Riske Betten ist derzeit nicht um ihren Job zu beneiden. Beinahe im Minutentakt klingelt das Mobiltelefon von Ajax Amsterdams Pressesprecherin.

Hamburg/Amsterdam - Und das Anliegen der Anrufer ist immer das gleiche: Martin Jol. Obwohl der Noch-Hamburger von seinem neuen Arbeitgeber offiziell erst heute um 16 Uhr vorgestellt wird, ist in der Hauptstadt der Niederlande schon jetzt eine Jolmanie ausgebrochen. So begrüßten drei Viertel der insgesamt 15 000 (!) Teilnehmer einer Umfrage der Zeitung "De Telegraaf" die Verpflichtung des Nachfolgers von Marco van Basten.

Anders als der ehemalige Bondscoach, der seinen Trainerstuhl nach nur einem Jahr bei Ajax räumte, soll Jol eine neue Ära einläuten, die an die großen Erfolge aus den 90er-Jahren anknüpft. So wurden dem 53-Jährigen bis zu vier neue Spieler versprochen, die bis zu 20 Millionen Euro kosten dürfen. Dabei wurde die Mannschaft bereits im letzten Jahr für 34,25 Millionen Euro verstärkt. Und anders als in Hamburg, wo Sportchef Dietmar Beiersdorfer für Käufe und Verkäufe zuständig ist, hat Jol in Amsterdam ähnlich wie zuletzt Felix Magath in Wolfsburg das alleinige Sagen. Danny Blind, der unter van Basten als Sportchef tätig war, soll zum Assistenztrainer degradiert werden.

HSV-Fitnesstrainer Martin Lindemann und Jols Bruder Cock sollen den Holländer in seine Heimat begleitet. Was aus Hamburgs Techniktrainer Ricardo Moniz und Co-Trainer Zeljko Petrovic, die Jol vor einem Jahr zum HSV holte, wird, ist dagegen noch nicht klar. Gerade für Petrovic dürfte in Amsterdam kein Platz frei sein, da neben Blind auch van Bastens zweiter Assistent John van't Schip weiterhin für Ajax arbeiten soll.

Jol, der offiziell als Technischer Direktor eingestellt wird, soll in Amsterdam neben seiner Trainer- und Managertätigkeit auch die Jugendabteilung, die zweite Mannschaft und die Scoutingabteilung leiten. Ähnliche Kompetenzen hatte er sich für die neue Saison auch in Hamburg gewünscht, woran letztlich eine Vertragsverlängerung scheiterte. "Jol ist der richtige Mann am richtigen Platz", sagt Nigel de Jong, der es als ehemaliger Ajax- und HSV-Profi am besten wissen muss. (ks)