Die niederländische Fußballschule ist beispielhaft. Schon van der Vaart und de Jong wurden in der Hansestadt zu Topstars.

Hamburg. Natürlich ist auch Michael Schröder bestens vertraut mit mehr oder weniger amüsanten Witzen über die Niederlande. Beispiel: Was ist schlimmer als ein Holländer? Zwei Holländer. Kaum ein Hamburger kennt sich so gut in den Niederlanden und damit auch mit Holland-Witzen aus wie der Chefscout des HSV. Das große Interesse am Nachbarland hat allerdings weniger mit Kalauern als vielmehr mit den zahlreichen Topspielern zu tun, die ihre Schuhe in der Ehrendivision schnüren. "Die Kombination aus Qualität und Machbarkeit ist in kaum einem anderen Land so groß wie in den Niederlanden", erklärt Schröder Hamburgs vielfache Transferbemühungen in Holland.

Den Anfang der Karawane nach Hamburg machte Nico-Jan Hoogma, der 1998 von Twente Enschede zum HSV wechselte. Ihm folgten die Trainer Huub Stevens (2007/08) und Martin Jol (2008/09) sowie die "Tulpenprofis" Rafael van der Vaart (2005 bis 2008), Nigel de Jong (2006 bis 2009), Joris Mathijsen (ab 2006), Romeo Castelen (ab 2007) und Eljero Elia (ab 2009). Und mit dem Schweden Marcus Berg ist der nächste Exportschlager aus der Ehrendivison im Anmarsch. Gestern Abend verhandelte HSV-Chef Bernd Hoffmann erneut mit Groningens Sportchef Hans Nijland. Mit dem 22-jährigen Berg wurde sich auf einen Fünfjahresvertrag geeinigt, aber noch immer liegen die Klubs 1,5 Millionen Euro auseinander. Die Verhandlungen wurden gestern ergebnislos abgebrochen, eine Entscheidung soll bis zum Wochenende folgen.

Michael Schröder weiß die Vorzüge von Profis aus den Niederlanden jedenfalls zu schätzen. "Die Klubs aus der Ehrendivision haben einen ausgezeichneten Ruf als Ausbildungsvereine", sagt der Hamburger Scout, aus dessen Abteilung zwei bis drei Spiele in den Niederlanden pro Wochenende abgedeckt werden. So gelten Holländer nicht nur als gut ausgebildet, sondern auch als variabel einsetzbar, lernwillig, unkompliziert und sprachtalentiert. "Die Ehrendivision ist eine gute Schule. Talente dürfen hier häufiger spielen als in den großen Topligen. Wenn man aber ein Star werden will, muss man irgendwann den Schritt in ein anderes Land wagen", sagt Elia, der gerade erst für 8,9 Millionen Euro aus Enschede nach Hamburg gewechselt ist.

Auch HSV-Assistenztrainer Ricardo Moniz weiß um den guten Ruf seines Heimatlandes als Karrieresprungbrett. "In den Niederlanden gibt es eine gute Infrastruktur für Talente", sagt Moniz. Besonders taktisches Denken, eine offensive Grundausrichtung und konsequentes Pressing werde von den meisten Klubs bereits jahrgangsübergreifend in der Jugend trainiert, berichtet Moniz, der seine Landsleute gleichzeitig vor zu großer Selbstzufriedenheit warnt: "Der Trend ist rückläufig. In Holland muss man aufpassen, dass die Talentförderung genauso ernst genommen wird wie vor 20 Jahren." Ausnahmefußballer wie Marco van Basten oder Ruud Gullit gebe es heutzutage nicht mehr in der Ehrendivision.

Und auch Marcus Bergs Verbleib in den Niederlanden ist nur noch eine Frage der Zeit. Denn nicht nur Holland hat sich als Karrieresprungbrett bewährt, sondern auch der HSV. So waren sowohl Elia als auch Berg sehr angetan von den Lebensläufen van der Vaarts und de Jongs, die sich in Hamburg für einen europäischen Topklub empfehlen konnten. Beide Jungprofis entschieden sich folglich gegen besser dotierte Angebote und für den HSV. Vorsicht! Kalauer zum Schluss: Was ist besser als drei Holländer in Hamburg? Drei Holländer und ein Schwede aus Holland.