Nach dem langfristigen Ausfall von Paolo Guerrero will der Schwede seine “Knipserqualitäten“ beweisen.

Hamburg. "Der ist einfach ein Knipser. Der macht das schon", ist sich David Jarolim sicher. Dabei bewegt der tschechische HSV-Kapitän seinen Kopf einmal kurz nach rechts und nickt dem direkt neben ihm stehenden Marcus Berg zu. Der Schwede ist es, auf den sich im heutigen, ausverkauften Spitzenspiel gegen den VfB Stuttgart (18.30 Uhr, Nordbank-Arena) alles konzentrieren wird, nachdem sich gestern Abend der befürchtete Riss im hinteren Kreuzband (vorderes zum Teil) beim peruanischen HSV-Angreifer Paolo Guerrero bestätigte.

Bestätigen will sich jetzt auch Marcus Berg. "Paolos Verletzung ist nicht gut für die Mannschaft", sagt der Schwede, der heute von Beginn an neben Mladen Petric stürmen wird. Ob er vor seiner Startelf-Premiere Aufregung verspüre? "Ja, aber ich zweifle nicht an mir", sagt der 23-Jährige. Er tritt ein schweres Erbe an. Guerrero war der bislang erfolgreichste HSV-Stürmer. "Paolo hat riesige Qualitäten", sagt Berg, "aber eben ganz andere als ich. Er hält den Ball, holt ihn sich tief aus dem Mittelfeld ab und verteilt. Ich habe diese spielerische Qualität nicht, daran arbeite ich aber. Dafür bin ich eher der Strafraumstürmer, der da ist, wo etwas passiert." In Groningen brachte es der Mädchenschwarm so auf 17 Treffer in 31 Spielen. "Marcus braucht nur ganz wenige Chancen, um zu treffen", lobt Jarolim, "wir im Mittelfeld werden uns auf die beiden vorn schnell einstellen können."

Der Optimismus hat beim HSV wieder Einzug gehalten. Nach der "schlimmsten Woche der Saison für den HSV", wie Labbadia die Nachrichten von den Kreuzbandrissen Collin Benjamins und Guerreros umschreibt, blickt der Trainer nach vorn. "Für mich dürfen die Verletzungen jetzt kein Thema mehr sein, für uns muss Stuttgart zählen", so Labbadia, der seine Mannschaft trotz der späten Anstoßzeit und der gerade zurückliegenden Länderspielreise am Freitag nicht nach Hause entließ, sondern ins Mannschaftshotel ging. "Sie sollten noch mal zusammenkommen und sich aufs Spiel fokussieren", so die Erklärung des Übungsleiters, der in der Psyche aller Beteiligten einen Schlüssel zum Sieg ausgemacht hat.

Insofern wundert es nicht, dass sich Labbadia mit besonderer Hingabe den Fans widmet, an sie appelliert. "Wir haben jetzt eine Phase, in der uns ein paar Spieler weggebrochen sind und wir die uneingeschränkte Unterstützung von den Fans brauchen. Sie können uns durch das Spiel gegen Stuttgart tragen", so der Coach leidenschaftlich.

Deutlich weniger emotional "fiebert" Marcus Berg seiner neuen Aufgabe entgegen. Betont lässig entgegnet er allen Fragen nach besonderer Anspannung trocken: "Warum? Wir spielen Fußball. Und das Spiel kenne ich doch schon etwas länger."

Dass er die Bundesliga noch nicht gut kennt, gibt er zwar zu: "Klar, ich bin immer eingewechselt worden, wenn die Spiele quasi schon gewonnen waren." Aber der Modelathlet ist selbstbewusst: "Von Beginn an zu spielen ist einfacher, das kommt mir entgegen. Je mehr Spiele ich mache, desto besser werde ich. Das weiß ich. Und getroffen habe ich zuletzt auch. Ich bin bereit."

Muss er auch. Denn an Tag eins nach Paolo Guerrero wird auf dem mit zehn Millionen Euro teuersten Einkauf der Vereinsgeschichte ein besonderes Augenmerk liegen. "Damit kann ich leben", so der Schwede, "und ich werde mein Ding machen." Ein versprochenes Tor? "Nein, das muss ich nicht versprechen, das wird auch in der Bundesliga von allein kommen. Ich habe ja eben von meinem Kapitän gehört, dass ich ein Knipser bin. Das zu beweisen ist jetzt mein Ziel."

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