Der 29 Jahre alte Rozehnal soll beim HSV einen Dreijahresvertrag mit einem Jahresgehalt von zwei Millionen Euro erhalten.

Alkmaar. Auf die erlösende Nachricht hoffte David Rozehnal gestern Abend im Trainingslager von Lazio Rom in Auronzo di Cadore nahe Cortina vergeblich. Berater Pavel Zika konnte dem ungeduldig wartenden Tschechen am Telefon lediglich mitteilen, dass der seit Wochen in aller Stille zwischen dem HSV und Lazio vorbereitete Deal noch immer nicht endgültig perfekt sei. Doch obwohl noch Kleinigkeiten zwischen den Vereinen zu klären sind, dürfte das Geschäft für rund vier Millionen Euro innerhalb der nächsten 48 Stunden über die Bühne gehen. Hamburgs Aufsichtsrat hat dem Transfer bereits zugestimmt, obwohl der Etat für Neuzugänge mit Rozehnals Wechsel leicht überzogen sein würde. Der 29 Jahre alte Nationalspieler, der einen Dreijahresvertrag mit einem Jahresgehalt von zwei Millionen Euro erhalten soll, verabschiedete sich gestern schon mal von seinen Römer Kollegen und hofft nun heute auf eine endgültige Antwort.

"David wäre ein großer Gewinn für den Verein. Er verfügt über enorme internationale Erfahrung und ist als Profi ein absolutes Vorbild", sagt Landsmann David Jarolim. Allzu überrascht dürfte Hamburgs Kapitän allerdings nicht gewesen sein, da der HSV bereits seit sechs Jahren seinen Nationalmannschaftskollegen im erweiterten Blickfeld hat. Doch nachdem sich Rozehnal beim FC Brügge auch international einen Namen gemacht hatte, wechselte der Familienvater 2005 statt an die Elbe lieber an die Seine zu Paris Saint Germain, von wo aus es ihn zwei Jahre später in die englische Premier League zu Newcastle United zog.

Nach nur einem halben Jahr auf der Insel ließ sich der U-21-Europameister von 2002 im Winter 2008 zunächst nach Rom an Lazio verleihen und ein halbes Jahr später verkaufen. Der fast sichere Wechsel zum HSV wäre somit keine Liebe auf den ersten, sondern eher auf den fünften Blick.

Privat hat der wechselwillige Fußballer sein Glück dagegen etwas schneller gefunden. Ehefrau Petra und er sind bereits seit 2007 verheiratet, haben mit dem einjährigen Luka einen gemeinsamen Sohn. Besonders stolz auf ihren David dürften dessen Eltern Vater Oldrich und Mutter Jarmila sein, die sich als Erdkunde- und Sportlehrerin bereits früh um die sportlichen Grundlagen ihres Sohnes kümmerte.

Und die erzieherischen Maßnahmen haben gefruchtet. Rozehnal ist seit 2004 in der tschechischen Nationalmannschaft in der Innenverteidigung gesetzt, beeindruckt durch geschicktes Zweikampfverhalten und Kopfballstärke. "David ist enorm schnell und beidfüßig", lobt auch Jarolim. In Rom galt der 1,91 Meter große Abwehrmann als Profi, der auf dem Platz und auch abseits Verantwortung übernimmt. So zögerte Rozehnal keinen Moment, einen der entscheidenden Elfmeter im Elfmeterschießen des diesjährigen italienischen Pokalfinales gegen Sampdoria Genua zu schießen - und zu verwandeln.

Für Rasmus Bengtsson (Trelleborg FF), der lange Zeit als Favorit beim HSV galt, ist der Wechsel eine bittere Nachricht. Er darf sich keine Hoffnungen mehr auf einen Wechsel machen. Berater Oliver Cabrera reiste gestern vergeblich nach Alkmaar, um vor Ort über einen Transfer zu verhandeln. Der talentierte 22-jährige Schwede soll aber weiterhin beobachtet werden. Statt Liebe auf den fünften Blick könnte es in seinem Fall in ein oder zwei Jahren sogar Liebe auf dem zweiten Blick werden.