HSV-Stürmer Paolo Guerrero geht schon wieder ohne Krücken. Im Interview mit dem Abendblatt spricht der Peruaner über sein Comeback.

Hamburg. Hamburger Abendblatt: Herr Guerrero, wüsste man nichts von Ihrem Kreuzbandriss, es wäre niemandem aufgefallen...

Paolo Guerrero (lacht): Ja, gut, oder? Ich fühle mich körperlich richtig gut, habe kaum Schmerzen, obwohl ich ein sehr intensives Reha-Programm absolviere.

Abendblatt: Was machen Sie?

Guerrero: Jeden Tag Aqua-Jogging, Krafttraining und lange Behandlungen. Ich habe noch nie so intensiv auf etwas hintrainiert wie im Moment. Ich arbeite mit Geduld, lasse mir auch Zeit.

Abendblatt: Weil Sie doch noch in dieser Saison spielen wollen?

Guerrero: Auch. Aber vor allem, weil mir der Anblick anderer Fußballspiele weh tut. Das ist wie früher, wenn ich als Kind nicht rausdurfte, weil ich Fieber hatte. Dann die anderen spielen zu sehen, das hat mich zerrissen, und ich dachte, nichts könnte jemals schlimmer sein. Heute weiß ich, dass es noch viel schlimmer geht.

Abendblatt: Sie leiden.

Guerrero: Mehr denn je. Ich habe immer wieder die anderen schwer verletzten Spieler gesehen und mit ihnen gelitten. Ich habe aber auch immer gedacht, mir passiert so was nie. Jetzt ist es doch passiert. Ich versuche, jedes Stadion und jedes Spiel zu meiden, soweit es geht. Aber ich kann eben nicht die eigenen Kollegen verleugnen und sie nicht vor Ort unterstützen. Deshalb tue ich mir diesen Schmerz freiwillig an.

Abendblatt: Wie schlimm war es, zu sehen, wie die Mannschaft in der Tabelle nach dem tollen Start abrutscht?

Guerrero: Schlimm. Natürlich. Wir haben zu Saisonbeginn super gespielt, waren meiner Meinung nach die beste Mannschaft der Liga, waren der große Favorit. Was danach passiert ist, kann niemand einplanen. So viele Verletzte, so viele komische Schiedsrichterentscheidungen - das tat mir weh, das hat mich richtig deprimiert.

Abendblatt: Wann sehen wir Sie wieder gesund zurück auf dem Platz?

Guerrero: Das weiß ich nicht. Das kann auch niemand hundertprozentig wissen und vorhersagen. Aber was ich weiß, ist, dass ich noch mehr als nur ein einziges Spiel mache in dieser Saison. Viele Experten und Ärzte setzen auf April oder Mai - ich will dagegen spätestens im März wieder voll einsetzbar sein. Und im Moment fühle ich mich auch sehr gut.

Abendblatt: Auch, weil Ihre Mannschaft mal wieder - und dazu noch sehr überzeugend - gewonnen hat. Was ist in dieser Saison noch möglich für den HSV?

Guerrero: Alles. Die Rückserie hat noch nicht mal begonnen, es ist noch ein langer Weg mit vielen zu vergebenden Punkten. Wir wollen auf jeden Fall im Europa-League-Finale im eigenen Stadion stehen.

Abendblatt: Das ist am 12. Mai. Stehen Sie bis dahin wieder in der Startelf?

Guerrero (lacht): Ja klar! Aber noch entscheidender ist für mich, dass wir in der Bundesliga unsere Hausaufgaben machen und die Champions League erreichen.

Abendblatt: Ist das auch eine Ihrer Voraussetzungen für eine Vertragsverlängerung? Ihr Vertrag läuft am Saisonende aus und bisher gab es noch keine Einigung.

Guerrero: Nein, so was mache ich nicht. Ich bin doch ein Teil derer, die dafür sorgen müssen, solche Ziele zu erreichen. Da darf ich doch nicht auf einmal sagen: ich habe das Ziel nicht erreicht, jetzt gehe ich zu einem besseren Klub. Nein, der Verein weiß, was ich will.

Abendblatt: Es war zuletzt von einer Gehaltsverdoppelung die Rede. Stimmt es, dass Sie solche Forderungen stellen?

Guerrero: Diese Zahlen kommen nicht von mir. Und ich bin mir sicher, dass sie auch nicht vom Verein kommen. Nein, es ist alles im Rahmen, der verein ist ebenso wie ich gut informiert.

Abendblatt: Sie wollen bleiben?

Guerrero: Natürlich. Die Stadt ist super, das Stadion, die Fans und der Klub - wirklich alles stimmt. Ich habe nie etwas anderes gesagt, und damit fange ich auch jetzt nicht an. Es passt hier für mich und meine Familie einfach alles, und das weiß der Verein auch.

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