HSV-Boss Bernd Hoffmann verhandelte gestern erneut mit dem FC Groningen. Der Aufsichtsrat genehmigte indes 16 Millionen Euro für Neueinkäufe.

Hamburg. Die Niederlande werden inzwischen zum bevorzugten Ziel von HSV-Vereinschef Bernd Hoffmann. Auch gestern stand wieder eine Dienstreise ins Nachbarland an. Anlass diesmal: die Verpflichtung des Schweden Marcus Berg (22) in Diensten des FC Groningen aus der Ehrendivision. Vieles spricht dafür, dass der Torschützenkönig der vergangenen U-21-EM (sieben Treffer) schon am Freitag in Hamburg vorgestellt wird. Berg könnte dann am Sonnabend (18.35 Uhr, Sat.1 live) im Rahmen des T-Home-Cups gegen Bayern München in Gelsenkirchen sein HSV-Debüt feiern.

Zuvor allerdings stehen erneut harte Verhandlungen an. Bereits beim Transfer von Stürmer Eljero Elia von Twente Enschede zum HSV pokerte Hoffmann über Wochen, um die Ablöse von zunächst geforderten rund 14 Millionen Euro auf 8,9 Millionen Euro zu drücken. Bei Marcus Berg ist die Differenz ebenfalls noch erklecklich. Groningens Sportchef Hans Nijland fordert dem Vernehmen nach zwölf Millionen Euro, der HSV will maximal neun zahlen.

Die Frage bleibt: Wie finanziert der HSV-Vorstand den nächsten Deal um die zehn Millionen Euro? Schließlich hat der Aufsichtsrat nach Abendblatt-Informationen nur einen Etat von rund 16 Millionen Euro für Neuverpflichtungen genehmigt. Entscheidend ist, dass in der HSV-Arithmetik nur die Aufwendungen für die Saison 2009/2010 berücksichtigt werden. Da der HSV seine Spieler gewöhnlich in drei Raten abzahlt, fällt damit beim Elia-Transfer nur die erste Rate von rund drei Millionen Euro ins laufende Geschäftsjahr. Dazu kommt das Jahresgrundgehalt von rund 1,5 Millionen Euro. Das Budget des Aufsichtsrats wird also insgesamt mit rund 4,5 Millionen Euro belastet. Bei Berg wäre die Höhe der ersten Ablöse-Rate sowie das Gehalt im ersten Jahr wohl ähnlich. Mit dem Salär des Topverdieners Zé Roberto (rund 3,5 Mio. Euro) sowie Ablöse und Gehalt (jeweils rund 500 000 Euro für dieses Jahr) für Robert Tesche hätte der HSV rund 13,5 Millionen verplant. Die damit noch zur Verfügung stehenden rund 2,5 Millionen Euro werden sich noch etwas erhöhen, da das Gehalt von Alex Silva nach dessen Kreuzbandriss weitgehend von der Versicherung übernommen wird. Zudem verdient Trainer Bruno Labbadia deutlich weniger als sein Vorgänger Martin Jol. Unter dem Strich stünden wohl noch vier Millionen Euro zur Finanzierung eines neuen Verteidigers zur Verfügung. Erster Kandidat ist der Schwede Rasmus Bengtsson (23) von Trelleborg FF.

Ohne Frage zieht der HSV mit der Ratenstrategie Wechsel in die Zukunft – schließlich werden die kommenden Geschäftsjahre schon jetzt belastet. Allerdings: Im Gegenzug kassiert der HSV Ablösen für Spieler, die den Verein längst verlassen haben. So muss Manchester City für Nigel de Jong 2010 und 2011 noch Raten von jeweils sechs Millionen Euro nach Hamburg überweisen. "Unsere Finanzplanung ist absolut seriös. Die Liquidität ist auch in den kommenden Jahren in keiner Weise gefährdet", sagt Aufsichtsratschef Horst Becker.

Aber: Lohnt sich das immense Investment in Berg? HSV-Profi Romeo Castelen, der auch in Hamburg die niederländische Ehrendivision ganz genau beobachtet, ist davon überzeugt: "Marcus hat 17 Tore in der vergangenen Saison erzielt, dazu sieben Treffer bei der U-21-Europameisterschaft. Die Zahlen sprechen für sich." Aber auch er warnt: "Die Umstellung von der Ehrendivision zur Bundesliga ist sehr groß. Man müsste Marcus schon Zeit geben, sich in Deutschland zurechtzufinden. Sein Torriecher ist jedenfalls beeindruckend." In der Tat: Berg belegte zuletzt Rang drei in der Torschützenliste der Ehrendivision – vor dem ehemaligen Bayern-Stürmer Roy Makaay und dem Neu-Münchner Danijel Pranjic.