Mathijsen und Jansen trafen für Hamburg, Werder nur dreimal die Latte. Boateng sah nach 32 Minuten die Rote Karte - eine harte Entscheidung.

Hamburg. 31 Punkte auf der Habenseite, nur vier Punkte Rückstand auf Tabellenplatz eins und vor allem eine Fortsetzung des Werder-Traumas verhindert - kein Wunder, dass es bis auf Jerome Boateng nur viele strahlende Gesichter beim HSV nach dem 2:1 gegen Bremen gab. Die Hamburger beschenkten sich und ihre Fans kurz vor dem Weihnachtsfest mit einem tollen Kampfspiel, das die HSV-Profis vor allem deshalb für sich entscheiden konnten, weil sie es ein Stück mehr gewinnen wollten als der Gast. "Die Bremer wurden dafür bestraft, dass sie im Vorfeld die Schnauze so weit aufgerissen haben", sagte Joris Mathijsen freien Lauf. Seine Worte unterstrichen die Gefühlslage der Hamburger angesichts der so bitteren Niederlagen gegen Werder in der vergangenen Saison, die das Aus im DFB-Pokal und im Uefa-Cup bedeuteten.

"Wir haben von der ersten Minute an die Zweikämpfe gesucht und sehr gut aus der Ordnung gespielt, waren sehr wach und sind verdient in Führung durch Mathijsen gegangen", analysierte Trainer Bruno Labbadia treffend. Die qualitativ so hochwertige Bremer Offensive kam gegen das sehr kompakt stehende Hamburger Team nur selten zur Entfaltung.

Umgekehrt spielte die sehr weit vorne postierte Bremer Abwehr häufig risikoreich auf Abseits, was auch zumeist gut ging, aber kurz nach Boatengs Platzverweis nach einer fragwürdigen Notbremse an Marin (32.; siehe Bericht S. 26) durch Marcell Jansens nach einem Geniestreich von Eljero Elia bestraft wurde.

Sicher fühlte sich im Stadion aber noch niemand, dass der HSV den durch die Schneefälle schwer zu spielenden Rasen als Sieger verlassen würde. Fast eine Stunde musste Labbadias Elf in Unterzahl überstehen. Dass dies gelang, war an diesem Nachmittag vor allem auf die weiter gute Ordnung und die Moral zurückzuführen. Erst in der Nachspielzeit konnte Naldo noch auf 2:1 verkürzen. Zu spät für Bremen, das allerdings in der zweiten Hälfte mehrfach beste Chancen nicht verwerten konnte. Doch auch der HSV blieb immer wieder gefährlich - vor allem durch den alle überragenden Eljero Elia, der erneut ein Zeugnis seiner enormen Fähigkeiten ablieferte (siehe auch Bericht S. 26).

"Wir waren im Kopf heute nicht so klar und so bereit, wie ich das gerne gesehen hätte und haben nicht so zu unserem Spiel gefunden, waren zu kompliziert", gestand Werder-Coach Thomas Schaaf die HSV-Stärke an.

Sein Hamburger Kollege zog hingegen ein zufriedenes Fazit: "Das war heute das i-Tüpfelchen auf eine Hinrunde, die wirklich alles geboten hat. Erst der beste Saisonstart aller Zeiten, dann die nicht normale Verletzungsmisere, in der viele Mannschaften eingeknickt wären. Jetzt halten wir den Anschluss an die Spitze. Ein Riesenkompliment an die Mannschaft", freute sich Labbadia.

Was besonders bemerkenswert ist und ein deutlicher Hinweis auf die Güte dieser Mannschaft: Gegen kein Topteam der Bundesliga hat der HSV verloren. Gegen Leverkusen (0:0), Schalke (3:3), Bayern München (1:0), Dortmund (4:2), Bremen (2:1) und Hoffenheim (0:0) holte der Klub zwölf von 18 Punkten.

"Das war sicher ein aufregendes Fußballjahr mit vielen Aufs und Abs", meinte HSV-Chef Bernd Hoffmann. "Nach dem Sieg können wir mit der Hinrunde sehr zufrieden sein. Mich schmerzt nur das Aus im DFB-Pokal." Dem Urteil schloss sich der Aufsichtsratsvorsitzende Horst Becker an: "Kompliment an den Vorstand und das Trainerteam, wie sie die sechs schwierigen Monate gemeistert haben und eine Einheit geblieben sind."

Positiv auch: Ausschreitungen zwischen den Fanlagern blieben aus. Kurz vor dem Spiel war der Block der Werder-Fans mit einer "Sektorentrennung" isoliert worden. Insgesamt sicherten neben dem erhöhten Polizeiaufgebot rund 450 Ordner aus Hamburg das Spiel, dazu kamen 30 Bremer Kollegen.

Die Statistik

Hamburg : 1 Rost - 20 Demel, 17 Boateng, 5 Mathijsen, 6 Aogo - 14 Jarolim, 25 Rincon - 35 Torun (ab 36. Rozehnal), 7 Jansen (ab 90. Berg)- 10 Petric (ab 80. Tesche), 11 Elia. - Trainer: Labbadia

Bremen : 1 Wiese - 15 Prödl (ab 57. Rosenberg), 29 Mertesacker, 4 Naldo, 3 Pasanen - 22 Frings - 20 Jensen, 14 Hunt - 11 Özil (ab 65. Borowski) - 24 Pizarro, 10 Marin. - Trainer: Schaaf

Schiedsrichter : Florian Meyer (Burgdorf)

Tore: 1:0 Mathijsen (10.) , 2:0 Jansen (36.) , 2:1 Naldo (90.)

Zuschauer : 57.000 (ausverkauft)

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