Vom Klassenerhalt ist die Mannschaft noch weit entfernt

Natürlich war es zunächst nur eine Wortstanze aus dem Rhetorik-Baukasten für Fußballlehrer, als HSV-Trainer Thorsten Fink nach dem 1:0-Sieg in Kaiserslautern vor Euphorie warnte und von "sechs weiteren Endspielen gegen den Abstieg" sprach. So reden eben Trainer am Abgrund. Und genau dort steht der HSV unverändert, die Abstiegszone ist gerade mal zwei Punkte entfernt.

Schon am Ostersonntag droht wieder Ungemach, da Gegner Leverkusen vor dem Spiel im Volkspark den Trainer ausgetauscht hat. Viele Profis, auch dies eine Binse aus dem Buch der Fußballweisheiten, neigen zu Höchstleistungen, wenn sie einen ungeliebten Chef - und das war Robin Dutt ohne Frage beim Werksklub - endlich losgeworden sind.

Doch selbst wenn die Mission Klassenerhalt wider Erwarten mit weiteren akzeptablen Auftritten vorzeitig gelingen sollte, wären Vorstand, Trainer und Team gut beraten, auf große Jubelarien zu verzichten. Nach einer solchen Saison gibt es nichts, aber auch wirklich gar nichts zu feiern. Schon jetzt ist die Spielzeit 2011/12 aus HSV-Sicht komplett verkorkst.

Der zu Saisonbeginn überstrapazierte Begriff vom - vor allem aus finanziellen Gründen - notwendigen Umbruch im Team taugt auch nicht im Ansatz als Erklärung. Der HSV war trotz der Abgänge von Leistungsträgern wie Frank Rost, Ruud van Nistelrooy oder Zé Roberto noch immer so gut aufgestellt, dass statt nervenaufreibenden Abstiegskampfs ein internationaler Startplatz realistisch gewesen wäre. Nur mal zum Vergleich: Selbst ein Verein wie der SC Freiburg mit Personalkosten von 12,5 Millionen Euro hat inzwischen den HSV (40 Millionen Euro) überholt. Da muss vor allem Sportchef Frank Arnesen seine Transferpolitik überdenken.

Wirklich erstklassiges Niveau haben in dieser Saison nur die Fans, die die oft blutleeren Auftritte im Wochentakt mit bewundernswerter Treue und Geduld ertragen. Sie haben es verdient, dass die HSV-Profis zumindest das Finale noch erträglich gestalten. Und die Mission Rettung erfolgreich abschließen.