Labbadias Team hat wieder beste Chancen auf das Erreichen der nächsten Runde - auch dank Marcus Berg. Aber die Defensive patzt.

Hamburg. Nach seinen Großtaten gab sich Marcus Berg betont gelassen. "Ich wusste, dass ich früher oder später treffen würde. Deswegen habe ich auch keinen Druck gespürt." Den Sonderapplaus der Fans hatte sich der Schwede nach der Partie gegen Hapoel Tel Aviv redlich verdient. Mit lautstarken Ovationen bejubelten sie ausgerechnet den Mann, der in den vergangenen Wochen nicht aus seiner schweren Formkrise herauszukommen drohte. Diesmal aber brachte er den HSV beim 4:2-(3:1)-Sieg gegen den israelischen Vizemeister mit zwei Treffern fast im Alleingang auf die Siegerstraße. Matchwinner Marcus Berg? Wer hätte das wohl vor dem Europacupduell gedacht?

Sechs Partien in Folge hatte der 23-jährige Neuzugang bis zum Donnerstagabend nicht mehr getroffen, ehe er gegen den Tabellenachten der israelischen Ligat Ha'al nach nur vier Minuten sein erstes Tor - per Drehschuss aus zwölf Metern - erzielte, weitere sieben Minuten später dann sogar einen zweiten Treffer - aus kurzer Distanz per Kopf - nachlegte. "Marcus scheint sich derzeit viele Gedanken zu machen, aber er wird aus seinem Formtief mithilfe der Mannschaft wieder herauskommen", hatte Bruno Labbadia vor dem Spiel gesagt - und der Trainer sollte recht behalten. Berg rannte, Berg ackerte, Berg traf.

Nach der peinlichen 0:3-Pleite bei Rapid Wien am ersten Spieltag der Gruppenphase waren Hamburgs Profis von der ersten Minute an um Wiedergutmachung bemüht. Neben Matchwinner Berg verdienten sich auch Youngster Tunay Torun, der für den grippeerkrankten Piotr Trochowski im rechten Mittelfeld auflaufen durfte, und der zuletzt ebenfalls formschwache Dennis Aogo als Linksverteidiger Bestnoten.

Allerdings: Es war ein Berg-Fest mit Störungen. Gegen die eigentlich harmlosen Israeli, zudem dezimiert durch die Rote Karte gegen Badir (65.), machte es das Labbadia-Team noch unnötig spannend. "Mit der zweiten Halbzeit können wir nicht zufrieden sein", gab Labbadia zu. Erst Zé Roberto, der zuvor einen Strafstoß verschossen hatte, machte dann mit dem 4:2 alles klar - sehr zur Freude von HSV-Chef Bernd Hoffmann.

Vor dem Anpfiff war der Vorstandsvorsitzende allerdings ziemlich geladen. Er wollte seinen Ärger über die an die Öffentlichkeit geratenen Vertragsgespräche zwischen ihm und Mladen Petric' Berater Volker Struth nicht verhehlen. "Mir ist rätselhaft, warum der Berater herumläuft und schwadroniert. Das Thema ist jetzt erst mal erledigt", zürnte der Klubboss, dem übel aufgestoßen war, dass Struth tags zuvor das Scheitern über eine Vertragsverlängerung Petric' in der "Bild"-Zeitung kritisiert hatte. Zur Erinnerung: Petric verdient derzeit 2,5 Millionen Euro, hätte bei einem Wechsel im Sommer zum VfL Wolfsburg nach eigenen Angaben rund das Doppelte verdienen können. Ex-Sportchef Dietmar Beiersdorfer hatte Petric vor seiner Demission Gespräche versprochen, die durch den Trainer- und Managerwechsel zunächst auf Eis gelegt wurden. Zuletzt hatte Hoffmann dem HSV-Torjäger eine Verlängerung und eine Erhöhung seiner Bezüge um 300 000 Euro angeboten, die Struth allerdings ablehnte. Nun konnten sich Hoffmann und Struth bei einem erneuten Gespräch am Mittwoch wieder nicht auf eine vorzeitige Verlängerung des Vertrags einigen. "Mladen hat noch einen Vertrag bis 2012, deshalb besteht kurzfristig keine Notwendigkeit für weitere Gespräche", schloss Hoffmann eine weitere Verhandlungsrunde in Kürze aus. Entsprechend bedient gab sich auch Petric: "Das belastet mich. Für mich ist das eine Scheiß-Situation."

HSV: Rost - Demel, Boateng, Mathijsen, Aogo - Jarolim, Zé Roberto (83. Tesche) - Torun, Elija (46. Castelen) - Petric (84. Pitroipa), Berg.

Tel Aviv: Enyeama - Bondarv, da Silva, Badir, Ben Dayan - Natcho, Menteschaschwili (28. Schechter), Vermouth, Yadin - Vucicevic (68. Duani), Yeboah.

Schiedsrichter: Istvan Vad (Ungarn). Tore: 1:0 Berg (5.), 2:0 Berg (12.), 2:1 Schechter (36.), 3:1 Elia (41.), 3:2 Yeboah (62.), 4:2 Zé Roberto (78.). Zuschauer: 29 976. Rote Karte: Badir (65.) wegen Notbremse.