Der HSV fand von Anfang an kein spielerisches Rezept gegen die Wiener, die mehr als verdient siegten.

Wien. Peter Pacult konnte sein Glück einfach nicht fassen. Wie ein Flummi sprang Rapid Wiens Trainer am Spielfeldrand auf und ab, ballte die Fäuste und schrie seine Freude in den Nachthimmel hinein. Zwar hatte der frühere 1860-Stürmer bereits einen Tag vor dem Spiel orakelt, dass der verstorbene Altmeister Ernst Happel von "dort droben" wohl eher den Grün-Weißen als den Hamburgern die Daumen drücken würde. Mit einer so himmlischen Unterstützung hätte aber wohl selbst Pacult nicht gerechnet. Rapid spielte, Rapid kämpfte und Rapid traf - und das gleich dreifach. So war es am Ende mehr als verdient, dass Happels Wiener vor 49 850 begeisterten Zuschauern Happels Hamburger zum Auftakt der Gruppenphase der Europa League mit 3:0 besiegten.


Bereits vor dem Anpfiff des sechsköpfigen Schiedsrichtergespanns - erstmals waren zwei Torrichter mit auf dem Platz - schien im Ernst Happel Stadion eine besondere Europacupstimmung in der Luft zu sein. "Rapid marschiert. Wien regiert. Ganz Europa wird paniert", stand überdimensional in grünen und weißen Buchstaben auf einem Transparent über die gesamte Wiener Fankurve geschrieben. Und die lautstarken Anhänger sollten Recht behalten. Der HSV fand von Anfang an kein spielerisches Rezept gegen die tief und gut stehende Rapid-Defensive. Mladen Petric versuchte im Angriff an seine starke Vorstellung gegen Stuttgart anzuknüpfen, vermisste aber die Hilfe seiner Offensivkollegen. Besonders Sturmpartner Marcus Berg hatte einen miesen Abend erwischt. Der Schwede, der den am Knie verletzten Paolo Guerrero ersetzen soll, konnte gleich mehrfach beste Chancen nicht nutzen. Immer wieder versuchte Trainer Bruno Labbadia - wie sein Wiener Kollege früher selbst ein Klasse-Torjäger - den demoralisierten Angreifer mit Worten und Gesten aufzurichten. Vergeblich.

So passte es bestens ins Bild, dass sich erstmals in dieser Saison auch Hamburgs Defensive der schwächelnden Offensive anschloss. Die Viererkette, die in der Bundesliga in fünf Spielen bislang erst sechsmal überwunden wurde, musste sich gleich dreimal geschlagen geben. Immer wieder schimpfte Torhüter Frank Rost mit seinen Vorderleuten, konnte diese aber ebenso wenig wecken wie Labbadia den enttäuschenden Berg. So konnten der vor dem Spiel als "Fußballgott" gefeierte Hofmann (35.), Jelavic (44.) und Drazan (76.) die Hamburger Abwehr ohne große Gegenwehr gleich drei Mal überwinden. Sogar eine höhere Niederlage war möglich. "Nach einer halben Stunde hätten wir 2:0 führen können. Aber danach haben wir uns zu viele individuelle Fehler geleistet. Von uns waren einige Spieler sicher nicht auf Topniveau", kommentierte Petric den bisher schlechtesten Saisonauftritt.

Mit großem Interesse hat auch Ebi Smolarek die Niederlage der Hamburger im TV verfolgt. Der vereinslose Stürmer, der sich derzeit in Rotterdam fit hält, würde trotz der bitteren Pleite gerne den Platz des verletzten Guerrero einnehmen. "Der HSV ist in Deutschland eine Top-Adresse und international ein großer Verein", sagte der Pole dem Abendblatt. Auch Smolareks Vater Wlodzimierz hofft auf einen Transfer seines Sohnes in die Hansestadt. "Der HSV hat sich bei Ebi gemeldet. Spätestens morgen wird alles über die Bühne gehen", sagte Smolarek Senior dem Internetdienstleister "Przeglad Sportowy". Ganz so schnell wird es dann aber doch nicht gehen. Nach Abendblatt-Informationen wird beim HSV zwar weiter über eine Verpflichtung des 28-Jährigen nachgedacht, allerdings wurden noch keine konkreten Verhandlungen aufgenommen. Im Europapokal helfen könnte Smolarek ohnehin nicht, da der Angreifer nur für die Bundesliga spielberechtigt wäre. Vielleicht sollten also auch die Hamburger im kommenden Heimspiel gegen Hapoel Tel-Aviv (1.10.) auf Hilfe von oben hoffen. Schließlich kommen nur die beiden Gruppenersten in die K.o.-Runde. Und dafür würde sicherlich auch Happel seinen Segen geben.

Rapid Wien: Payer - Kulovits, Eder, Soma, Satzer - Heikkinen - Pehlivan, Boskovic (60. Drazan) - Kavlak, Hofmann - Jelavic (85. Salihi).

HSV: Rost - Boateng (46. Demel), Rozehnal, Mathijsen, Aogo - Zé Roberto, Jarolim - Trochowski (46. Pitroipa), Elia - Berg (73. Torun), Petric.

Tore: 1:0 Hofmann (35.), 2:0 Jelavic (44.), 3:0 Drazan (76.). SR: Bebek (Kroatien). Z.: 49 850 (ausverkauft). Gelb: Pehlivan, Boskovic - Trochowski.

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