In der Nachspielzeit kreuzte der Bremer Pizarro frei vor dem HSV-Tor auf, das 1:1 schien unvermeidlich. Aber da stand ja noch Frank Rost - wie ein Fels in der Brandung.

Bremen - Der 35-jährige Torwart machte sich breit und breiter, ließ sich anschießen und hielt das "zu Null". Die größte Werder-Chance wurde von Rost mit seiner ganz Routine und seinem großen Können vereitelt. Später spielte der HSV-Torhüter seine Glanztaten in einem eher recht leisen Ton herunter: "In einem Uefa-Cup-Halbfinale darf man sich keine Auszeiten und keine Fehler erlauben . . ."

Rost, der nüchterne Analytiker. Während die HSV-Fans, die nach dem Spiel eine halbe Stunde lang im Stadion bleiben mussten, noch voller Freude sangen ("Istanbul ist schöner als Berlin") sagte Realist Rost: "Wir wissen die Euphorie schon einzuordnen. Die Fans dürfen ruhig singen, aber so lange wir noch nichts gewonnen haben, machen wir da nicht mit."

Jetzt ist erst einmal Halbzeit im Uefa-Cup. Der HSV führt 1:0, aber was ist schon ein 1:0 gegen Werder? Die Bremer waren in allen Jahren auch (und ganz besonders) in Hamburg zu allem fähig.

Das weiß auch Guy Demel, der beim Europapokal-Abend an der Weser der beste Spieler auf dem Rasen war. Der Mann von der Elfenbeinküste spielte 90 Minuten lang auf einem überragenden Niveau, er schien unüberwindlich, er ließ auf seiner rechten Außenbahn nichts anbrennen und tat auch nach vorne sehr viel, spielte sich einige Male äußerst trickreich - dabei an das verletzte "Schlitzohr" Thimothee Atouba erinnernd - Richtung Werder-Strafraum durch. Der Lohn für dieses couragierte Auftreten war die lehrbuchartige Flanke auf den Kopf von Trochowski.

"Dieses Spiel war so wichtig für uns, für die Moral, für die Zukunft der Mannschaft. Viele Leute hatten uns schon abgeschrieben, aber dieses Team hat Charakter und Qualität", sagte der 27-jährige Demel, der von seinem eigenen starken Spiel nichts wissen wollte. Der 1,88 Meter große und 88 Kilo schwere Abwehrspieler sagte nur: "Ich habe den Jungs während der Zeit, in der ich verletzt zuschauen musste, gesagt, dass ich hoffe, im Uefa-Pokal noch einmal dabei sein zu können. Jetzt bin ich da, jetzt bin ich wieder frisch, jetzt bin ich in Form, jetzt will ich der Mannschaft helfen."

Diese Worte unterstrich Guy Demel in Bremen überaus eindrucksvoll. Kann er diese hervorragend Verfassung konservieren, bleibt er von weiteren Verletzungen verschont, so könnte er zu einer großen HSV-Stütze im Meisterschafts-Schlussspurt werden. (ma/ks)