Sollten Bremens Diego und Claudio Pizarro am heutigen Abend nur halb so gut in Form sein wie nach dem gestrigen Abschlusstraining, dürften sie Hamburgs Defensivabteilung im Halbfinal-Hinspiel des Uefa-Cups vor nahezu unüberwindbare Probleme stellen.

Bremen - So umdribbelte Werders Offensiv-Duo gewohnt lässig das dichte Bollwerk aus Kameramännern und Notizblockträgern, die nach der lockeren Einheit auf Übungsplatz zehn unweit des Weserstadions allzu gern mit den beiden über die zweite Episode des Derby-Vierteilers gesprochen hätten. "Wie im DFB-Pokal wird es sicherlich erneut ein sehr enges Spiel geben. Wir müssen unbedingt versuchen, das erste Tor zu schießen", ließ sich Diego noch entlocken, ehe er gemeinsam mit Stürmer Claudio Pizarro in der Umkleide verschwand.

Nur wenige Meter entfernt wollen die beiden Südamerikaner im heutigen Spiel gegen den HSV den Grundpfeiler dafür setzen, dass sie nach dem Erfolg im DFB-Pokal nun auch im Uefa-Cup ins Endspiel in Istanbul einziehen. Denn obwohl Diego und Pizarro mehr als je zuvor die Garanten für Bremer Siege sind, hat bislang keiner der beiden mit Werder je einen echten Titel gewonnen. So durfte sich Diego lediglich über den DFL-Ligapokalsieg 2006 freuen, Pizarro ging bislang sogar komplett leer aus.

Das soll sich in diesem Jahr ändern. Und nicht nur Werders Sportchef Klaus Allofs weiß, dass es ansonsten wohl sehr schwer werden dürfte, Diego und Pizarro auch in der kommenden Saison zu halten. "Es ist ein sehr wichtiges Spiel, aber wir wollen auch ohne internationalen Wettbewerb die Mannschaft beisammen halten", wehrt Allofs allzu pessimistische Zukunftsprognosen zwar ab, weiß aber selbst, dass ohne einen Titel und ohne die Möglichkeit, auch in der kommenden Saison international für Furore zu sorgen, Bremens südamerikanische Stars wohl das Weite suchen werden.

Besonders über Diegos Zukunft wurde an der Weser in der Vergangenheit bereits viel geredet und geschrieben. So wird 110 Kilometer südlich von Hamburg gerne spekuliert, ob und wann der Brasilianer denn nun nach Italien wechsle. Nun bestätigte erstmals auch Allofs gegenüber der "Kreiszeitung Syke" ein konkretes Interesse Juventus Turins: "Ja, es hat Gespräche gegeben." So soll sich Juves Interesse an dem "Unbesiegbaren" ("Corriere dello Sport") nach Diegos vier Toren in den Viertelfinalspielen gegen Udinese noch mal verstärkt haben. Diego selbst bekräftigt zwar, dass er sich "voll auf die Partie gegen den HSV konzentrieren" wolle, sagt aber auch: "Nach der Saison werden wir eine gute Lösung für mich und für Werder finden." Der 24-jährige Fußball- und Medienprofi weiß eben, wie man charmant von seinem Abschied spricht.

Neben einen neuen Mittelfeldmann müssen sich Bremens Offizielle wohl auch um einen neuen Top-Stürmer bemühen. Denn nachdem Pizarro, der vom FC Chelsea für ein Jahr ausgeliehen ist, in Bremen zu alter Stärke zurückgefunden hat, dürfte er diese in der kommenden Saison genau wie Diego im Ausland demonstrieren. Zwar will man in Bremen erst nach der Saison über einen Kauf des Peruaners entscheiden, doch scheint dieser immer unwahrscheinlicher zu werden.

Das alles wird in Bremen am Tag des Uefa-Pokal-Hinspiels unter der Überschrift "Zukunftsmusik" kleingeschrieben. Und sollten Diego und Pizarro, die in zwölf internationalen Partien in dieser Saison zwölf Tore erzielten, auch heute Abend gegen den HSV für die entscheidenden Treffer sorgen, könnte zumindest an diesem Abend noch einmal südamerikanische Partymusik im Weserstadion aufgelegt werden. Schließlich kann man auch später noch philosophieren, wer in Bremens Offensive im kommenden Jahr den Ton angibt.