Zügig soll Martin Jols Nachfolger präsentiert werden - mit Leverkusens Bruno Labbadia und Herthas Lucien Favre sind noch zwei Kandidaten im Rennen.

Welche Erfolge haben sie bislang erreicht?

Hamburg. Lucien Favre: Bei Hertha spielte Favre in dieser Saison trotz Billig-Etats (33 Millionen Euro) bis zum vorletzten Spieltag um den Titel, scheiterte erst im Endspurt. Mit dem FC Zürich wurde der frühere Nationalspieler zweimal Meister und einmal Pokalsieger. Zudem holte der zweimalige Schweizer Trainer des Jahres mit Servette Genf, wo er 1985 auch als Spieler die Meisterschaft feierte, 2001 den Pokal.

Bruno Labbadia: Bei Darmstadt 98 begann er 2004 seine Trainerkarriere, stieg mit dem Traditionsklub 2005 in die Regionalliga Süd auf. Nach einem Jahr Pause wurde Labbadia 2007 Coach des Zweitligaklubs Greuther Fürth und belegte Rang sechs. Als Spieler stürmte er für sieben Bundesligaklubs und zweimal für die Nationalmannschaft.

Wie ist ihr Umgang mit schwierigen Spielern?

Favre: Der Noch-Berliner ist umgänglich, gilt aber gleichzeitig als Disziplinfanatiker. Paul-André Cornu, Präsident von Favres erstem Profiklub Yverdon-Sports, beschreibt seinen früheren Zögling als "unerbittlich und strikt". Favre nimmt keine Rücksicht auf große Namen. Nachdem Stürmer Marko Pantelic in der Hinrunde wiederholt disziplinarisch auffiel, ließ der zweifache Familienvater Herthas Publikumsliebling Monate auf der Bank schmoren. Das gleiche Schicksal ereilte zum Saisonende auch Kapitän Arne Friedrich und Topstürmer Andrej Woronin, die in Favres taktischen Überlegungen keinen Platz fanden.

Labbadia: Der Bayer-Coach gilt als "harter Hund", als Disziplinfanatiker, und er gilt als fleißig. Aber er konnte mit seiner spröden Art keine Bande zu seiner Mannschaft knüpfen, es gibt eher ein Unverhältnis zwischen Trainer und Team, die Stars (Rolfes, Helmes, Schneider) reden kaum noch mit Labbadia.

Für welche Art Fußball stehen die beiden?

Favre: Favre ist ein Verfechter des Offensivfußballs, wurde aufgrund seines taktischen Geschicks in der Heimat Superhirnli getauft. Beeindruckt ist er von Trainerlegende Johan Cruyff, mit den Kollegen Arsene Wenger (Arsenal) und Ottmar Hitzfeld (Schweizer Nationalteam) steht er im Kontakt.

Labbadia: Offensive spielt die größte Rolle, Labbadia lässt schwungvoll stürmen - in Leverkusen war es manchem Verantwortlichen und auch dem Team häufig zu offensiv.

Haben die Kandidaten ein Händchen für Talente?

Favre: Beim FC Zürich hat sich der frühere Nachwuchstrainer einen Ruf als Talentspäher erworben. Den Brasilianer Raffael, der heute bei Hertha spielt, hat er in der 2. Schweizer Division entdeckt. In Berlin haben Ebert (22), Cicero (24) und Kacar (22) einen Sprung unter Favre gemacht.

Labbadia: In Darmstadt und vor allem in Fürth hörten ganz junge Spieler auf Labbadia, sie bewunderten einen Trainer, der Nationalspieler war. Anders bei Bayer, dort haben es die meisten Spieler auf viele internationale Einsätze gebracht - mehr als ihr Coach.

Wie kommen sie aus ihren Verträgen heraus?

Favre: Wenn es nach Hertha-Manager Dieter Hoeneß, der Favre selbst für 200 000 Euro vom FC Zürich freikaufte, geht, kommt der Coach gar nicht aus seinem bis 2011 laufenden Kontrakt heraus. Sollte der 51-Jährige aber unbedingt wechseln wollen, dürften sich die Klubs auf eine Ablöse im sechsstelligen Bereich einigen.

Labbadia: Entlässt Leverkusen, wie eigentlich schon seit Wochen im Gespräch, den Trainer, müsste eine Abfindung fließen. Wird aber Labbadia direkt vom HSV "übernommen", entfiele diese Summe X. Es gibt also Gesprächsbedarf.