Im Abendblatt sprach Horst Becker von einem zu großen Aufsichtsrat beim HSV. Einige Ratskollegen wie Bernd Enge sehen das anders.

Hamburg. Wenn so gar nichts Neues passiert, schwadroniert man bekanntlich am liebsten über das Wetter. Doch statt sich gestern über den erneuten Wintereinbruch zu unterhalten, wurde zumindest unter den am Fußball interessierten Hamburgern viel mehr über das Abendblatt-Interview mit Horst Becker diskutiert. Denn im Gegensatz zum Wetter war das, was der Aufsichtsratchef des HSV zu sagen hatte, tatsächlich neu. Besonders die Anregung Beckers, den Aufsichtsrat im Jahr 2010 von derzeit zwölf auf bis zu sieben Mitglieder zu reduzieren, sorgte für Gesprächsstoff.

"Dieser Aufsichtsrat ist definitiv zu groß. Alle Mitglieder haben große Kompetenzen, aber mit zwölf Mitgliedern ist man nur bedingt handlungsfähig", hatte Becker im Abendblatt gesagt, um anschließend anzuregen, über eine Verkleinerung des Gremiums nachzudenken. Und auch, wenn es offiziell niemand zugeben wollte, wurden Beckers Gedanken nach Abendblatt-Informationen in Teilen des Aufsichtsrates grundsätzlich mit Wohlwollen aufgenommen. Allein Terminabsprachen seien mit zwölf Räten sehr schwierig.

So fühlte sich der eine oder andere Rat an die Außerordentliche Mitgliederversammlung vor gut zwei Jahren erinnert, als abgestimmt wurde, das schon damals größte Kontrollgremium der Bundesliga zu verkleinern. Der Vorstoß fand damals allerdings keine Mehrheit und wurde folglich abgelehnt.

Natürlich weiß Becker, dass ein erneuter Versuch unter den Mitgliedern wohl wieder keine notwendige Mehrheit von 75 Prozent finden würde. Um aber gerade bei so wichtigen Entscheidungen wie der Suche nach einem neuen Sportchef, "handlungsfähig" zu bleiben, müsse man laut Becker dennoch über eine Verkleinerung des Rats nachdenken. Da die Zeit bis zur nächsten Mitgliederversammlung am 17. Januar zu knapp sei, solle über das brisante Thema in Ruhe nach der Versammlung diskutiert werden.

Geht es allerdings nach Beckers Ratskollegen Ernst Otto Rieckhoff und Bernd Enge, sollte doch lieber alles beim Alten bleiben. "Vor zwei Jahren wurde der Antrag aus guten Gründen abgelehnt", sagt Rieckhoff, der als Delegierter der Abteilung Ochsenzoll dem Kontrollgremium des HSV und sogar dem vierköpfigen Personalausschuss, der derzeit nach einem neuen Sportchef sucht, beisitzt.

Ähnlich sieht es auch Ratskollege Enge, der sich gegen eine Verkleinerung ausspricht. "Warum sollen Entscheidungsprozesse mit neun Räten besser funktionieren als mit zwölf?", fragt er, um gleich selbst die Antwort zu geben: "Der HSV ist mit seinen 66 000 Mitgliedern ein besonderer Verein, der sich so in der Struktur des Aufsichtsrat widerspiegelt."

Überhaupt kein Verständnis für die aktuelle Diskussion hat dagegen Supporterschef Ralf Bednarek, der Becker "Ablenkung von eigenen Problemen" vorwirft: "Ich kann den Zeitpunkt für seinen Vorstoß nicht ganz nachvollziehen. Man kann nicht jedes Jahr die Strukturen neu definieren. Außerdem hat der Aufsichtsrat ganz andere Probleme. So scheint der Personalausschuss nicht in der Lage oder willens zu sein, einen neuen Sportchef zu finden."

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