Heute gegen Rapid Wien in der Europa League (21.05 Uhr, live bei abendblatt.de) geht es für den HSV um viel. Zuvor gab es mächtig Ärger.

Hamburg. So laut wird er eigentlich nie. Nur, wenn etwas besonders wichtiges bevorsteht, erhebt der sonst eher moderat HSV-Trainer Bruno Labbadia seine Stimme. Wie vor dem entscheidenden Europa-League-Spiel gegen Rapid Wien (heute 21.05 Uhr, Nordbank-Arena, Sat.1 und Sky, Live-Ticker auf abendblatt.de ). Jerome Boateng bekam es zu spüren. Beim Abschlusstraining musste der Nationalspieler vorzeitig zum Duschen.

Ein Sieg - und der HSV ist in der Runde der letzten 32 Teams des Wettbewerbs. Genau das wollte Labbadia seinen Spielern vermitteln. Beim Spiel auf ein Tor unterbrach der ehemalige Nationalspieler immer wieder, ließ seine Rumpfmannschaft einen Kreis bilden und versuchte sich in Motivation: "Jungs, da muss mehr kommen! Wir müssen gegen Rapid um jeden Millimeter kämpfen, jetzt ist hier mal Feuer angesagt."

Jerome Boateng muss die Ansprache verfehlt haben. Labbadia ermahnte den 21-Jährigen einmal, und suspendierte ihn nach dessen provozierenden Geste mit dem Kommando "Rein, rein!" um 11.09 Uhr, knapp 40 Minuten vor Trainingsende.

Ein Paukenschlag vor dem wichtigen Gruppen-Spiel - was war passiert? Beim Abschlussspiel auf ein Tor hatte Boateng nicht die von Labbadia geforderte Anspannung gezeigt, er wirkte oft zu lässig im Passspiel. Bei einer Ansprache ermahnte der Trainer daraufhin seinen Nationalspieler vor allen Spielern und Zuschauern in kräftiger Lautstärke: "Solche Fehler dürfen wir in der Innenverteidigung nicht machen. Also, Jerome, andere Haltung! Wenn das nicht geht, dann gehst du rein!"

Und so kam es. Boateng, dem schon Labbadia-Vorgänger Martin Jol in Mannschaftsbesprechungen Renitenz vorgeworfen hatte, schien sich keiner Schuld bewusst, fragte nach und sorgte so für den Eklat. Einen, der auch bei der Mannschaft für Unverständnis sorgte: "Wenn man nicht das macht, was der Trainer will, muss man auch damit rechnen, nach Hause geschockt zu werden", pflichtete Angreifer Mladen Petric seinem Trainer bei, "das hat auch mit Respekt zu tun."

Labbadia schien auch nach dem Training angespannt. "Das Spiel ist für den Verein und für die Mannschaft enorm wichtig, da muss ich 90 Minuten konzentriertes Abschlusstraining erwarten können. Das war bei Jerome nicht der Fall. Ich habe ihn reingeschickt, damit er darüber nachdenkt." Labbadia hat mit seinem unbequemen Jungstar seine Erfahrungen: "Wir reden viel miteinander -und es war nicht das erste Mal."

Dennoch wird Boateng heute im Kader stehen und nach dem Ausfall von David Rozehnal (Magen-Darm-Grippe) wohl in der Innenverteidigung neben Joris Mathijsen auflaufen. Ebenso wie es Eljero Elia nach seiner Verletzung in Mainz vorhat. "Ich dachte, das wird eine lange Pause für mich", sagte der niederländische Stürmer, der gestern bereits ein leichtes Lauftraining und eine individuelle Krafteinheit absolvierte. "Er wird pausenlos behandelt", warnt Labbadia vor Euphorie. "Sein Einsatz ist fraglich."

Viel Auswahl hat der HSV-Trainer immer noch nicht. Angesichts des Rozehnal-Ausfalles, leichter Beschwerden bei David Jarolim, Guy Demel (beide Magen-Darm) und Tunay Torun (brach das Training mit Kniebeschwerden ab) ist jeder halbwegs gesunde Spieler dabei. Auch Petric. "Mladen wird im Kader sein, allerdings auf keinen Fall von Beginn an spielen", sagt Labbadia. "Allein seine Präsenz ist wichtig."

Zumal der Kroate im Abschlusstraining einen guten Eindruck hinterließ. Er wirkte frisch, und ging keinem Zweikampf aus dem Weg. "Körperlich ist alles wieder gut", so der HSV-Torjäger, der nach düsteren Wochen vielleicht noch rechtzeitig vor den letzten fünf Pflichtspielen vor der Winterpause wenigstens noch ein wenig Optimismus vermitteln kann.

Nutzen Sie unseren HSV SMS Dienst und seien Sie immer auf dem Laufenden bei News und Ergebnissen rund um die Rothosen.