Labbadia will trotz der 0:1-Pleite gegen Randers seine “B-Auswahl“ einsetzen - Ben-Hatira und Choupo-Moting vor dem Absprung.

Hamburg. Wolfgang Hesl muss nicht lange nachdenken. "Als Fan will man jedes Spiel sehen. Und auch gegen die Franzosen wollen wir wieder ein Fußballspektakel bieten", antwortet der Ersatztorhüter einem Reporter, der fragte, warum Hamburgs Anhänger nach dem deutlichen 5:1-Sieg im Hinspiel nun am Donnerstag im Rückspiel gegen EA Guingamp überhaupt noch ins Stadion kommen sollten.

Gute Antwort. Und obwohl Hesl und seine Kollegen bereits vor dem bedeutungslosen Rückspiel gegen den FC Randers, das die vermeintliche B-Elf vor drei Wochen sang- und klanglos 0:1 verlor, Ähnliches behauptet hatten, will man in Hamburg Spektakel-Fußball-Ankündigungen derzeit gerne glauben. 4:1 gegen Dortmund, 5:1 gegen Guingamp und 4:2 gegen Wolfsburg - so soll es weitergehen.

Ob es tatsächlich auch am Donnerstag so weitergeht, hängt wohl erneut von den Spielern ab, die zuletzt gegen Randers enttäuschten. "Wir haben einen breiten Kader, aus dem sicherlich der eine oder andere die Möglichkeit haben wird, sich zu präsentieren", kündigt Trainer Bruno Labbadia an, wieder auf den zweiten Anzug zu setzen - in der Hoffnung, dass dieser diesmal besser passt. "Wir möchten den Spielern, die zuletzt hinten dran waren, Wettkampfpraxis verschaffen. Aber wir wollen auch eine Weiterentwicklung der Spieler sehen", fordert er. Die zweite Chance für das zweite Team also - auch wenn sich Labbadia gegen das Wort "Chance" wehrt: "Die Spieler wollen immer eine Topleistung bringen."

Hesl, der gegen Guingamp erneut für Stammtorhüter Frank Rost zwischen den Pfosten stehen wird, begrüßt das "Labbadiasche" Rotationsprinzip: "Das ist auf jeden Fall eine Verbesserung zum Vorjahr. Es ist gut, dass in Spielen, in denen es passt, die sogenannte B-Elf die Möglichkeit bekommt, sich zu präsentieren." So dürfen auch die zuletzt wenig eingesetzten Collin Benjamin, Robert Tesche, Tomas Rincon, Mickael Tavares, Jonathan Pitroipa, Tunay Torun, Marcus Berg, Änis Ben-Hatira und Maxim Choupo-Moting auf ihren Einsatz und einen möglichen Neuanfang hoffen.

Für Ben-Hatira (21) und Choupo-Moting (20) könnte es statt eines Anfangs ebenso ein Abschied werden. Beide Spieler streben noch vor dem Ende der diesjährigen Transferfrist am kommenden Montag ein Ausleihgeschäft an. Ihr wahrscheinlicher Auftritt gegen Guingamp, für den bislang enttäuschende 19 000 Karten verkauft wurden, könnte also bereits ihr letzter in Hamburg sein. "Wir haben mit Maxim gesprochen. Nach seiner elfmonatigen Pause ist es wichtig, dass er Spielpraxis bekommt. Er muss den nächsten Schritt machen - vielleicht auch bei einem ambitionierten Zweitligaklub", sagt Labbadia. Im Gespräch ist weiter Erstliga-Aufsteiger Nürnberg, der bereits vor Wochen bei Berater und Vater Just Moting angefragt hatte. "Ich kann mir einen Wechsel dorthin schon vorstellen, aber ich könnte auch beim HSV bleiben", sagt Choupo-Moting, der entschlossen ist, seine Chance zu nutzen - egal ob die zweite in Hamburg oder die erste in Nürnberg.