Marcus Berg steht beim HSV im Dreikampf mit Paolo Guerrero und Mladen Petric. Die Etablierten kämpfen um ihre Plätze im Sturm.

Hamburg. Bernd Hoffmann wollte es schon genau wissen. Hamburgs Vorstandschef mischte sich gestern Vormittag unter die mehr als 500 Trainingszuschauer, um sich selbst ein Bild von dem Mann zu machen, den er gerade erst für neun Millionen Euro aus Holland zum HSV gelotst hatte. Doch wirklich viel von Marcus Berg gab es nicht zu sehen. Trainer Bruno Labbadia begnügte sich mit einer Taktikeinheit, um seinem Neu-Stürmer die Laufwege seiner Kollegen zu verdeutlichen. "Es wird eine Weile dauern, bis Marcus in die Mannschaft integriert ist", versuchte Labbadia allzu große Erwartungen der Fans - und Hoffmanns - zu dämpfen.

Trotz aller mahnenden Worte war aber auch am zweiten Tag nach Bergs Ankunft in Hamburg die Begeisterung unter den Anhängern um den vermeintlichen Nachfolger von Ivica Olic groß. Ob die hohe Ablösesumme und der große Rummel Berg im Dreikampf mit Paolo Guerrero und Mladen Petric um die beiden offenen Planstellen im Sturm wirklich hilft, muss aber bezweifelt werden. Nachdem der Schwede zwei Wochen länger als seine Kollegen urlaubte, ist er vorerst nur Stürmer Nummer drei, auch wenn sich Labbadia viel von seinem Neuzugang verspricht: "Jeder unserer Stürmer hat seine eigenen Qualitäten. Marcus ist laufstark und geht besonders gern in die offenen Räume." Guerrero sei der ballsicherste Offensivspieler, Petric der kopfballstärkste Torjäger. Freiwillig wird also keiner der beiden Etablierten seinen Platz im HSV-Angriff räumen.

Besonders Mladen Petric scheint nach seinem hartnäckigen Sommer-Flirt mit dem VfL Wolfsburg, der den Angreifer mit der Verdopplung seiner Bezüge in die Autostadt locken wollte, der neuen Saison wie kein Zweiter entgegenzufiebern: "Marcus macht einen sehr guten ersten Eindruck. Aber ich habe vor niemandem Angst." Bevor die neue Spielzeit losgeht, will der Kroate aber noch alle Misstöne ausräumen, die im Zuge seines gescheiterten Wechsels zum Meister aufgekommen sind. "Wenn ein Spieler von einem anderen Klub gelockt wird, der eine Menge Kohle auf den Tisch wirft, der Verein einen aber nicht gehen lässt, ist es völlig normal, darüber zu sprechen", sagt Petric, der bestätigte, dass sich sein Berater Volker Struth am Donnerstag mit Hoffmann zusammensetzen will, um die Geschehnisse des Sommers aufzuarbeiten. Mittlerweile hat sich der 28-Jährige nicht nur mit seinem erzwungenen Verbleib abgefunden, sondern könnte sich sogar eine vorzeitige Vertragsverlängerung seines bis 2012 laufenden Kontrakts vorstellen: "Ich warte auf ein Zeichen."

Auf ein ähnliches Signal warten Hamburgs Offizielle auch von Paolo Guerrero - allerdings vergebens. Der Vertrag des Peruaners läuft im kommenden Sommer aus, und derzeit ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass der 25-jährige Torjäger auch über die Saison hinaus in der Hansestadt bleibt. "Dieses Jahr spiele ich noch in Hamburg, was danach passiert, weiß ich noch nicht", sagt Guerrero, der sich kein klares Bekenntnis zum Verein entlocken lassen möchte. Zwar war Berater Rodger Linse im Sommer in Hamburg - ein aussagekräftiges Ergebnis hat es aber nicht gegeben. So könnte Guerrero zu einem zweiten Fall Olic werden, der in diesem Sommer ablösefrei zu Rekordmeister Bayern München wechselte, nachdem sich der Kroate und Ex-Sportchef Dietmar Beiersdorfer nicht über einen neuen Vertrag einigen konnten.

Ähnliche Gedanken muss man sich um Neu-Stürmer Berg nicht machen. Der Schwede, der sich möglichst schnell integrieren und einen Stammplatz erobern will, ist bis 2014 an den HSV gebunden - im Gegensatz zu den Gepflogenheiten ohne Ausstiegsklausel. "Ich brauche Spiele, um die Mannschaft kennenzulernen und damit die Mannschaft mich kennenlernt", fordert der 22-Jährige jugendlich forsch etwas Spielzeit ein. Labbadia wird es ihm nachsehen. Nach 328 Spielen und 103 Toren in der Bundesliga weiß schließlich kaum einer so gut wie der ehemalige Torjäger, wie Stürmer ticken. Der Angriff auf Hamburgs Sturm ist offiziell eröffnet.