Der ehemalige HSV-Manager und fünf weitere Klubgrößen wurden in den Walk of Fame um den Uwe-Seeler-Fuß aufgenommen.

Hamburg. "Wer vor seiner Vergangenheit flieht, verliert immer das Rennen", hat einst der amerikanische Lyriker Thomas Stearns Eliot geschrieben. Beim HSV hat man seit einigen Jahren eher den Eindruck, dass die Vergangenheit den Klub regelrecht verfolgt, weil die Gegenwart im Vergleich stets trist abschneidet, besonders beim Blick auf die goldene Ära Ende der 70er-, Anfang der 80er-Jahre.

Der Donnerstag war wieder so ein Tag, als an glorreiche Zeiten erinnert wurde. Der "Walk of Fame", der Weg des Ruhms rund um den bronzenen Uwe-Seeler-Fuß vor der Nordost-Ecke des Stadions, erhielt prominenten Zuwachs: Günter Netzer, von 1978-86 Manager, Willi Reimann (1974-81 Spieler und 1987-90 Trainer), Thomas von Heesen (1980-94 Spieler) und der verstorbene Branko Zebec (1978-80 Trainer) stehen für Triumphe und Titelgewinne. Größter Verdienst des ebenfalls geehrten früheren Aufsichtsrats-Vorsitzenden Udo Bandow (1996-2007) war sein entscheidendes Mitwirken bei der Realisierung des Stadionneubaus. Gewürdigt wurde auch der bereits verstorbene Fritz Laband (1950-56 Spieler), der zum Kader der Weltmeistermannschaft 1954 gehörte.

150 Gäste lauschten den nicht minder erlesenen Laudatoren. DFB-Teammanager Oliver Bierhoff (für Bandow), der ehemalige Präsident Dr. Peter Krohn (für Reimann), Moderator Gerhard Delling (für Netzer), DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus (für Zebec), Bremens Co-Trainer Wolfgang Rolff (für von Hessen) und der frühere Spieler Franz Klepacz (für Laband) schwelgten in alten Zeiten.

Beim Klönschnack - auch Uwe Seeler war extra direkt vom Spatenstich für das neue DFB-Museum von Dortmund nach Hamburg geeilt - wurde aber deutlich mehr über die aktuelle sportliche Lage des HSV diskutiert. "Die Situation ist sicher nicht angenehm, vielleicht wird es nicht schnell möglich sein, sich zu befreien und es wird eine kleine Leidensgeschichte", orakelte Netzer, "aber der Klub gehört nicht ins untere Drittel der Liga. Wenn alle mitziehen, wird es keinen Abstiegskampf geben." Rafael van der Vaart bezeichnete Netzer als "wundervolle Verpflichtung. Aber er wäre mit der Aufgabe überfordert, es alleine schaffen zu müssen. Man muss die Spieler um ihn herum mobilisieren, sie müssen mehr tun."

Ähnlich urteilte auch Bierhoff, der Bandow als "väterlichen Freund" bezeichnete: "Ich hatte zuletzt den Eindruck, dass die Spieler überfordert waren, hier kann van der Vaart etwas Druck nehmen. Allerdings darf man ihn nicht überfrachten. Es wird sicher keine einfache Saison für den HSV, aber sich Sorgen zu machen, wäre übertrieben."

33 HSV-Größen sind auf der von Unternehmer Andreas Maske 2005 initiierten Anlage rund um den Seeler-Fuß mittlerweile verewigt. "Es kann auch in diesen Tagen kein Fehler sein, wenn man sich an die Vergangenheit erinnert und versucht zu lernen, was man von damals nach heute mitnehmen kann", stellte der HSV-Vorsitzende Carl Jarchow das Positive heraus. Dass sonderlich viele Akteure der aktuellen HSV-Mannschaft einmal Zugang zum "Walk of Fame" erhalten, ist jedoch unwahrscheinlich. Auch Bierhoff meinte, dass auch er wohl kaum einmal zu den Geehrten zählen dürfte: "Dafür waren meine Leistungen beim HSV einfach zu schlecht." Wenigstens einer, der daran erinnerte, dass auch früher nicht alles gelang.