Die schöne Blonde mit dem strammen Schuss – Nationalspielerin Kim Kulig strebt im Sommer den WM-Titel im eigenen Land an. Ein Porträt.

Hamburg. Kim Kulig könnte auch professionell modeln – so gut gelaunt, locker und lässig posiert sie beim Fotoshooting in der Hamburger Innenstadt. In eine übergroße dunkle Gucci-Sonnenbrille hat sich die modebewusste Nationalspielerin verguckt – der Fotograf hat sichtlich Freude daran, die Fußballerin mit dem Faible für Brillen und Schuhe aus sämtlichen Blickwinkeln abzulichten.

Viele Neugierige bleiben stehen, doch niemand erkennt die 1,76 Meter große Spielerin. Einen richtigen Promi-Status hat die 21- Jährige nach drei Jahren bei den Bundesliga-Fußballerinnen an der Elbe noch nicht. Im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen vom Hamburger SV kann sie unerkannt im Café sitzen und plaudern. Nur ein wenig peinlich ist ihr die Aufmerksamkeit, die ihr und den Fotografen beim Termin an der Alster zuteilwird. „Ich bekomme aber immer mehr Erfahrung bei solchen Terminen“, sagt Kulig, die vor der Weltmeisterschaft im eigenen Land sogar bei einem Werbetrailer in Südafrika mitwirkte.

„Das hat Spaß gemacht, aber da waren auch noch andere aus unserem Nationalteam dabei“, erzählt die schlanke Blonde mit dem strammen Schuss. Sie hat einiges vor in diesem Sommer, in dem sie eine Hauptrolle in einem Sommermärchen spielen will und zudem von Hamburg nach Frankfurt umzieht. „Wir sind in Deutschland, es kann nur der Titel sein“, sagt die U-20-Weltmeisterin cool, „wir haben uns den Druck selbst gemacht und einfach vorher alles abgeräumt.“ Dabei ist es die erste WM für die gläubige Schwäbin.

Um sich weiterzuentwickeln, wechselt die Studentin des Sportmanagements zum 1. FFC Frankfurt und träumt von der Champions League. Sie hat Bammel vor der Veränderung, will aber auch den nächsten Karriere-Schritt machen: „In Hamburg bin ich erwachsen geworden, habe mein Abitur und den Führerschein gemacht und bin in die Bundesliga gekommen. Die Stadt ist mir zur Heimat geworden.“ Gerade wurde sie zu Hamburgs Sportlerin des Jahres gewählt. Sie wird Freunde vermissen, die Beziehung zu einem HSV-Spieler ist aber schon länger beendet.

2008 kam sie als 18-Jährige vom Zweitligisten Sindelfingen in die Großstadt und meisterte das Leben auf eigenen Füßen mit Bravour. „Mut und Leidenschaft“ hat sie sich in arabischen Lettern auf ihren Arm tätowieren lassen – das braucht sie auch, wenn sie am Main ihre Zelte aufschlagen wird. Zur Seite stehen wird ihr dabei FFC-Manager Siegfried Dietrich, der schon länger ihr Berater ist und sie nun zum DFB-Pokalsieger und sechsmaligen Meister lotste. Die Hessinnen wollen im deutschen Frauenfußball wieder die unangefochtene Nummer eins werden – auch mit Hilfe von Kim Kulig.