Der lächelnde Koreaner ist auf dem Weg nach ganz oben. Der 18-jährige Heung Min Son bekommt beim HSV einen Fünf-Jahres-Vertrag.

Längenfeld. Er atmete unüberhörbar tief durch. Geschafft! Heung Min Son hatte seine erste eigene Pressekonferenz mit Erfolg absolviert. Der Auftritt vor den Reportern im HSV-Trainingslager verlangte ihm sichtlich mehr Mut ab als seine Gastspiele auf dem Rasen. Dort hat der 18-jährige Südkoreaner zuletzt so brilliert, dass er inzwischen als feste Größe im Profi-Kader des HSV zählt. Ja, der Stürmer ist sogar mit sieben Treffern bester Vorbereitungsschütze des HSV. Trainer Armin Veh ist überzeugt: "Son kann mit 18 Jahren schon so viel wie andere Profis mit 30 Jahren nicht."

Mit asiatischer Höflichkeit lächelt Son dennoch alle großen Ambitionen einfach weg: "Ich weiß, dass ich mich hinten anstellen muss. Wir haben mit Paolo Guerrero, Mladen Petric und Ruud van Nistelrooy Super-Stürmer." Maxim Choupo-Moting nennt er in diesem Zusammenhang lieber nicht - schließlich hat er den vom 1. FC Nürnberg zurückgekehrten Leih-Profi in der Werteskala von Trainer Armin Veh bereits überholt.

Erwähnen würde Son dies natürlich nie. Nur keine großen Sprüche. Er redet leise in schon akzeptablem Deutsch, mitunter bittet er höflich, die Frage noch einmal zu wiederholen. Etwa als er seinen Lieblingsort in Hamburg verraten soll. Son zögert, nennt dann den Hafen. Und lächelt.

Sehr viel mehr wird Son auch noch nicht von Hamburg gesehen haben. Die "Ich lebe nur für den Sport"-Phrase gehört zum Standard-Repertoire vieler Profis. Auf Son trifft sie zu. Mit 16 kam er im Rahmen eines DFB-Austauschprogramms mit Südkorea nach Deutschland - mit ihm versuchten sich zwei weitere Koreaner beim HSV, drei heuerten beim 1. FC Nürnberg an. Nur Son biss sich durch: "Ich hatte ein Ziel. Profi beim HSV zu werden."

Dieses Etappenziel hat er schon erreicht - so überzeugend, dass der HSV den erst vor Kurzem abgeschlossenen Zwei-Jahres-Vertrag gern sofort um weitere drei Jahre verlängern möchte. "Son hat eine enorm hohe Qualität", lobt Sportdirektor Bastian Reinhardt die Entdeckung aus der A-Jugend.

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Vor allem aber begeistert den HSV die Willenskraft des Koreaners. Mit Bus und Bahn pendelt Son jeden Tag zwischen dem HSV-Internat in Ochsenzoll und der HSV-Arena in Stellingen. Eine Freundin? Son schüttelt nur den Kopf: "Keine Zeit. Ich will gut Fußball spielen und etwas erreichen." Sogar der eigentlich traurigen Tatsache, dass er seine Eltern nur zweimal im Jahr sieht, kann er etwas Positives abgewinnen: "Wenn sie da sind, rede ich zu viel Koreanisch. Aber ich will Deutsch lernen."

Auffallend viel Zeit verbringt Son dagegen mit Ruud van Nistelrooy. Nach fast jeder Trainingseinheit fachsimpeln sie. Es ist ein ungleiches Duo. Hier der Fußball-Azubi, dort der 34-jährige Weltstar. "Ich habe früher nie diese Hilfe bekommen, vielleicht mache ich es deshalb bei ihm", sagt der Holländer. Womöglich haben sich ja auch nur zwei Brüder im Geiste getroffen. Erfolgsbesessen sind sie schließlich beide.

Der HSV hat Mittelfeldspieler Mikael Taverez (Vertrag bis 2011) einen sofortigen Wechsel nahegelegt. Robert Tesche (Riss im Ohr) und Jonathan Pitroipa (Knöchelverletzung) sind angeschlagen.