Thomas Doll und Frank Pagelsdorf, die beide für den HSV und den BVB aktiv waren, erklären, wie Hamburg die Borussia schlagen kann.

Hamburg. Das Duell zwischen dem HSV und Borussia Dortmund ist für Thomas Doll und Frank Pagelsdorf so ein klassisches Einerseits-Andererseits-Spiel. Einerseits hat Doll zuletzt in Deutschland den BVB trainiert und drückt seinem alten Klub deswegen in der Meisterschaft die Daumen. Andererseits hat der 45-Jährige noch nie so lange bei einem Verein gearbeitet wie in Hamburg, wünscht seinem HSV alles Glück der Welt. Einerseits trainierte Pagelsdorf vier Jahre lang den HSV, aber andererseits spielte er vier Jahre lang für die Borussia. "Ich kann mich nicht für einen Verein entscheiden, ich wünsche beiden eine tolle Rückrunde", sagt der derzeit vereinslose Pagelsdorf, der sich den Rückrundenauftakt (So., 15.30 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) genau wie Doll von der heimischen Couch aus anschauen will.

Obwohl Doll 4500 Kilometer vom Geschehen entfernt in Saudi-Arabien weilt, ist der TV-Nachmittag am Sonntag auch in seiner Wahlheimat in Riad fest eingeplant. "Ich erwarte eine abwechslungsreichere Partie als im Hinspiel", sagt der Coach von Al-Hilal, der sich bestens an Dortmunds 3:1-Sieg am ersten Spieltag erinnern kann. Seitdem habe sich aber besonders beim HSV viel getan, sagt Doll. Die Mannschaft sei stabilisiert, hätte eine gute Grundordnung und einen exzellenten Trainer. Gegen die Borussia dürfe sich die Auswahl von Thorsten Fink aber keine Auszeit in den 90 Minuten leisten: "Dortmund bestraft jeden Fehler brutal."

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Doll gerät ins Schwärmen, wenn er über den Klub spricht, den er nach nur einer Saison 2008 schon wieder verlassen musste. "Das Team von Jürgen Klopp tritt sehr dominant auf, auch auswärts. Alle Spieler arbeiten in einem unglaublich hohen Tempo gegen den Ball", lobt Doll, "auch die Viererkette steht sehr hoch, ist nur durch genaue Pässe in die Tiefe oder durch gute Flanken in den Rücken der Abwehr zu knacken." Wichtig sei, so Doll, dass Hamburgs Stürmer variabel spielen, viel laufen und sich permanent anbieten.

Für Pagelsdorf liegt der Schlüssel zum Sieg gegen den Favoriten aus Dortmund dagegen in der eigenen Defensive. "Hamburgs Abwehr wird der Knackpunkt in diesem Spiel sein", glaubt der Coach, der drei Jahre vor Doll beim HSV das Sagen hatte. So ist dem 53-Jährigen aufgefallen, dass Hamburg unter Fink zwar besser in der Offensive auftritt, in der Defensive aber immer noch zu viele Fehler macht. "Sie lassen zu viele Chancen zu", sagt Pagelsdorf, der im Spiel nach vorne auf eine Einzelaktion Mladen Petrics hofft: "Er kann ein Spiel alleine entscheiden. Sein Ausfall wäre für den HSV kaum zu kompensieren."

Diese Einschätzung deckt sich mit Dolls Meinung, besonders weil der HSV bereits auf Gökhan Töre verzichten muss. Im Mittelfeld, auch da sind sich Pagelsdorf und Doll einig, konnte Klopp bisher aus dem Vollen schöpfen. "Mario Götze und Shinji Kagawa gehören zu den Besten der Bundesliga. Es ist ganz schwierig, die beiden in den Griff zu bekommen, besonders, weil sie permanent die Positionen tauschen", sagt Doll. Dieses Problem allerdings hatte sich von selbst gelöst. Wie gestern abend nach Dortmunds Testspielerfolg in Oberhausen (4:0) bekannt wurde, wird Mario Götze zum Rückrundenstart am Sonntag definitiv ausfallen.

Die Bitte nach einem Ergebnistipp ist für beide Trainer erneut so eine Einerseits-Andererseits-Angelegenheit. " Einerseits ist Dortmund der klare Favorit, andererseits hat der HSV unter Fink eine tolle Entwicklung genommen", sagt Doll, "ich tippe 2:1 für Hamburg."

Ganz so optimistisch ist Pagelsdorf nicht. " Einerseits würde ich dem HSV einen guten Rückrundenauftakt wünschen, andererseits kann ich mir nicht vorstellen, dass die Abwehr ohne Gegentor bleibt", sagt der gebürtige Hannoveraner, "ich tippe 2:2."