HSV-Spieler Dennis Aogo sieht sich privat wie auch sportlich vor einschneidenden Ereignissen. Die A-Nationalmannschaft ist sein Ziel.

Hamburg. Er hatte es besonders eilig. Eine Muskelverhärtung im hinteren rechten Oberschenkel galt es rauszukneten. "Behandlung, dann Training, dann wieder Behandlung", so die kurze Tagesvorschau von Dennis Aogo, der gestern eine gute halbe Stunde vor den restlichen Mannschaftskollegen den ob der anschließenden Trainingseinheit der Nationalmannschaft schwer bewachten Kabinentrakt betrat.

Nur einer war schon vor ihm da: Marcell Jansen. Der Nationalspieler, der seit drei Wochen wieder voll im Training ist, drängt wieder in die Startelf - und ist so durchaus als Konkurrenz für Aogo zu sehen. "Marcell und ich können auch zusammen spielen. Ich sehe das ganz entspannt", gibt sich Aogo selbstbewusst. Zumal er seine zwischenzeitliche Formschwäche im Laufe der letzten Spiele ablegen konnte und einer möglichen Vertretung gegenüber gar nicht mal abgeneigt wäre. "Wir haben dieses Jahr wieder sehr viele Spiele, da muss man auch mal im richtigen Moment eine Pause einlegen."


Wie am Wochenende, wo es zur Familie nach Karlsruhe ging. "Zwei sehr schöne Tage", schwärmt der Sohn einer deutschen Mutter und eines nigerianischen Vaters, der seine Entspannung seit wenigen Wochen nach der Bibel insbesondere aus christlichen Büchern zieht. "Ich bin dabei, mich komplett zu bekehren", erklärt Aogo, "ich möchte es von jetzt an richtig durchziehen nach christlichen Gesetzen zu leben. Konsequent. Der Glaube gibt mir sehr viel Kraft."

Und das in vielerlei Hinsicht. Zum einen, um über den kürzlich erlittenen Diebstahl vieler privater Gegenstände hinwegzukommen. Zum anderen, um seine Träume zu verwirklichen. "Ich war seit der U 15 immer mit den Nationalmannschaften unterwegs, jetzt altersbedingt erstmals nicht mehr", trauert der 22-Jährige, der seine Chance auf eine Nominierung für die A-Nationalmannschaft als nicht allzu schlecht einstuft. "Auch wenn die Zeit bis zur WM sicherlich zu kurz sein wird, bleibt es natürlich mein Ziel. In der Nationalmannschaft seines Landes zu spielen sollte immer das höchste Ziel sein. Ich wäre sehr gern bei der WM dabei."

Wie sein Freund Jerome Boateng. "Er hat sehr gute Leistungen gezeigt und sich die Nominierung verdient", lobt Aogo, "und er hat mir gezeigt, wie schnell alles gehen kann. Natürlich ist mir klar, dass der Trainer seinen Stamm gefunden hat. Aber Jerome beweist, dass man trotz allem noch in die Mannschaft rutschen kann."

Pikanterweise besetzt in der DFB-Auswahl HSV-Kollege Jansen Aogos Position auf der linken Seite. "Er ist seit Jahren dabei, der Trainer setzt verständlicherweise auf ihn", zeigt sich Aogo fair, "um an ihm oder den anderen vorbeizukommen, muss ich über lange Zeit für den HSV starke Leistungen bringen." Wie in den letzten Wochen, wo er Jansens Ausfall fast vergessen machte? "Klar", sagt Aogo, "das hilft. Aber selbst wenn es nicht kurzfristig klappt, glaube ich fest daran und bleibe ruhig. Hier wäre übertriebene Eile falsch."

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