweise ganz hinten, um "die Mitspieler immer im Blick zu haben". Zudem wird in den hinteren Reihen oft Karten gespielt. Fink gehört eher zu den Filmguckern, liest auch mal ein Buch oder spielt auf seinem iPad. Ersatztorwart Jaroslav Drobny unterhält durch seine Showeinlagen nicht selten den gesamten Bus.

Die Jungfernfahrt findet jedoch erst vor dem Heimspiel an diesem Sonnabend gegen Hannover 96 statt - ins Mannschaftshotel Elysée und zurück zum Stadion. Zum morgigen Auswärtsspiel nach Mönchengladbach (20 Uhr/Sky und Liveticker auf www.abendblatt.de oder www.hsv.de) fliegt der HSV-Tross. Fahrer Miroslav Zadach fährt ein letztes Mal mit dem alten Bus hinterher, um die Spieler ins Stadion zu kutschieren.

Dort wartet laut Fink ein "starker Gegner, der das Spiel machen will" - doch das wolle sein Team ebenfalls. "Wir müssen wieder frech nach vorne agieren und die gleiche Leidenschaft zeigen wie gegen Dortmund", fordert der Coach. Änderungen in der Startformation plant Fink nicht. "Ich hatte mir erst überlegt, einen frischen Stürmer zu bringen, da Artjoms Rudnevs gegen den BVB unheimlich viel gearbeitet hat. Aber eigentlich sehe ich keinen Grund für eine Veränderung."

So lobte der Trainer seine neue linke Seite mit Jansen und Ivo Ilicevic ebenso wie Tolgay Arslan, der auf ungewohnt defensiver Position gut nach hinten gearbeitet habe. Nur beim unantastbaren Schlussmann René Adler, dem van der Vaart am Wochenende "Weltklasse" attestierte, bremste er die Euphorie: "Fraglos war das eine super Leistung, aber unhaltbare Bälle hat er nicht entschärft."

Doch die größten Hoffnungen ruhen erneut auf van der Vaart, der morgen Abend auch auf dem Platz wieder allgegenwärtig sein möchte. Er lief bislang im Schnitt rund zwölf Kilometer pro Partie, hatte in seinen zwei Auftritten zusammengerechnet die meisten Ballkontakte im HSV-Dress und spielte zudem die meisten Pässe in seinem Team. "Er gibt der Mannschaft Sicherheit, ihn kannst du immer anspielen", sagt Jansen. Einzig seinen Platz im Bus muss sich der Niederländer noch erkämpfen. "Ich bin halt der Neue, muss noch ziemlich weit vorne sitzen. Außerdem sind bei uns in Holland die Kartenspiele anders. Beim Zocken kann ich noch nicht mithalten." Ganz anders als auf dem Fußballplatz. Das hat van der Vaart in zwei Spielen bereits bewiesen.