Gleich fünf HSV-Profis wohnen in der HafenCity. Besonders im Überseequartier wird über den Abstiegskampf philosophiert. Ein Besuch.

HafenCity. Die Lage ist ernst, nicht aber so ernst, dass Jacopo Sala und Michael Mancienne auf das verabredete Mittagessen in ihrem Lieblingsrestaurant La Baracca verzichten wollen. Für das befreundete HSV-Duo hat das italienische Trendrestaurant am Sandtorkai gleich vier Vorteile: Es gibt Scampi vom Grill für gerade mal 8,90 Euro, die Kellner versuchen gar nicht erst, fußballerische Offenbarungseide wie den Magerkostsieg gegen den 1. FC Kaiserslautern mit ihren prominenten Gästen zu analysieren, und es liegt auch nur einen Freistoß von Salas und Manciennes Wohnungen entfernt. Der größte Pluspunkt aber: Neben Mancienne und Sala, die voraussichtlich erneut beim nächsten Abstiegsendspiel am Ostersonntag gegen Leverkusen zusammen in der Viererabwehrkette auflaufen werden, wohnen auch die Kollegen Jeffrey Bruma, Slobodan Rajkovic und Ivo Ilicevic in der HafenCity gleich um die Ecke. Und auch Assistenztrainer Frank "Funny" Heinemann hat eine Bleibe in der HSVCity gefunden.

+++Adler gibt Comeback+++

"Für mich gibt es eigentlich keinen besseren Stadtteil zum Wohnen als die HafenCity", sagt Sala, "man wohnt zentral, hat aber trotzdem seine Ruhe - selbst im Abstiegskampf." Der Italiener, der den verletzten Rellinger Dennis Diekmeier gegen Bayer als Rechtsverteidiger ersetzen soll, ist so etwas wie der HafenCity-Beauftragte beim HSV. Wenn man es genau nimmt, ist der 20-Jährige sogar dafür verantwortlich, dass der neue Stadtteil an der Elbe sich anschickt, Othmarschen als Lieblingsviertel der HSV-Profis abzulösen. "Ich war der Erste, der sich hier im vergangenen Sommer ein Apartment gesucht hat", sagt Sala, der bei seiner Wohnungssuche einen ganz gewöhnlichen, für einen HSV-Profi aber völlig unorthodoxen Weg wählte.

Als Salas Wechsel aus London, wo er im Stadtteil Cobham wohnte, feststand, suchte der Fußballer im Internet nach möglichen Wohnvierteln. Statt wie üblich auf die Dienste von HSV-Teammanager Marinus Bester zu setzen, der normalerweise die Wohnungen für Neuzugänge organisiert, vertraute er einer Freundin, die ihm die HafenCity empfahl. Über Google fand Sala die Maklerin Susanne Bode von Dahler & Company Projekt Marketing GmbH, die dem kommenden HSV-Spieler ein Apartment im Überseequartier ans Herz legte. "Die HafenCity ist das einzige Viertel in Hamburg, wo ein hochwertiges Wohnen im ganzen Stadtteil garantiert ist. Besonders Fußballspieler zieht das maritime Flair und die Elbe vor der Tür sowie das lebendige Treiben im Überseequartier an", sagt Bode, die sich nach erfolgreicher Zusammenarbeit mit Sala über eine ganze Reihe von Folgeaufträgen freuen durfte. "Ich habe Jeffrey, Slobodan und Michael einfach ihre Nummer weitergegeben, damit wir alle in der Nähe wohnen", sagt Sala, der am Tag nach der Besichtigung der leeren Wohnung mit einer Freundin aus Italien zum Großeinkauf zu Ikea fuhr.

Mancienne, dem Bode ebenfalls ein Apartment unweit von Salas neuer Wohnung vermittelte, war als Zweiter an der Reihe. "Ich weiß, dass die neue HafenCity in Hamburg nicht von allen geliebt wird, aber ich entdecke fast jede Woche etwas Neues", sagt der Innenverteidiger, der sich erst kürzlich auf Kosten seiner Nachbarn Rajkovic und Bruma einen Stammplatz an der Seite von Heiko Westermann in der Innenverteidigung erkämpft hat. Neben dem La Baracca fühlt sich der Engländer, der in London in unmittelbarer Nähe vom Stadtteil Chelsea lebte, auch im Chili Club und in der Campus Suite sehr wohl. Am liebsten isst er aber im Hause Sala, mit dem Mancienne eine Vereinbarung getroffen hat. "Weil Jacopo noch keinen Führerschein hat, bin ich sein Taxifahrer, er ist dafür regelmäßig fürs Abendessen verantwortlich", sagt der 24-Jährige, der besonders Pasta à la Jacopo empfehlen kann.

Die HSV-Profis, die in dieser Saison in der HafenCity wohnen, sind aber keinesfalls die ersten Fußballer, die hier ihr Quartier aufschlagen. Erster HSV-Star in der HafenCity war Nigel de Jong, der von 2006 bis 2009 hier wohnte. Nicht mal ein halbes Jahr lang lebte der Brasilianer Thiago Neves am Kaiserkai im luxuriösen Yoo-Haus, in dem er seine Wohnung erst Monate nach seiner Rückkehr nach Brasilien gekündigt haben soll. Als einziger Kiezkicker (neben Ex-Profi René Schnitzler) lebte auch HSV-Schreck Gerald Asamoah, der zum 1:0-Sieg St. Paulis im Volkspark in der vergangenen Saison getroffen hatte, im begehrten Marco-Polo-Tower. Hier soll eine 60-Quadratmeter-Wohnung für 1200 Euro im Monat zu haben sein. Kalt, natürlich.

"Es ist hier nicht ganz billig, aber im Verhältnis zu London immer noch günstig", sagt Sala, der die Nummer seiner Immobilienmaklerin vielleicht erneut bald weitergeben muss. Immerhin hatte Sportchef Frank Arnesen, der in Eppendorf sein neues Zuhause gefunden hat, erst kürzlich wieder eine Unterhaltung mit Chelseas schwerreichem Besitzer Roman Abramowitsch, in dem auch die Möglichkeit besprochen wurde, ein oder zwei weitere Chelsea-Talente nach Hamburg zu locken. Der schnellstmögliche Klassenerhalt wäre hierfür natürlich eine Voraussetzung. Eine passende Wohnung in der HafenCity, da ist sich Maklerin Bode sicher, würde sich jedenfalls finden lassen.